Schäden der Verpackung
Von Daniel Bratanovic
Fünf Jahre nach Bekanntwerden des ersten Coronafalls in Deutschland klingt die Bereitschaft, die politisch-administrativen Maßnahmen und den Verlauf wie den Sound der öffentlichen Diskussion während der Pandemie aufzuarbeiten, bestenfalls verhalten an. Aber selbst der noch amtierende Gesundheitsminister räumt inzwischen ein, dass etwa der damalige öffentliche Umgang mit Impfskeptikern bisweilen stigmatisierende Züge angenommen hatte.
Von der Impfung selbst beziehungsweise von den Impfstoffen ist derweil fast gar nichts mehr zu vernehmen. Die Sache scheint erledigt. Das gilt selbstverständlich nicht für die medizinische Forschung. So beschäftigte sich ein Aufsatz, der in der Ausgabe 12/24 der Zeitschrift Spektrum der Wissenschaft erschien, mit wiederkehrenden heftigen Unverträglichkeiten nach Verabreichung von Impfdosen gegen Covid-19. Durchgängig handelte es sich dabei um die Impfstoffe der Pharmaunternehmen Biontech und Moderna, deren Vakzine ungewöhnlich, nämlich auf neue Weise verpackt sind.
Alles längst schon mal gewusst, aber vermutlich fast schon wieder vergessen, sei daran erinnert, dass bei der im übrigen rasant entwickelten Präventivarznei zwischen vier Typen zu unterscheiden ist. Erstens der klassische Totimpfstoff: Aus Viren, die zuvor inaktiv, also vermehrungsunfähig gemacht wurden, wird eine haltbare Lösung hergestellt. Zweitens der Proteinimpfstoff, bei dem nur ein Teil des Virus zur Immunisierung benutzt wird. In der Regel sind es Bestandteile der Virushülle. Beim SARS-CoV-2-Virus ist es das Spike-Protein, also jene »Stachel«, die das Virus benutzt, um an die Wirtszelle anzudocken und in sie einzudringen. Drittens der Vektorimpfstoff, bei dem die zum Ring geschlossene DNA des Virus in die Hülle eines anderen, ungefährlichen Virus verpackt wird. Viertens der mRNA-Impfstoff: Dabei kommt die einsträngige RNA direkt zum Einsatz, um das Spike-Protein zu synthetisieren. Eine Virushülle ist nicht mehr nötig. Die Verpackung, das ist der Clou, ist von ganz anderer Art. Es handelt sich um Lipidnanopartikel, die chemisch den Hauptbestandteilen der Zellmembran ähneln, mit der sie dann verschmelzen und ihren Inhalt, die mRNA, in die Zelle freigeben.
Der Impfstoff mit seiner speziellen Verpackung löste also bei einigen Menschen lebensbedrohliche Nebenwirkungen aus. Diese Abwehrreaktion wird als CARPA bezeichnet: »Complement activation-related pseudoallergy«. Generell zeigen sich CARPA-Symptome beim Einsatz von Nanoarznei – also nicht nur bei den modernsten Impfstoffen – bei jedem zehnten bis 50. Patienten, von den Betroffenen wiederum stirbt jeder 100. bis 1.000.
Untersuchungen an Schweinen zeigten, dass nicht die mRNA für die pseudoallergische Reaktion verantwortlich ist, sondern der an sich unschädliche und vielseitig eingesetzte Stoff Polyethylenglykol. Das organische Polymer hilft dabei, verpackte Nanomedizin auf dem Weg durch den Körper dorthin zu bringen, wo sie benötigt wird. Es macht die Lipidkügelchen wasserlöslich und ermöglicht so erst den Transport durch die Adern.
Die Profitmaschinen der Pharmaindustrie stehen jetzt vor dem Problem, ihre Nanomaschinen, die wiederkehrend Immunreaktionen hervorrufen, anzupassen. Denn die Technologie beschränkt sich längst nicht auf die Anwendung als Impfstoff. Biontech und Moderna erwarten, mit den Lipidnanopartikeln spezifische Krebsmedikamente in den je zu bekämpfenden Tumor hineinzuschaffen. Der mögliche Segen verspricht vor allem ein Riesengeschäft; da sollten unter Umständen tödlich verlaufende Pseudoallergien ausgeschlossen sein.
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Leserbrief von Onlineabonnent/in Heinrich H. aus Stadum (27. Januar 2025 um 21:35 Uhr)Zahlen bitte! Das Risiko, an der Paseudoallergie zu sterben liegt, nimmt man die Zahlen aus dem Artikel, bei Eins zu Tausend bis Eins zu Fünfzigtausend ( = 1 : (10 x 100) bis 1 : (50 x 1000)). Wenn das Sterberisiko bei einer Erkrankung ohne Impfung (wesentlich) geringer als Eins zu Tausend ist, sollte darauf verzichtet werden. Ist es höher als eins zu Tausend, dürfte die Ärztin die Impfung empfehlen. Beispiel Tuberkulose: »Die BCG-Impfung gegen Tuberkulose wird von der Ständigen Impfkommission (STIKO) am Robert Koch-Institut seit 1998 nicht mehr empfohlen. Gründe: günstige epidemiologische Situation in Deutschland mit geringem Infektionsrisiko in der Bevölkerung, eine Schutzeffektivität von 50-80% in Abhängigkeit von Alter und der Art der Erkrankung, sowie nicht selten unerwünschte Nebenwirkungen … .« (https://www.rki.de/SharedDocs/FAQ/Impfen/Tuberkulose/FAQ01.html). Erinnerung an Paracelsus: »Wenn ihr jedes Gift wollt recht auslegen, was ist, das nit Gift ist? Alle Ding sind Gift und nichts ohn Gift. Allein die Dosis macht, dass ein Ding kein Gift ist.« Man wende diesen Satz auf den »an sich unschädliche[n] und vielseitig eingesetzte[n] Stoff Polyethylenglykol« an: contradictio in adiecto!
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