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Aus: Ausgabe vom 29.01.2025, Seite 16 / Sport
Sportpolitik

Trübe Aussichten

Das »Kommunalpanel 2024« nennt zahlreiche Gründe für marode Sportstätten und den Mangel an modernen Sportanlagen
Von Andreas Müller
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Auch das Seitpferd kann nicht mehr

In diesem Land gibt es 130 Milliardäre, deren Vermögen über 625 Milliarden Euro beträgt. Man stelle sich vor, ein paar von ihnen wären große Sportfreunde und würden, da der Bund für die Sanierung maroder Sportstätten über Jahrzehnte nur Krümel spendiert hat, einen Bruchteil ihres Vermögens in die Renovierung stecken. Bereits ein Prozent wären stolze 6,25 Milliarden Euro. Doch damit allein wäre gegen den gewaltigen Investitionsrückstau nicht anzukommen. Das Deutsche Institut für Urbanistik hat in seinem »Kommunalpanel 2024« herausgearbeitet, weshalb das so ist. 18 potentielle Investitionshemmnisse sind dort aufgelistet, sie betreffen auch die moderne Sportstätteninfrastruktur, begründen darüber hinaus, woran es bei der Sanierung der maroden, teils kaputten, einsturzgefährdeten von bundesweit 231.000 Sportanlagen hapert.

Kämmerer aus insgesamt 799 Kommunen im Bundesgebiet mit jeweils mehr als 2.000 Einwohnern wurden für das »Kommunalpanel 2024« danach gefragt, was sich negativ auf die Investitionstätigkeit vor Ort auswirke. Gesamtresümee: »Die finanzielle Lage der Kommunen verschlechtert sich.« Fehlende Finanzmittel sind das größte Hindernis, um unter anderem Sportanlagen auf Vordermann zu bringen. 55 Prozent der Kommunen geben an, dass Investitionsprojekte ob knapper Kassen »nicht durchgeführt« werden konnten, 42 Prozent gingen Projekte wegen unzureichender Eigenmittel »in abgespeckter Form« an. 41 Prozent mussten wegen zu geringer Steuereinnahmen oder Zuweisungen bereits geplante Investitionsprojekte »um mindestens ein Jahr« aufschieben. Nebeneffekt: In Zeiten rasch steigender Baupreise schossen die Kosten in der Zwischenzeit munter nach oben.

Bürokratische Hürden für Investitionen kommen hinzu. 57 Kommunen beklagen, dass sich Vorhaben aufgrund langer Bearbeitungszeiten von Förderanträgen um mindestens ein Jahr verzögerten. Ein Viertel der Kommunen stellte gar keinen Antrag, weil das Prozedere zu kompliziert war. Eine weitere Hürde heißt »Komplexität im Baurecht, in Genehmigungs- und Vergabeverfahren«. Ihr »verdanken« 60 Prozent der befragten Kommunen, dass sich Projekte um mindestens ein Jahr verzögern. Fast zwei Drittel nennen als Grund fürs Schneckentempo »Lieferengpässe bei Baumaterialien«. Beinahe ebenso viele der Befragten geben an, dass der Personalmangel in der Bauverwaltung und unzureichende Digitalisierung bei den Behörden zu erheblichen Verzögerungen bei Investitionsvorhaben führen, was wiederum der Verteuerung Vorschub leistet. Kein Wunder, dass infolge gestiegener Preise 23 Prozent der Kommunen zugeben, einzelne ihrer Investitionsprojekte komplett storniert zu haben, und 30 Prozent sich nur noch für eine »abgespeckte Form« entscheiden wollten.

Im »Kommunalpanel 2024« wird, wie wir gesehen haben, eine Vielzahl von Ursachen benannt und gut begründet, weshalb es auch an der sportlichen Basis bestenfalls zum Stückwerk reichen kann. Oder anders gesagt: Wie sollen unter den geschilderten Voraussetzungen zeitgemäße Sportstätten zur Verfügung stehen können oder eine ausreichende Anzahl von Schwimmbädern? Es ist der reinste Hürdenwald. Vom eklatanten Geldmangel zur Sanierung von Altsubstanz gar nicht erst wieder anzufangen. Die Zukunft dürfte eine düstere sein: Immer mehr bejahrten Hallen und Sportanlagen droht die baupolizeiliche Sperre. Eben weil die Kommunen nicht in die Lage versetzt werden, Sportstätten instand zu halten, zu sanieren, zu modernisieren. Leidtragende sind die (Freizeit-)Sportler, junge, alte, alle.

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