Bewährt seit 1883
Von Bernhard KrebsWenn am Freitag abend die französische Rugbynationalmannschaft in Saint-Denis bei Paris im heimischen Stade de France vor rund 80.000 Zuschauern auf die Auswahl aus Wales treffen wird, dann bedeutet das den Auftakt zu den 25. »Six Nations«. Insgesamt ist es die 131. Auflage des ältesten Rugbyturniers der Welt. Erstmals 1883 zwischen England, Irland, Schottland und Wales unter dem Namen »Home Nations« ausgespielt, wurde das Turnier 1910 um Frankreich zu den »Five Nations« erweitert. Von da an dauerte es 90 Jahre, bis mit Italien der sechste Teilnehmer zu Europas Rugbyelite hinzustieß. Seither konnte der Neuling aber noch keinen Titel gewinnen und wurde vielmehr 18mal Letzter. Ihre beste Plazierung errangen die »Azzurri« 2007, als sie Vierter wurden.
Topfavorit in diesem Jahr ist einmal mehr Irland, das die Chance hat, als erstes Team seit Italiens Aufnahme einen Titelhattrick zu erreichen. Nach dem überzeugenden »Grand Slam« 2023, bei dem Irland alle fünf Partien gewinnen konnte, unterlag das Team von Headcoach Andy Farrell 2024 lediglich im Londoner Twickenham Stadium. Im Mekka des Rugbysports, das mittlerweile von dem Namen »Allianz-Arena« verunziert wurde, kassierten die Iren gegen England eine bittere 23:22-Niederlage. Sargnagel für den zweiten Grand Slam in Folge war ein von den Engländern sensationell herausgespieltes Dropgoal von Marcus Smith in der 80. und somit letzten Spielminute. Allerdings gibt es in diesem Jahr auf irischer Seite eine Unbekannte mit Interimscoach Simon Easterby, da der äußerst erfolgreiche Farrell die Ehre hat, die »British and Irish Lions« für ihre Australientour im Sommer aufzustellen und zu coachen. Die Lions sind eine Auswahl der besten Spieler der aufs schärfste miteinander rivalisierenden »Home Nations«, die alle vier Jahre im Wechsel durch eine der drei großen Rugbynationen der Südhemisphäre — Australien, Neuseeland oder Südafrika — touren.
Neben Spielen gegen australische Klubmannschaften und Auswahlmannschaften wird es im Sommer auch drei obligatorische Tests gegen das australische Nationalteam »Wallabies« geben. Die Testspiele sind unbestreitbar Höhepunkt einer jeden Lions-Tour, die seit 1888 ein schillerndes Highlight im Rugbykalender darstellt.
Zurück zu den »Six Nations«: Frankreich dürfte nach Irland die größten Chancen auf einen Titelgewinn haben. Die französischen Klubs haben im Dezember und Januar die Vorrunde des Champions Cup, der europäischen Königsklasse im Klubrugby, dominiert. Union Bordeaux-Bègles und Stade Toulousain waren die beiden stärksten Mannschaften im Gesamtklassement. Spieler beider Teams bilden wenig überraschend auch das Rückgrat der Nationalmannschaft. Zudem kann die »XV de France« in diesem Jahr wieder auf Wunderkind Antoine Dupont zählen. 2024 hatte der etatmäßige Scrum-half von »Les Bleues« ein Sabbatical eingelegt, um in der Siebener-Variante an den Olympischen Spielen in Paris teilzunehmen. Ein Ausflug, der sich für das französische Team und Dupont mit dem Gewinn der Goldmedaille mehr als auszahlte. Letztmalig die »Six Nations« gewinnen konnte Frankreich 2022.
Nicht völlig chancenlos gehen auch England und Schottland ins Turnier — beide werden von den Buchmachern allerdings deutlich schlechter bewertet als die Favoriten. Im vergangenen Jahr war England nur in seiner Unbeständigkeit beständig. Dem brillanten Sieg gegen Irland war ein schmachvolles 21:30 in Edinburgh gegen Schottland vorangegangen. Gegen ein schwaches Wales (16:14) und unglückliche Italiener (27:24) gelangen nur Zittersiege. Bei den »Autumn Internationals«, einer Testspielserie zwischen Mannschaften der Nord- und Südhemisphäre im vergangenen November, unterlag das Team von Headcoach Steve Borthwick einer neuseeländischen Auswahl, die vor Kraft kaum laufen konnte, nur knapp mit 22:24. Eine Woche später blamierte sich England, als es gegen im Umbruch befindliche »Wallabies« eine 37:42 Niederlage setzte.
Dennoch: Sollte England wider Erwarten am Sonnabend in Dublin Irland schlagen können, könnte das Team um Ausnahmestürmer und Kapitän Maro Itoje zu einem ernsthaften Titelaspiranten werden. Schottland hingegen hat sich in den zurückliegenden Jahren unter Headcoach Gregor Townsend sowie um Fly-half und Kapitän Finn Russell kontinuierlich verbessert. So konnte das Team seit 2021 ununterbrochen den »Calcutta Cup« gewinnen, der seit 1879 jährlich zwischen England und Schottland ausgespielt wird. Um aber erstmals seit 1999 wieder das Turnier siegreich zu gestalten, müsste Schottland diese Leistung konstant über fünf Partien abrufen.
Den Auftakt bestreitet Schottland am Sonnabend in Edinburgh gegen Italien. Die »Azzurri« sind immer noch, trotz einer sehr positiven Entwicklung unter dem argentinischen Headcoach Gonzalo Quesada, krasser Außenseiter im Turnier. Wie schon im vergangenen Jahr werden wohl Italien und Wales den symbolischen »Wooden Spoon« für den Turnierletzten unter sich ausmachen. Das walisische Team befindet sich mitten in einem unter dem australischen Headcoach Warren Gatland unglücklich verlaufenden Umbruch. Seit Oktober 2023 hagelte es zwölf Niederlagen in Folge.
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