Wie du mir, so ich dir
Von Jörg KronauerMit umfassenden Zöllen auf Einfuhren aus Mexiko, Kanada und China haben die Vereinigten Staaten den Handelskrieg gegen ihre drei größten Handelspartner eröffnet. US-Präsident Donald Trump verhängte am Sonnabend Zölle in Höhe von 25 Prozent auf Importe aus Mexiko und aus Kanada sowie Zölle in Höhe von zehn Prozent auf Importe aus China. Eine Ausnahme bilden lediglich Erdölimporte aus Kanada, die nur mit zehn Prozent verzollt werden müssen. Dies soll verhindern, dass US-Raffinerien sich künftig in Venezuela statt in Kanada mit Schweröl eindecken. Die Zölle sollen ab Dienstag erhoben werden.
Die Regierungen der drei betroffenen Staaten kündigten am Wochenende umgehend Gegenmaßnahmen an. Am konkretesten wurde dabei bereits am Sonnabend Kanada. Das Land wird ab Dienstag 25-Prozent-Zölle auf Importe aus den USA im Wert von gut 20 Milliarden US-Dollar erheben; in drei Wochen folgen identische Zölle auf Importe im Wert von 85 Milliarden US-Dollar. Die Regierung in Ottawa zieht zudem Restriktionen bei der Ausfuhr von Rohstoffen in die USA in Betracht und ruft die Bürger des Landes auf, kanadische statt US-amerikanische Produkte zu kaufen, um die Schäden für die eigene Wirtschaft zu reduzieren.
Mexikos Präsidentin Claudia Sheinbaum kündigte ebenfalls Gegenzölle an; Details wurden allerdings zunächst nicht bekannt. Berichten zufolge zieht Mexiko eine Art rotierender Zölle in Betracht, die unterschiedliche US-Exporteure abwechselnd treffen und bei allen ein Gefühl der Unsicherheit verbreiten sollen. Auch China kündigte Gegenmaßnahmen an, blieb dabei aber – jenseits der Mitteilung, bei der WTO eine Klage einreichen zu wollen – ebenfalls noch vage. Unklar ist nicht zuletzt, wie Trump auf die Gegenmaßnahmen reagieren wird. Das Dekret, mit dem er die Zölle festlegte, enthält die Option, sie bei Gegenwehr der von ihnen betroffenen Staaten noch weiter zu erhöhen.
US-Medien nahmen am Wochenende insbesondere die Preissteigerungen in den Blick, die aufgrund der Zölle nun der US-Bevölkerung drohen. Untersuchungen früherer Zollschlachten mit China zeigten, dass die US-Importzölle zu über 90 Prozent von US-Importfirmen und von US-Verbrauchern gezahlt wurden. Konkret wird nun mit einer deutlichen Teuerung etwa bei Obst, Gemüse und Bier (aus Mexiko), bei Autos (aus Mexiko und Kanada) oder bei Batterien (aus China) gerechnet. Insgesamt kamen zuletzt 41,5 Prozent aller US-Einfuhren aus diesen drei Ländern; die Zölle werden also erhebliche Summen aus den Geldbeuteln von US-Firmen und -Verbrauchern in die Staatskasse spülen.
Größere Verwerfungen befürchtet nicht zuletzt die Kfz-Industrie. Autohersteller mit Standort in Mexiko oder in Kanada sehen ihre Profite und ihren Absatz in den USA kollabieren. Aber auch Kfz-Produzenten mit Standort in den USA stehen vor gravierenden Problemen: 42 Prozent sämtlicher US-Importe von Autoteilen kommen aus Mexiko, 13 Prozent aus Kanada. Auch auf sie fallen Zölle in Höhe von 25 Prozent an. Weil die Branche grenzübergreifend strukturiert ist und Teile im Produktionsprozess zum Teil mehrfach die Grenze überschreiten, müssen sie unter Umständen mehrfach verzollt werden. Zu den Konzernen, die wohl am härtesten getroffen werden, gehört VW. Laut Moody’s drohen dem Unternehmen Einbußen in Höhe von 2,8 Milliarden Euro. VW zieht inzwischen eine Ausweitung seiner Produktion in den USA und den Bau von US-Werken der Tochterfirmen Audi und Porsche in Betracht.
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