Strafen zünden nicht
Von Raphael Molter
Am vergangenen Freitag sorgte eine spektakuläre Veröffentlichung für Aufruhr im verbandsorganisierten Fußball Deutschlands. Vereine und Fanszenen aus ganz Ostdeutschland haben sich in einem Statement gegen die verbandsrechtliche Sanktionierung von Pyrotechnik ausgesprochen – und geben sich damit als Bündnis für Fankultur zu erkennen. Gefordert wird die »konsequente Abschaffung« der Verbandsstrafen bei Einsatz von Pyrotechnik. Die »Einheit aus/der Fankurven und Vereinsverantwortlichen« wird beschworen. Seit über einem Jahr finden regelmäßige Treffen statt, nun tritt man auch öffentlich gegen die Strafenpolitik der Verbände auf. Vorausgegangen war ein Beschluss auf der Mitgliederversammlung des FC Carl Zeiss Jena im November 2023, bei der die eigene Vereinsführung unter dem Motto »Strafen zünden nicht!« aufgefordert wurde, die besagten Sanktionierungen durch »vernetzte Arbeit zu verändern«.
Das vorläufige Ergebnis kann sich durchaus sehen lassen: Anhänger fast aller ostdeutscher Fanszenen haben sich in dem Bündnis zusammengeschlossen. Die Vereinsfunktionäre wurden auf den entsprechenden Kurs verpflichtet, nachdem man nicht nur in Jena in den Fankreisen um breite Unterstützung geworben hatte.
Die Verpflichtung der eigenen Vereinsführung dürfte über den Osten hinaus Schule machen. In der Kritik stehen nicht allein die finanziellen Belastungen durch die Strafen, sondern auch die Aussagen und Maßnahmen seitens der Verbände, die Erkenntnisse ob der Verletztenzahlen und ähnliches gerne ignorieren. Damit werden die Wünsche von Fußballfans nun in Stellung gegen die Fußballverbände gebracht. Die Verbandsstrafen bezüglich Pyrotechnik im Stadion sind konkrete Ausformung eines Klassenkampfs von oben – das Bündnis der Fans kann als Ausdruck der eigenen Stärke und des Drangs nach Freiraum und Freiheit gelten. Der Nordostdeutsche Fußballverband (NOFV) zeigte sich bereits kompromissbereit. Ob das im Sinne der Freiheitssuchenden ist, bleibt explosiv offen.
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