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Aus: Ausgabe vom 06.02.2025, Seite 14 / Leserbriefe

Aus Leserbriefen an die Redaktion

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Appell an die Sprayer

Zu jW vom 30.1.: »Antimilitaristische Tramfahrer«

Ich danke den Tramfahrern für ihre Aktion und für ihren Mut! Eine Reaktion auf die zunehmende Werbung der Armee im öffentlichen Raum ist wahrlich überfällig. Ihr schreibt, dass Bundeswehr-Werbung in anderen Städten gemeldet werden soll. Nun, da kann man ohne zu zögern Berlin und Dresden nennen (diese Aufzählung ist nicht vollständig!) – derart ausgestattete Fahrzeuge sind da schon an mir vorbeigerauscht. Wo sind die Sprayer, die sonst alle möglichen Gebäude und Fahrzeuge mit ihren Kommentaren versehen? Die Werbung ist – das muss man »anerkennen« – wirklich hoch professionell gemacht. Da hat man viel Geld reingesteckt. In Hamburg kam ich mehrere Tage an einer Plakatwand mit dem Schriftzug »Das Gefühl, wenn eine ganze Armee hinter dir steht« vorbei. Dieses Plakat hat gewirkt und mir große Angst eingejagt. Sehr große.

Monika Meinecke, Hamburg

Ablenkungsmanöver

Zu jW vom 3.2.: »Vorgeführt«

Ich denke, diese ganze Beteiligung des BSW an dieser Migrationsdebatte mit dem Fokus auf die Nützlichkeit oder Nutzlosigkeit von Menschen fremder Herkunft und ihren Kosten für die Nation ist schon bezeichnend. Sie lenkt von den eigentlichen Problemen in diesem Land ab. Die vollzogene und geplante Abwälzung der Kosten der kapitalistischen Krise auf die arbeitende Klasse wird Nebensache, wenn man sich mit der Migration beschäftigt, mit einem nationalistischen Standpunkt braucht man keinen Klassenkampf zu führen. Schuld sind immer die Fremden.

Norbert Kallscheidt, Friedrichroda

Der korrekte Schwur

Zu jW vom 4.2.: »Halbierter Schwur«

Bitte den Schwur von Buchenwald korrekt zitieren: »Wir stellen den Kampf erst ein, wenn auch der letzte Schuldige vor den Richtern der Völker steht! Die Vernichtung des Nazismus mit seinen Wurzeln ist unsere Losung. Der Aufbau einer neuen Welt des Friedens und der Freiheit ist unser Ziel. Das sind wir unseren gemordeten Kameraden, ihren Angehörigen schuldig.« Dieser Schwur der 21.000 überlebenden Häftlinge des KZ Buchenwald vom 19. April 1945 wird oft in den Worten zusammengefasst: »Nie wieder Krieg, nie wieder Faschismus.« Doch keines dieser sechs Wörter kommt in dem Schwur vor. Darin ist vom Frieden, der Freiheit, der Vernichtung des Nazismus und der Bestrafung der Täter die Rede. Der Krieg war noch nicht zu Ende. Daher heißt es in der Einleitung zu dem Schwur: »Noch wehen Hitlerfahnen! Noch leben die Mörder unserer Kameraden! Noch laufen unsere sadistischen Peiniger frei herum!«

Ich gehöre der VVN-BdA seit 65 Jahren an. Den Schwur haben wir immer als Auftrag angesehen: für Frieden, Freiheit weltweit, Vernichtung des Nazismus mit seinen Wurzeln und Bestrafung der Mörder. Es waren die bürgerliche Justiz und der Verfassungsschutz, die den Schwur zerlegten. Die Wurzeln des Nazismus beseitigen zu wollen, wurde als Angriff auf das Grundgesetz angesehen. Eine der Wurzeln ist der Kapitalismus, aber nicht die einzige. Doch es wurde behauptet, der Kapitalismus sei schützenswerter Bestandteil des Grundgesetzes, was laut gültigem Bundesverfassungsgerichtsurteil aus dem Jahr 1954 nicht den Tatsachen entspricht. Dennoch wird diese Fälschung weiter betrieben – gegen die junge Welt gerichtet, gegen junge Menschen aus Bayern gerichtet, die in den öffentlichen Dienst streben.

Der Angriff auf den Status der Gemeinnützigkeit der VVN-BdA erfolgte mittels dieser Fälschung, wurde jedoch erfolgreich abgewehrt. In diesem Sinne ist es sehr zu begrüßen, dass es wieder massenhafte Proteste gegen die profaschistische AfD gibt. Sie strebt die Remigration eines Viertels unserer Bevölkerung an. Ich finde, die junge Welt sollte in dieser Situation keinen »halbierten Schwur« präsentieren und auf Kritik an der VVN-BdA verzichten. Auf in den Kampf – von den »Omas gegen rechts« bis zu den jungen Menschen von FFF! Und wer bestimmte Aspekte und Wurzeln des Faschismus stärker betonen will, dem ist es doch möglich, indem entsprechende Losungen mitgeführt werden.

Ulrich Sander, Dortmund

»Pubertärer Trotzanfall«

Zu jW vom 3.2.: »Wie du mir, so ich dir«

Wo bleibt die Marktlogik? Wie schön war doch die Zeit, als der Westen der Welt predigte, dass offene Märkte und freier Handel der einzig wahre Weg zum Wohlstand seien. »Handelshemmnisse sind böse! Protektionismus ist rückständig!« hieß es mit feierlicher Stimme auf jedem Weltwirtschaftsgipfel. Und wehe dem, der es wagte, eigene Industrien zu schützen – der wurde augenblicklich als wirtschaftsfeindlicher Populist gebrandmarkt. Doch siehe da, wer entdeckt den Protektionismus nun wieder für sich? Richtig, die USA! Aber nicht etwa still und heimlich, nein – mit voller Wucht und Krawall.

Während Trump das wirtschaftliche Äquivalent eines pubertären Trotzanfalls hinlegt, versuchen die betroffenen Länder mit diplomatischem Feingefühl zu reagieren – oder eben mit der ökonomischen Variante des »Wie du mir, so ich dir«. Aber wer leidet am Ende unter diesem tollen wirtschaftlichen Schachzug? Natürlich die US-Konsumenten, die sich bald an steigenden Preisen für Obst, Gemüse und Bier erfreuen dürfen. Wer hätte gedacht, dass ausgerechnet die selbsternannten Vorreiter des Kapitalismus den Warenkorb der eigenen Bevölkerung so drastisch verteuern würden? Vermutlich die gleichen Leute, die auch dachten, dass ein Handelskrieg irgend jemandem nützt.

Die USA haben also das Rad der Wirtschaftsgeschichte zurückgedreht und feiern den Protektionismus als neueste Innovation. Und während Trump mit stolzgeschwellter Brust seine Handelskriegsflagge schwenkt, steht der Rest der Welt kopfschüttelnd daneben. Ironie des Schicksals: Es war der Westen, der einst für Globalisierung trommelte – und jetzt führt ausgerechnet die Führungsmacht einen Kreuzzug gegen sie. Wo bleibt die Marktlogik?

Istvan Hidy, Stuttgart

Mit einem nationalistischen Standpunkt braucht man keinen Klassenkampf zu führen. Schuld sind immer die Fremden

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