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Aus: Ausgabe vom 07.02.2025, Seite 16 / Sport
American Football

Immer Glück ist Können

American Football: Am Sonntag kommt es im Super Bowl LIV zur Revanche zwischen den Philadelphia Eagles und den Kansas City Chiefs
Von Jens Walter
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»Einfach rausgehen und das Spiel gewinnen« – Patrick Mahomes weiß wenigstens, was er will

Allein kann auch ein Saquon Barkley wenig ausrichten, das weiß er. »Ich bin nicht Superman«, sagt der Running Back der Philadelphia Eagles vor dem großen Tag, »wir spielen das ultimative Teamspiel.« Dennoch könnte der Shooting-Star für sein Team im Super Bowl gegen die Kansas City Chiefs der Schlüssel sein. Seine hervorragenden Leistungen während der Saison sprechen für sich, auf seiner Position kann ihm kein Spieler der National Football League (NFL) das Wasser reichen.

»Fly, Eagles Fly« lautet der Schlachtruf der Fans. Präziser wäre »Run, Eagles, Run«, denn das Team glänzt im sogenannten Rushing. Vor allem dank Barkley, aber auch Quarterback Jalen Hurts ist schwer zu stoppen, wenn er mit dem Ball unter dem Arm losrennt. Wie gefährlich das Laufspiel der Eagles ist, bekamen jüngst die Washington Commanders zu spüren. Mit 55:23 überrollte Philadelphia seinen Gegner im Championship Game der NFC, dem Halbfinale der NFL-Saison. Von acht Touchdowns gelangen sieben durch Rushing. Hurts sorgte für vier, Barkley für drei. Dazu warf der Quarterback für 246 Yards Raumgewinn.

Schon vor zwei Jahren standen sich Eagles und Chiefs im Saisonfinale gegenüber, damals gewannen letztere mit 38:35 nach Verlängerung. Hurts behauptet, die Niederlage habe in ihm »ein Feuer entfacht«. Nick Sirianni versteht das. »Widrigkeiten zu akzeptieren, ist enorm wichtig«, sagte der Headcoach in der Pressekonferenz vor dem Super Bowl LIV, die damalige Enttäuschung sei »der Hauptgrund, warum wir wieder hier sitzen«.

Saquon Barkley erhöht die Chancen auf eine Revanche. Der 27jährige aus der Bronx kam vor der Saison von den New York Giants und schaffte in 16 Einsätzen 2.005 Yards. Er verpasste den Rushing-Rekord von Eric Dickerson (2.105) aus der Saison 1984/85 nur, weil ihn sein Coach im letzten Spiel vor der Meisterrunde lieber schonte. Der Spieler selbst ist kein Fan davon, Statistiken isoliert zu betrachten: »Es gibt Statistiken über Tom Brady und Peyton Manning, als ob diese beiden Jungs gegeneinander antreten würden«, sagte er kürzlich und monierte den Eindruck, die beiden legendären Quarterbacks hätten sozusagen eins gegen eins gespielt. »Das ist nicht die Wahrheit. Es ist ein Mannschaftssport.« Ohne Hilfe bekommt auch Barkley keine Räume, kann nicht durch die Abwehrreihen schneiden. »Wenn fünf Jungs im Backfield stehen, kann ich sie nicht austricksen«, sagt er.

Während bei den Eagles alle Augen auf den besten Running Back der Liga gerichtet sind, dreht sich bei den Chiefs alles um Quarterback Patrick Mahomes, der sein Team zum dritten Super-Bowl-Triumph in Serie führen will. Als Jugendlicher war er »Fan der Dallas Cowboys«, deshalb habe er die damals dominanten »Patriots mehr als alles andere gehasst«, erzählte Mahomes jüngst. Wo einst die New England Patriots mit Tom Brady standen, stehen heute die Kansas City Chiefs mit Mahomes. Der Quarterback und seine Kollegen um den kongenialen Tight End Travis Kelce können mit dem »Three-Peat« Sportgeschichte schreiben. Viele Footballfans wünschen sich derweil endlich einen anderen Champion und halten es am Wochenende mit den Eagles.

Es gehe nicht nur darum, Philadelphia zu schlagen, sondern auch »alle anderen«, meint Mahomes. Wie einst die Patriots trägt auch die Chiefs eine Wir-gegen-den-Rest-der-Welt-Mentalität. Ob die Offensive, die Defensive oder die Special Teams: Alle Mannschaftsteile sind in der Lage, für »Big Plays« zu sorgen. Im Team von Coach Andy Reid greift alles ineinander. Manchmal hilft auch das Glück, etwa bei einigen Schiedsrichterentscheidungen. Doch immer Glück ist Können (Hermann Gerland), im dramatischen AFC-Championship-Game gegen die Buffalo Bills versenkte Kicker Harrison Butker das siegbringende Field Goal. So entsteht eine Aura.

Ob am Ende Chiefs oder Eagles siegreich sind – sie werden einen besonders prominenten Gratulanten haben. Der neue alte US-Präsident Donald Trump hat angekündigt, für das Spiel nach New Orleans zu kommen. Er sorgt damit für ein Novum, der 78jährige ist der erste Präsident, der während seiner Amtszeit dem NFL-Finale beiwohnt. Der Super Bowl ist schon unter normalen Umständen eine Veranstaltung mit höchsten Sicherheitsvorkehrungen. Trumps Vorgänger wollten das größte Sportevent nicht politisch aufladen. Der Besuch ist zusätzlich pikant, denn der Präsident hatte die Liga und deren Commissioner Roger Goodell in den vergangenen Jahren wiederholt kritisiert. Spieler, die sich an den Kniefallprotesten gegen Polizeigewalt und Rassismus in den USA beteiligten, bezeichnete der Republikaner in seiner ersten Amtszeit als »Hurensöhne«. Der übertragende Fernsehsender Fox wird im Vorfeld des Spiels ein aufgezeichnetes Interview mit Trump ausstrahlen.

Eins wird dagegen fehlen: Seit 2021 stand in einer der Endzonen immer der Slogan »End Racism« (Beendet Rassismus). Dieses Jahr hält die NFL »Choose Love« (Wähle die Liebe) für »die passende Botschaft«.

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