Aus Leserbriefen an die Redaktion
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Schmusekurs mit AfD?
Zu jW vom 3.2.: »Vorgeführt«
Entgegen den anderen Kommentaren finde ich den Artikel wichtig und richtig. »Linkskonservatismus« (dieses Wort ist in sich ein Paradox) hin oder her – das BSW dient sich mit Wagenknecht immer stärker rechten Narrativen an. Der Schmusekurs des BSW mit der AfD verschreckt linke Wähler. Punkt. Ich kann sie daher nicht wählen. Das Thema soziale Umverteilung spielt auch im Wahlkampf des BSW kaum eine Rolle. Statt dessen geht es plump nur gegen Migranten – eine Gruppe von Menschen, die häufig auch im sozial prekären Bereich arbeitet. Statt die Arbeiterklasse, bestehend aus Deutschen und Migranten, zu einen, wird sie durch Sahra gespalten. Und Sahra hat zuletzt auch gegen Bürgergeldempfänger gehetzt. Ebenfalls sehr enttäuschend. Es ist bedauerlich um die paar wenigen guten BSW-Mitglieder, die sich für eine gute Außenpolitik einsetzen. Ich denke, sie wären in einer anderen linken Partei besser aufgehoben.
Samira Hashimi, Frankfurt am Main
Schweizer Vorbild
Zu jW vom 4.2.: »Möchtegern-Lokomotivführer«
Im Bundeswahlprogramm des BSW lässt sich nachlesen, worin der einzig vernünftige Lösungsweg liegt: Die Bahn muss wieder zu einer echten Bundesbahn (oder zu Bundesbahnen) werden. Nicht mit Speditionen im Ausland, aber mit Zügen und Schienennetz und der weiteren nötigen Infrastruktur in einer Hand – im Inland. Dazu gehören auch verstärkt wieder Busse der DB, wo jetzt oder auch bei einem zu erweiternden Schienennetz Bahnverbindungen nicht sinnvoll oder nicht möglich sind. Dazu gehören Haltepunkte und Bahnhöfe – auch in Klein- und Mittelstädten – mit Personal, gefühlter und tatsächlicher Sicherheit, barrierefreien Zugängen und Umsteigemöglichkeiten und mit Aufenthaltsqualität. Es gibt hervorragende vergleichende Reportagen, Berichte (ÖRR-Mediatheken) über die Deutsche Bahn AG und über die Schweizer Bundesbahnen. Letztere sind vorbildlich, streben den landesweiten 30-Minuten-Takt an und kennen keine nennenswerten Verspätungen oder Ausfälle. Viele Schweizer nutzen die Bahn, anteilig mehr als irgendwo sonst in Europa. Der Staat gewährt der Bahn eine hohe Priorität. Das zeigt sich auch in den Zuschüssen: 2023 waren das pro Kopf 477 Euro gegen vergleichsweise lächerliche 115 Euro in Deutschland. (…) Das ist hier natürlich nur finanzierbar mit einer Zeitenwende zum Frieden und mit höheren Steuern für Reiche und Superreiche.
Stephan Krüger, Neumarkt in der Oberpfalz
Verordneter Kleiderwechsel
Zu jW vom 6.2.: »Washington auf dem Rückzug«
Wohl nur ein Scheinrückzug. Die verschiedenen US-Entwicklungshilfeorganisationen (USAID, Peace Corps) waren stets Vorfeldorganisationen bzw. Dienstleister der CIA. Eine wesentliche Aufgabe besteht im Sammeln und Auswerten von Informationen durch die in der einheimischen Bevölkerung eingebetteten Kräfte. Erkenntnisse über gefährliche Stimmungen und oppositionelle Bestrebungen werden dadurch frühzeitig und authentisch ermittelt. (…) Das führte auch zu Programmen zur Bekämpfung der indigenen Bevölkerung und zur Unterstützung einer US-hörigen nationalen Bourgeoisie. Diese Organisationen sind ebenso wie die als NGO getarnten Akteure auch zukünftig für den Erhalt der westlichen Wertegemeinschaft äußerst nützlich. Trump hat Kleiderwechsel verordnet.
Niki Müller, per E-Mail
Gedenkstätten der Roten Armee
Zu jW vom 25./26.1.: »›Und wer hat die Tore geöffnet?‹«
Vor etlichen Jahren brachte der Verlag Wostok (war es noch in der Sowjetunion heute?) ein Spezial zu dem Thema »Gedenkstätten der Roten Armee« oder so ähnlich heraus (das Heft finde ich derzeit nicht). Neben den Gedenkstätten für die Gefallenen der Roten Armee wurden auch Gedenkstätten, wie z. B. die der »Seelower Höhen«, beschrieben. Inspiriert durch die Plakate »Dank euch Sowjetsoldaten« und weil es mich allgemein interessierte, was da 1945 geschah, fuhr ich 2005 die eine oder andere Gedenkstätte mit meinem Motorrad ab. Die allermeisten waren gut gepflegt, und Vandalismus war nicht erkennbar. Die Reportage von Georgi Sotow und Maciej Wiśniowski hat mich erschüttert, inwieweit die Russophobie in Polen fortgeschritten ist. Und nun frage ich mich, wie sieht es in Deutschland aus, waren die Bilderstürmer der Sorte »Wir müssen Russland ruinieren« schon am Werk?
Fritz Dienstbier, Hemhofen
Formalismus
Zu jW vom 25./26.1.: »Ambivalenz der Form«
Reinhardt Lauterbach kann als gebildeter Journalist und exzellenter Analytiker gelten; zur DDR-Kunstbetrachtung weite Lücken nicht zu konstatieren, fällt schwer. Ist biographisch erklärbar. Auf der DDR deswegen herumzuhacken, weniger. So darf ich zur Ehrenrettung dieses Staates aus eigener Kenntnis in und über Kunstausbildung, auch an der Humboldt, anmerken, dass die Neue Sachlichkeit nicht nur in bildender Kunst (von Dix bis Grundig über etwa einhundert weitere Künstler) höchst anerkannt, ausgestellt und besprochen war, sondern auch gelehrt wurde und ebenso wie in der Literatur (Brecht bis Noll) zu sämtlich denkbaren Ehren kam. Ich glaube, kein anderes Land in Mitteleuropa hat sich so um die Neue Sachlichkeit bemüht und verdient gemacht wie ebendiese DDR. Hier wäre eine Replik Ihres DDR-Kunstkennenden und bekennenden Autors und Experten Peter Michel am Platze. Der Vorwurf der Formalismusdebatte passt zu DDR und Neuer Sachlichkeit wie ein Vorschlaghammer zur Hinterglasmalerei. Ja, es gab diese teils etwas überspitzte Formalismusdiskussion (für eine kurze Zeit und unabhängig von der Neuen Sachlichkeit). Dann betraf sie eher die abstrakte Kunst und insbesondere die gegenstandslose. Und wer sagt denn, dass Formalismus (Form der Form wegen) Kunst sei? R. Lauterbach? Das möge er begründen.
Arne Kagel, per E-Mail
Wohl nur ein Scheinrückzug. Die verschiedenen US-Entwicklungshilfeorganisationen waren stets Vorfeldorganisationen bzw. Dienstleister der CIA.
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