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Aus: Ausgabe vom 10.02.2025, Seite 14 / Leserbriefe

Aus Leserbriefen an die Redaktion

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Drehscheibe Osten

Zu jW vom 6.2.: »Vom Waggon zur Waffe«

Mich schüttelt es bei dem Gedanken daran, dass aus einem der traditionsreichsten Schienenfahrzeugbauer Europas ein Rüstungsbetrieb werden soll. Daran ist einfach alles falsch. Das Foto ist bezeichnend: Eisenbahn als Historie, Panzer als Zukunft. Die Schlipsträger, die da rumlümmeln, wissen entweder genau, was sie tun oder so gar nicht. Beides schlimm. Was waren das für Zeiten, als in Görlitz (im benachbarten Bautzen ebenso) z. B. Schnelltriebwagen für die DR hergestellt wurden und Reisezugwagen für halb Europa (überwiegend das sozialistische) in wirtschaftlichen Stückzahlen mit gut ausgebildeten Facharbeitern und Ingenieuren in Form von friedensdienlicher, sinnvoller und überaus nützlicher Arbeit für viele. Und Kretschmer findet das gut … einfach ekelhaft und zum Fremdschämen. Das hat definitiv keine Zukunft!

Für die Werften in Wismar und Warnemünde gilt dasselbe! Und die NATO-Strukturen in Rostock und Laage oder Potsdam. Hier wird für Kriege der Zukunft geplant. Das hat mit sinnvoller Verteidigung nichts zu tun. Das Gebiet der ehemaligen DDR als Drehscheibe der NATO gegen Russland und China. Das fängt an, mir den Schlaf zu rauben. Meine Hoffnung ist, dass die nicht nur hierzulande grassierende Unprofessionalität ein effizientes Wachstum und die reale Einsatzfähigkeit der BRD-Kriegsmaschinerie behindert bis unmöglich macht. Bis vielleicht wieder Vernunft einkehrt.

André Möller, Berlin

Konstruktive Kritik?

Zu jW vom 4.2.: »Trendpartei des Tages: Die Linke«

Fakt ist, dass die Marxisten in Deutschland sich in ihrer Geschichte nicht an den letzten Satz im Kommunistischen Manifest gehalten haben: »Proletarier aller Länder, vereinigt euch!« Statt dessen folgten sie leidenschaftlich Fürst von Bülow: »Und willst du nicht mein Bruder sein, so schlag’ ich dir den Schädel ein!« Deshalb können die Kapitalisten und ihre Lakaien ruhig schlafen. Wie sagte Lenin: »Revolution in Deutschland? Das wird nie etwas, wenn diese Deutschen einen Bahnhof stürmen wollen, kaufen die sich noch eine Bahnsteigkarte!« Deshalb ist jeder Schritt zu wirklicher Bewegung in Parlamenten, in Firmen und auf der Straße wichtiger als ständiges Duellieren in Massenmedien darüber, wer der richtige Revolutionierer sei.

Sahra Wagenknecht hatte politisch der Linken alles zu verdanken. Das hinderte sie nicht, seit 2018 gegen Die Linke zu arbeiten. Die Worte von August Bebel: »Wenn mich meine Feinde loben, kann ich sicher sein, einen Fehler gemacht zu haben«, hatten viele Linke ignoriert. Jetzt ist Die Linke aus dem Tal der Tränen aufgestiegen, und statt sich die jW freut, gibt es nur Kritik.

Fidel Castro sagte 1995: »In einer Welt, in der die Reichen immer reicher und die Armen immer ärmer werden, in der Frauen, Schwarze und andere ethnische Gruppen diskriminiert werden, in der Chaos und Anarchie und in dem die blinden und wilden Gesetze des Marktes herrschen, kann es keine soziale Entwicklung geben.«

Deshalb bin ich stolz, mit meinen fast 80 Jahren am Infostand zu stehen und für die Silberlocke in Weimar auf die Fragen von Passanten linke Antworten zu geben.

Stanislav Sedlacik, Weimar

Schon vor der Umbenennung

Zu jW vom 18./19.1.: »Heute noch ein Apfelbäumchen«

Der Stolz der Stadt Chemnitz auf den Titel »Kulturhauptstadt« hat nicht nur die Glanzseiten, die seit Wochen durch die Medien gehen. Warum sollte sich eine gekürte Kulturhauptstadt gerade in Zeiten faschistischer Unkultur nicht geschichtsbewusst zeigen? Gelegenheiten und Möglichkeiten dazu ließen sich ganz bestimmt finden. Neben dem »Nischel« hat die Geschichte der Stadt bestimmt Menschen, Zeitzeugen, die zu Faschismus und Krieg, dem Aufbau nach dem Krieg mehr zu erzählen hätten.

Antifaschistische und Antikriegskultur haben nicht erst mit der Umbenennung der Stadt begonnen. Wie vielsagend ist die kulturelle Würdigung und Ehrung der Stadt vor dem Hintergrund der Naziumtriebe von 2018, der Jagd auf Ausländer, wenn wir gerade erleben, wie deutsche Politik das Thema Migration menschenverachtend in Gesetze presst, bis zu Bildern und Geschehen in der Stadt, die dem Aufzug und der Demonstration faschistischer Kräfte im Angesicht des Bundespräsidenten nichts entgegenzusetzen vermag, was vor Tagen in Berlin ganz anders aussah.

Da kommt die Frage zwangsläufig auf, welche Kultur greift in Land und Stadt zunehmend um sich? Nur gut, die Stadt trägt nicht mehr den Namen eines Deutschen, den Chemnitzer nicht mehr wollten. Auch das Kultur- und Geschichtsbewusstsein ist eher nicht zum Vorzeigen und Feiern. »Unsere Besten«, eine wahrscheinlich wegen Marx umstrittene ZDF-Show, kam nach einer Umfrage 2003 zum Ergebnis, dass dieser Marx nach Adenauer und Luther auf Platz drei liege. Was aus dem »Nischel« doch an Geist und Verstand geflossen ist, muss mehr sein, als es Chemnitzer Kultur von sich gibt. Die Stadt hätte sich einige Köpfe verdient mit ein wenig Geist ihres geliebten oder verfluchten »Nischels«. Beinahe beschämend für eine Kulturhauptstadt, wenn an manchen anderen Orten und Städten Deutschlands und der Welt der Geist und das Schaffen des Karl Marx höchste Würdigung genießt. Eine große kulturelle Leistung war die Umbenennung keineswegs.

Roland Winkler, Aue

Beinahe beschämend für eine Kulturhauptstadt, wenn an manchen anderen Orten und Städten Deutschlands und der Welt der Geist und das Schaffen des Karl Marx höchste Würdigung genießt.

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