Brennpunkt Catatumbo
Von Sara Meyer, Bogotá
Die Region Catatumbo im Nordosten Kolumbiens erlebt derzeit eine der schwersten humanitären Krisen der vergangenen 30 Jahre. Innerhalb von nur drei Wochen wurden dort mehr als 50 Menschen getötet, und mindestens 54.000 Menschen mussten vor der eskalierenden Gewalt fliehen. Die Kämpfe zwischen bewaffneten Gruppen, darunter die Guerillagruppe ELN, haben die Lage der lokalen Bevölkerung dramatisch verschärft. Auch Flüchtlinge aus Venezuela, die in der Region Schutz gesucht hatten, sind von der Gewalt betroffen
Inmitten dieser Krise hat die Bewegung »Las Cuchas Tienen Razón«, die sich für soziale Gerechtigkeit und Menschenrechte engagiert, mit künstlerischen Mitteln auf die dramatische Situation aufmerksam gemacht. In Bogotá sind so Bilder mit der Botschaft »SOS Catatumbo« entstanden. Sie sind nicht nur ein Ausdruck von Solidarität mit den betroffenen Gemeinden, sondern auch ein politischer Appell an die Öffentlichkeit und die Regierung, die humanitäre Krise in Catatumbo nicht zu ignorieren.
Die Gemälde greifen die Tradition der sozialen Protestkunst auf, die in Kolumbien eine lange Geschichte hat. Sie symbolisieren die Not der Menschen vor Ort und rufen dazu auf, Lösungen für die Krise zu finden. Doch sie gehen noch einen Schritt weiter: Die Botschaft »SOS Catatumbo« wurde in den vergangenen Wochen zu einem Symbol für den Kampf um Menschenrechte und Frieden im ganzen Land.
Auch auf politischer Ebene hat die Aktion Aufmerksamkeit erregt. Andrés Camacho, Minister für Bergbau und Energie und Vertreter der linken Regierung von Präsident Gustavo Petro, hat sich in sozialen Medien mit der Bewegung solidarisiert. Er betonte die Bedeutung von Menschenrechten und sprach sich dafür aus, die humanitäre Krise in Catatumbo anzugehen. Camacho lobte die Wandgemälde als wichtigen Beitrag, um die Gesellschaft für die Situation in der Region zu sensibilisieren.
Die Wandgemälde in Bogotá, die den Hilferuf »SOS Catatumbo« tragen, haben eine kontroverse Debatte in sozialen Medien und Zeitungen ausgelöst. Während einige die Kunstwerke als wichtigen politischen Ausdruck und Zeichen der Solidarität mit den Menschen in der Krisenregion wie Catatumbo und den Opfern von Gewalt aus dem bewaffneten Konflikt sehen, bezeichnen andere sie als Vandalismus und argumentieren, dass die Wandmalereien illegal auf öffentlichen Flächen angebracht wurden und damit eine Straftat darstellen. Sie sehen in den Aktionen einen Angriff auf das öffentliche Eigentum und fordern, dass die Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen werden.
Befürworter der Wandgemälde entgegnen jedoch, dass Kunst und politischer Aktivismus oft unkonventionelle Wege beschreiten müssen, um Aufmerksamkeit zu erregen und Veränderung anzuregen. Sie betonen, dass die Botschaft der Kunstwerke wichtiger sei als die Frage, ob sie legal oder illegal entstanden sind. Minister Camacho hat sich in dieser Debatte klar auf die Seite der Bewegung »Las Cuchas Tienen Razón« gestellt und ein entsprechendes Statement vor einem Wandbild auf Video aufgenommen und in sozialen Netzwerken verbreitet.
Stellungnahme von Andrés Camacho:
links & bündig gegen rechte Bünde
Jetzt den kostenlosen jW-Newsletter abonnieren – täglich das Beste aus der Tageszeitung junge Welt, direkt in Ihr Postfach. Ihre E-Mail-Adresse wird natürlich niemals an Dritte weitergegeben.
Ähnliche:
- Catalina Olaya/colprensa/dpa25.04.2024
Opposition mobilisiert gegen Petro
- imago images/Agencia EFE29.07.2021
Abschiebung nach Attentat
- Ivan Valencia/AP/dpa11.09.2020
Geballte Wut in Bogotá
Regio:
Mehr aus: Schwerpunkt
-
Kolumbien im Bilderstreit
vom 11.02.2025