Kein Ende in Sicht
Von Marc Püschel
Das geodynamische Institut in Athen registriert weiter Erschütterungen rund um die Ägäisinsel Santorini. Das kräftigste Beben bisher hatte eine Stärke von 5,3 auf der Richter-Skala. Experten prognostizieren, dass die Erdstöße noch Wochen oder Monate anhalten werden und sogar die Stärke 6 erreichen könnten.
Als Ursachen kommen sowohl vulkanische als auch tektonische Aktivitäten in Frage. Die meisten Wissenschaftler und Institute, darunter die Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe in Hannover, gehen jedoch von tektonischen Ursachen aus. Unter der Vulkaninsel Santorini sinkt die afrikanische unter die eurasische Kontinentalplatte ab. An der Plattengrenze kommt es daher zu starker Kompression und hinter der abtauchenden Platte zu Dehnungen der Erdkruste. »Das Deformationsverhalten in der Region ist schon gewaltig, die Ägäis ist der Georisikenhotspot in Europa«, so Professor Klaus Reicherter von der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule Aachen.
Bereits zwischen dem 26. Januar und dem 4. Februar hatte es über 7.700 kleine Erdbeben im südlichen Ägäisgebiet gegeben. Angesichts des sich fortsetzenden »Erdbebenschwarms« mahnte der griechische Regierungschef Kyriakos Misotakis die Einheimischen weiter zur Vorsicht. Viele der rund 15.500 Bewohner haben die beliebte Urlaubsinsel, auf der bereits der Notstand ausgerufen wurde, aber ohnehin schon verlassen. Gefahr droht dort vor allem durch Erdrutsche und Felsstürze sowie Tsunamis. Die neuesten Ereignisse wecken Erinnerungen an zwei verheerende Erdbeben in der Region im Jahr 1956 mit Stärken von 7,2 und 7,7, die eine 25 Meter hohe Flutwelle auslösten. Dabei starben 53 Menschen.
Eine zusätzliche Gefahr besteht darin, dass durch die Stöße Vulkane in der Region aktiviert werden, etwa der nördlich von Santorini gelegene Unterwasservulkan Kolumbo. Tektonische und vulkanische Aktivitäten könnten sich dann gegenseitig verstärken, was die weitere Entwicklung schwer berechenbar macht. In der Vergangenheit hatten Eruptionen in der Gegend zu verheerenden Katastrophen geführt. So ist der Untergang der minoischen Kultur auf Kreta um 1.500 v. u. Z. wohl auf einen Vulkanausbruch bei Santorini und den dadurch ausgelösten Tsunami zurückzuführen. In der Gegenwart wird das Risiko eines Vulkanausbruchs aber bisher als gering eingestuft, wahrscheinlicher ist ein noch ausstehendes großes Hauptbeben.
links & bündig gegen rechte Bünde
Jetzt den kostenlosen jW-Newsletter abonnieren – täglich das Beste aus der Tageszeitung junge Welt, direkt in Ihr Postfach. Ihre E-Mail-Adresse wird natürlich niemals an Dritte weitergegeben.
-
Leserbrief von Onlineabonnent/in Heinrich H. aus Stadum (11. Februar 2025 um 01:02 Uhr)Also nicht nur auf Malle kein Haus kaufen, auf Santorini auch nicht! Wenn eines Tages Tunis da liegt, wo heute Venedig ist, dann sind die Alpen ein bisschen höher und das Allgäu ist im heutigen Polen. Wie beim Klima auch: Kommt Zeit, kommt Rat. Fünfundzwanzig Millionen Jahre warten und die Sache löst sich von selber.
Ähnliche:
- AP Photo/Panagiotis Balaskas/dpa06.11.2020
»Die Lage hat sich weiter verschlechtert«
- Alkis Konstantinidis/REUTERS23.07.2019
Ohne Rücksicht
Regio:
Mehr aus: Natur & Wissenschaft
-
Feuerwetter in L. A.
vom 11.02.2025