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Aus: Ausgabe vom 11.02.2025, Seite 16 / Sport
American Football

Unter Sterblichen

Die Philadelphia Eagles rasieren Titelverteidiger Kansas City Chiefs und gewinnen den 59. Super Bowl
Von Jens Walter
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Das haut dich um: Quarterback Patrick Mahomes (Nummer 15) von den Chiefs hatte keine Freude an der Eagles-Defense (New Orleans, 9.2.2025)

Als Quarterback Jalen Hurts im Konfettiregen den überlegenen Super-Bowl-Sieg der Philadelphia Eagles feierte, war Donald Trump schon nicht mehr im Stadion. Der erste US-Präsident, der das Finale der nationalen Footballiga NFL vor Ort verfolgte, hatte dennoch das Wichtigste mitbekommen: Beim rauschenden 40:22 gegen die Kansas City Chiefs um den enttäuschenden Starquarterback Patrick Mahomes lagen die Eagles schon zur Halbzeit 24:0 vorn.

Davon erholte sich der Titelverteidiger im Superdome von New Orleans nicht mehr – bye, bye, »Three-peat«. Gescheitert der Versuch, die Vince Lombardi Trophy als erstes Team dreimal in Serie zu gewinnen. Die Philadelphia Eagles dagegen konnten den Titel mit ihrem dominanten Auftritt zum zweiten Mal holen, zum ersten Mal war es 2018 geglückt. Sie revanchierten sich damit für die Finalniederlage vor zwei Jahren, als selbst ein Zehn-Punkte-Vorsprung gegen die Chiefs nicht gereicht hatte. »Es geht immer darum, wie du reagierst. Was für ein Spiel heute«, sagte Quarterback Hurts, nachdem er zum wertvollsten Spieler des Super Bowls 59 gewählt wurde.

Trotz der persönlichen Auszeichnung rückte Hurts seine Mitspieler in den Mittelpunkt. »Die Defensive gewinnt Titel. Wir haben heute gesehen, was sie für einen Unterschied gemacht haben«, sagte der 26jährige. »Ich bin so glücklich«, schwärmte sein Cheftrainer Nick Sirianni. Besonders war der Abend auch für Saquon Barkley: An seinem 28. Geburtstag blieben große Szenen für den besten Runningback der Saison zwar aus, dennoch bewegte ihn der erste Super-Bowl-Triumph seiner Karriere sehr: »Ich habe nie aufgehört, daran zu glauben«, sagte er, der zuvor jahrelang bei den New York Giants in einem schwachen Team chancenlos war. Nicht ausstehen konnten viele Footballfans die Finalpaarung: »Der Super Bowl, den niemand wollte«, hieß es. Doch die kreativen Detroit Lions, sonst ewige Loser, waren ebenso ausgeschieden wie die immer tragischen Buffalo Bills mit ihrem berüchtigten Anhang.

Der erfolgsverwöhnte Chiefs-Spielmacher Mahomes erlebte indes einen furchtbaren Abend. »Sie haben großartig gespielt. Da führt kein Weg dran vorbei«, sagte er. 2021 hatten die Chiefs um Mahomes und Tight-End Travis Kelce, der ebenfalls blass blieb, gegen die Tampa Bay Buccaneers verloren. Die mit Kelce liierte Popsängerin Taylor Swift, natürlich ebenfalls im Stadion, musste sich reichlich Buhrufe gefallen lassen, als sie auf den Videoleinwänden eingeblendet wurde. Trump verzichtete zunächst auf Glückwünsche für die Eagles, konnte sich aber einen Seitenhieb gegen Swift, die sich vor der Wahl für seine Konkurrentin Kamala Harris ausgesprochen hatte, nicht verkneifen: »Die einzige, die einen schlimmeren Abend hatte als die Kansas City Chiefs, ist Taylor Swift.«

Mit Rückständen im Super Bowl kennen sich die Chiefs zwar aus, denn auch bei den beiden Titelgewinnen 2023 und 2024 lag das Team zunächst deutlich hinten. Doch so harmlos wie in der ersten Halbzeit in New Orleans war der Angriff um Mahomes nie. »Sie machen zu viele Fehler. Zu viele Ballverluste. Da passt nicht viel zusammen«, urteilte Ex-NFL-Star Tom Brady in seiner Rolle als TV-Experte. Eagles-Spielmacher Hurts, der den ersten Touchdown selbst erlief, dirigierte seine Mitspieler souverän. Mahomes dagegen fand kein Mittel gegen den Druck des Gegners und wirkte phasenweise ratlos. »Er sah sterblich aus«, urteilte die New York Post. 1:56 Minuten vor der Halbzeit bekamen die Chiefs den Ball nach einer guten Leistung ihrer Abwehr. Sieben Sekunden Spielzeit später hatte ihn Mahomes bereits zum zweiten Mal in die Arme eines Gegenspielers geworfen. Als weitere neun Sekunden von der Uhr gelaufen waren, gelang A. J. Brown ein Touchdown. Zur Pause stand es 24:0.

US-Präsident Donald Trump hatte genug gesehen und ging vor der zweiten Halbzeit. Damit verpasste er auch den Auftritt von Kendrick Lamar. Der Rapper aus Compton, einem Vorort von Los Angeles, gestaltete den wohl begehrtesten Gig im US-Showbusiness vergleichsweise reduziert: übliches HipHop-Outfit mit Collegejacke, dazu zeitweise ein Shirt des LA Fire Departments, geometrische Bühnenelemente, ein Auto, stilisierte Straßenlampen, Tänzer in den Farben der Landesflagge, blau, rot, weiß – wenig lenke von der Musik ab. Unterstützt von Schauspieler Samuel L. Jackson als Uncle Sam, der ihn zur Bestleistung anspornte, sowie Sängerin SZA performte Lamar ein dreizehnminütiges Medley seiner Songs. Auch die frühere Tennisspielerin Serena Williams stand mit auf der Bühne und tanzte – ebenso wie am Ende eine Person mit einer kombinierten Flagge der Palästinensergebiete und des Sudans. Der Mann wurde hinausbegleitet, die NFL und der Veranstalter Roc Nation distanzierten sich von der Aktion.

Als das ganze Bühnenequipment wieder verschwunden war und die Teams zur zweiten Halbzeit auf dem Feld standen, kamen die Chiefs zwar noch zu drei eigenen Touchdowns – allerdings erst, als die vielen Eagles-Fans auf den Tribünen schon längst feierten, weil die Partie praktisch entschieden war.

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