Aus Leserbriefen an die Redaktion
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Es könnte so einfach sein
Zu jW vom 12.2.: »Zurück in den Tarifdschungel«
Von Anfang an bin ich Nutzer des Deutschland-Tickets, es ist fast paradiesisch! Man steigt, egal wo, in Bahn, Bus, Tram ein und fährt los. Kein umständliches Suchen nach Ticketpreisen, kein fehlendes Kleingeld, keine Bankkarte – nix! Wer das alles jetzt kurz vor der Bundestagswahl in Frage stellt, sollte keine einzige Stimme bekommen. Das ist doch die beste Steilvorlage, um einen CDU-Merz oder einen CSU-Söder ins Aus zu schicken. Hallo, ihr Linken, ihr SPDler, worauf wartet ihr noch? Braucht ihr Nachhilfe?
Z. B. »Nein zum Auto, ja zum D-Ticket!«; »Fünf Milliarden für das D-Ticket statt 50 Milliarden für Raketen!«; »Ja zu Bahn und Bussen! Nein zu Panzern!«; »D-Ticket: Die beste Entbürokratisierung in Deutschland!«; »Das D-Ticket: Die echte Verkehrswende!«; »D-Ticket: Reisen ohne Tarife!«; »D-Ticket: Einsteigen und fahren, sonst nix!«; »Die rote Karte für CDU/CSU: Ja zum Deutschland-Ticket!«
Emmo Frey, Dachau
»Lenin schläft nur«
Zu jW vom 13.2.: »›Gitler kaput!‹«
»Das Opfer von 27 Millionen toten Sowjetbürgern für die Befreiung Europas vom Faschismus soll jetzt also ›kontextualisiert‹ werden. Unter anderen von Vertretern der Partei Die Linke«, schreibt Andreas E. in einem Leserbrief zur Themaseite von Sigurd Schulze. Für mich ist das einfach nur feige. Warum so vorsichtig? Der Zwei-plus-vier-Vertrag wird ja an mehreren anderen Stellen ebenfalls nicht beachtet. Da kommt es auf eine Verletzung mehr oder weniger auch nicht mehr drauf an. Nehmt doch einfach wie in Polen bei Denkmälern für sowjetische Soldaten die Abrissbirne und schickt den Schutt auf die Müllhalde. Das wäre dann wenigstens ehrlich und diesem elenden Getue und den Diskussionen im Stil eines Schrebergartenvereins vorzuziehen. Aber nein! Abreißen, dazu ist man in Deutschland zu edel und gut erzogen, vor allem so »vertragstreu« Russland gegenüber. Die Verunglimpfung der UdSSR kann man ja auch auf feinere Weise vollziehen. Das Lenindenkmal vom ehemaligen Leninplatz in Berlin landete nicht im Müll, sondern wurde nur zerlegt und an der entlegensten Stelle der Müggelberge vergraben. Lenin schläft nur. Na, wenn das die PdL nicht unterschreiben kann! Der Platz heißt jetzt »Platz der Vereinten Nationen«. Da vermisse ich dann allerdings eine Kontextualisierung über den nicht von den Vereinten Nationen genehmigten unprovozierten Angriffskrieg auf Jugoslawien mit deutscher Beteiligung. Bei dieser Kontextualisierung darf auch nicht die Aufzählung von Tausenden Toten durch Hunger und Krankheiten fehlen, weil Deutschland sich nicht an die UNO-Charta hält und völkerrechtswidrige Sanktionen in vielen Ländern unterstützt. Anschließend machen wir einen Spaziergang durch den Tiergarten und bewundern die vielen nicht kontextualisierten Denkmäler der Kaiserzeit. Der Tag klingt dann aus, indem wir wieder einmal via Hindenburgdamm (ohne erklärende Hinweisschilder über dessen Heldentaten) im preußischen Potsdam den vielen ebenfalls nicht kontextualisierten Gedenkstätten für deutsche Größe unsere Reverenz erweisen.
Fred Buttkewitz, Ulan-Ude (Russland)
Geschichte von unten
Zu jW vom 15./16.2. »Entmenschlichung als System«
Danke für den sehr ausführlichen und informativen Artikel über die Geschichte des transatlantischen Sklavenhandels! Anerkennenswert, dass Luis Schwarz vorrangig die Aufzeichnungen des ehemaligen Sklaven und frühen Abolitionisten Olaudah Equiano heranzieht, wird doch Geschichte üblicherweise von den Mächtigen und den von ihnen bezahlten Helfern überliefert und besetzt. Das wird besonders deutlich, wenn wir bedenken, dass die Geschichte der Sklavenwirtschaft zugleich auch immer die Geschichte des Aufbegehrens und der Revolten gegen sie ist. Der Journalist und Autor Thomas Harding berichtet in seinem – m. E. sehr lesenswerten – Werk »Weiße Schuld« über die Geschichte des Aufstands der Sklaven in der britischen Kolonie Demerara (heute Guyana) in der Karibik im Jahr 1823 von den Mühen bei seinen Recherchen: Neben der Fülle von Quellen, die die Vorgänge im Sinne der Plantagenbesitzer, Reeder, Kaufleute und aller Profiteure (auch in Europa) beschreiben und die Geschichtsschreibung dominieren, ließen sich nur ganz wenige Darstellungen »von unten« finden, auf die er sein Buch stützen konnte. Kein Wunder, wurden doch Sklaven, die heimlich lesen und schreiben lernten, meist grausam bestraft nach dem Motto ihrer Herren: »Gefährlich ist ein Sklave mit Revolver, aber noch gefährlicher ist ein Sklave mit einem Buch.«
Hans-Friedrich Hölter, Hamburg
Offene Klagen
Zu jW vom 15./16.2. »Entmenschlichung als System«
Vor und neben der kriminellen Sklavengeschichte der USA steht noch die Beraubung und die Vertreibung der Ureinwohner in Reservate. Die Kolonialherren nahmen mit Gewalt den Boden mit all seinen Schätzen an Erzen, Erdöl, die Wälder etc. ohne Entschädigung in ihren Besitz. Sie sperrten Menschen in Reservate (Indian Remolval Act). Gerichtliche Klagen eines Sitting Bull, der Schoschone, Sioux u. a. sind bis zur Gegenwart nicht beendet. Etwa 18 Millionen Indianer starben in Nordamerika, ein Teil durch eingeschleppte Krankheiten, ein anderer durch ungewohnte Arbeitsbelastungen in Bergwerken und beim Bau der Eisenbahn. Die indianischen Ureinwohner erhielten erst 1924 die volle Staatsbürgerschaft mit dem sogenannten Snyder Act. Im Jahr 2006 zogen die Schoschonen vor den UNO-Ausschuss zur Beseitigung der Rassendiskriminsierung nach Genf, um Klage zu erheben. Die Mächtigen der USA betrieben eine unheilvolle Politik der Apartheid gegen alle nichtweißen Mitbürger. (…)
Günter Buhlke, Berlin
Wer das Deutschland-Ticket jetzt kurz vor der Bundestagswahl in Frage stellt, sollte keine einzige Stimme bekommen.
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