Rüstung, Rüstung über alles
Von Niki Uhlmann
Am Mittwoch Jubel bei Rheinmetall, am Donnerstag bei Hensoldt. Letzterer, ein bayrischer Rüstungszulieferer, bilanzierte sein Finanzjahr so: »Prognose für alle Kennzahlen erfüllt, teilweise übertroffen.« Nie seien die Auftragsbücher voller und die Profitrate höher gewesen, freute sich Finanzvorstand Christian Langer über das lukrative Geschäft mit dem Krieg. Dank einer »Vielzahl von Konflikten« werde die Nachfrage weiter und der Umsatz bis 2030 auf fünf Milliarden Euro steigen, ergänzte Chef Oliver Dörre. Daran werde auch ein Frieden in der Ukraine nichts ändern. Im Osten spüre man »den Atem Putins«, befeuerte er gegenüber Reuters die Angst, von der die Rüstungsschmiede lebt.
Hensoldt produziert Sensorik, etwa für den Kampfpanzer »Leopard 2« oder den »Eurofighter«. Aktuell investiere man eine Milliarde Euro, um auf Serienfertigung umzustellen, so Dörre. Dabei setze man auch auf Beschäftigte, denen bei Autozulieferern der Jobverlust droht. »Wir profitieren von den Schwierigkeiten der Autoindustrie.« Mit Continental und Bosch liefen bereits Gespräche. Auch damit folgt Hensoldt dem Trend. Vergangenen Montag hat Rheinmetall mitgeteilt, dass es zwei seiner Autoteilwerke, deren Umsatz zurückginge, auf die boomende Rüstungsproduktion umstellen wolle. Anfang Februar feierten Politprominenz und IG Metall in Görlitz, dass der Panzerhersteller KNDS eine Waggonfabrik von Alstom übernommen hat.
Diese Entwicklung dürfte sich fortsetzen. In der BRD beraten CDU und SPD bereits ein zweites Sondervermögen für Militarisierung. Ein weiteres plant die EU-Kommission, wie das Handelsblatt am Donnerstag berichtete. Samt Ausnahmen bei Schuldenregel und Kreditvergabe werde damit die Rüstungsindustrie gepampert. Derlei hingebungsvoller Betreuung erfreuen sich andere Sektoren nicht. Dass ganze Industrien eingehen, während Waffenschmieden florieren, ist folglich politischem Irrsinn geschuldet. Die ruinösen Jobverluste, die die FAZ auf Basis von Konzernmitteilungen allein für die BRD auf 150.000 Stellen schätzt, kann die Kriegswirtschaft aber nicht auffangen.
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