Christian Lindner droht Titanic
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Am Freitag teilte die Redaktion des Magazins Titanic mit, dass Christian Lindner juristisch gegen das Blatt vorgehen werde:
Der ehemalige Finanzminister ließ dem Frankfurter Satiremagazin über seinen Anwalt Christian Schertz eine medienrechtliche Abmahnung zukommen. Lindner fühle sich vom Titelblatt der Ausgabe 1/2025 in seiner Persönlichkeit verletzt. Die Darstellung überschreite die Grenzen der Kunstfreiheit, so der überzeugte Free-Speech-Befürworter Lindner.
Die Redaktion freut sich, wenn sich Ruheständler dank Titanic nicht langweilen müssen. Prozesshanselei ist ein beliebtes, urdeutsches Hobby, und unsere Gerichte sind bekanntermaßen ohnehin nicht ausgelastet.
Auch wenn der Titanic-Verlag soeben eine Schuldenbremse beschlossen hat, sieht die Redaktion einer etwaigen Schmerzensgeldforderung gelassen entgegen: »Würde ein Schmerzensgeld verhängt, kämen ja fünf Prozent Zinsen über dem Basiszinssatz dazu – und dass ein FDP-Politiker fünf Prozentpunkte erzielt, ist derzeit unwahrscheinlich.« So oder so wird die Redaktion versuchen, den Prozess vor dem Landgericht Sylt verhandeln zu lassen, »weil es dort gratis Sekt und Krabbenbrötchen in der Kantine gibt«.
Zum Tarifkonflikt im öffentlichen Dienst erklärte die Gewerkschaft Verdi am Freitag:
Der Tarifkonflikt im öffentlichen Dienst von Bund und Kommunen hat in der letzten Februarwoche Zehntausende Menschen aus den Bereichen Pflege, Kitas, Müllentsorgung, Sozialarbeit, Nahverkehr, Kommunalverwaltungen und Bundesbehörden auf die Straße geführt.
»Überall in der Republik streiken Menschen für ihre berechtigten Forderungen nach mehr Lohn, mehr freien Tagen und mehr Zeitsouveränität«, sagte die stellvertretende Vorsitzende der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft (Verdi), Christine Behle: »Die Beschäftigten von Bund und Kommunen zeigen auf der Straße laut und eindrücklich, wie verärgert sie über die ausbleibende Wertschätzung durch die Arbeitgeber sind.«
Die Verdi-Vizevorsitzende zog eine positive Bilanz zur bisherigen Streikbereitschaft in allen Landesbezirken der Gewerkschaft. Allein in der vergangenen Woche legten laut Verdi-Erhebungen bundesweit rund 45.000 Menschen ihre Arbeit nieder, um für mehr Lohngerechtigkeit und bessere Arbeitsbedingungen zu kämpfen. (…)
Verdi fordert eine Entgelterhöhung von insgesamt acht Prozent im Volumen bei einer Mindesterhöhung von 350 Euro pro Monat, zudem höhere Zuschläge für belastende Schichtarbeit sowie drei weitere freie Tage plus ein neuartiges »Meine-Zeit-Konto« für mehr Zeitsouveränität der Beschäftigten. Die Gewerkschaft will so die Attraktivität der Arbeitsplätze im öffentlichen Dienst erhöhen, den Personalmangel bekämpfen und Belastungen für Arbeitnehmende reduzieren.
»Immer noch liegt uns kein verhandelbares Angebot der Arbeitgeber vor – das ist ein Unding«, sagte Verdi-Vize Christine Behle. »Wir werden diesen Arbeitskampf entschlossen weiterführen, bis Bewegung in die Sache kommt.«
Die dritte Verhandlungsrunde im Tarifkonflikt, der deutschlandweit mehr als 2,5 Millionen Menschen aus Bundesbehörden, Kommunen und kommunalen Unternehmen betrifft, ist für den 14. März 2025 in Potsdam angesetzt. Bis dahin sind weitere Warnstreiks in allen Bundesländern in Vorbereitung, um die Verdi-Forderungen und die Streikbereitschaft der Gewerkschaft zu unterstreichen. (…)
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