»Die Maske ist gefallen«
Von Pablo Flock, Kopenhagen
Die Aktion am vorigen Montag vor dem Mærsk-Hauptquartier war wild. Was wollten Sie erreichen, und wurden die Erwartungen erfüllt?
Unser Ziel war es, Mærsk die Maske vom Gesicht zu nehmen, denn der Konzern macht sich durch den Transport von Militärgütern für Israel mitschuldig am Völkermord an den Palästinensern. Mit seinem Hauptsitz hier in Kopenhagen ist Mærsk so etwas wie das Kronjuwel Dänemarks, das sich angeblich für Ethik, Menschenrechte und Vielfalt einsetzt. Wir wollten zeigen, was hinter dieser schönen Fassade wirklich vor sich geht. Damit waren wir sehr erfolgreich. Mærsk und seine Machenschaften sind nun in den Medien präsent.
Hat das Unternehmen in irgendeiner Weise auf den Protest reagiert?
Laut Medienberichten ist die Polizei von Mærsk gerufen worden, weil wir die Arbeit in erheblichem Maße behindert haben. Deshalb auch diese absurde Repression. Mærsk hat Angst.
Viele Protestierende sind festgenommen worden. Ist schon weiteres zu den Ermittlungen gegen sie bekannt?
Das Vorgehen der Polizei war verrückt und absurd, das hatten wir in keinster Weise so erwartet. Wir haben Genossen, die sagen, dass sie so etwas in den vergangenen 20 Jahren nicht erlebt haben. Aber zum Glück ist niemand mit einer besonders schweren Anschuldigung konfrontiert. Natürlich nicht! Nicht wir sind die Kriminellen, die Kriegsverbrecher sind es.
Wie war die Resonanz auf die Aktion, zum Beispiel aus der Politik?
Zur Rolle des dänischen Unternehmens bei Kriegsverbrechen und dem Genozid haben Politiker natürlich nichts gesagt. Zur Verteidigung des Polizeieinsatzes sowie zu Recht und Ordnung schon – wie immer. Doch wir protestieren weiter, bis der dänische Staat ein Waffenembargo gegen Israel umsetzt.
Das Protestcamp und die Aktionen fanden zeitgleich mit der ersten Verhandlungsrunde in einem Gerichtsverfahren gegen den dänischen Staat statt. Das Verfahren wurde angestrengt, um einen Stopp von Waffenlieferungen an Israel zu erreichen.
Wir stehen in Kontakt und sind solidarisch mit den Organisationen, die das Gerichtsverfahren angestrengt haben, denn ihre Arbeit ist großartig. In diesen Tagen wird vorerst entschieden, ob die NGOs überhaupt die richtigen Kläger sind. Wir hoffen natürlich, dass das positiv entschieden wird.
»Mask off Mærsk« und die Palestinian Youth Movement haben sich auch an anderen Blockaden beteiligt, vor allem im Mittelmeerraum. Was ist der Unterschied zu den Aktionen in Kopenhagen?
Frühere Blockaden von Hafenarbeitern im Mittelmeer zielten auf die spezifische Logistik der Mærsk-Aktivitäten. Es ist wichtig, sich in der heutigen Zeit, in der vieles digital passiert, vor Augen zu halten, dass reale Aktionen wichtig sind und wir mit den Hafenblockaden physische Knotenpunkte anvisieren und lahmlegen können. Es ist auch wichtig zu zeigen, dass wir selbst in unserer Lohnarbeit politisch handeln können. Große Veränderungen in der Geschichte kommen oft dadurch zustande, dass Arbeiter aufstehen und handeln. In Kopenhagen sind wir inspiriert und unterstützen, was Hafenarbeiter:innen auf der ganzen Welt reißen. Wir hoffen, dass wir auch die Mærsk-Beschäftigten in der Zentrale zum Mitmachen inspirieren können. Leider ist das bisher bei wenigen geglückt.
Wie geht es nun weiter? Sind bereits weitere Aktionen geplant?
Die Kampagne »Mask off Maersk« geht weiter, weltweit und in Dänemark. Ich denke, das ist erst der Anfang.
Nora ist Koorganisatorin des Camps »Cut Ties with Genocide«
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