Heja Blau-Weiß
Von Marco Bertram
Im Herbst dieses Jahres wird sage und schreibe der 135. Geburtstag gefeiert – und kaum ein deutscher Fußballverein dürfte solche Höhen und Tiefen erlebt haben wie die Sp. Vg. Blau-Weiß 1890 Berlin. Einst fusioniert im Jahre 1927 aus den Stammvereinen Berliner FC Vorwärts 1890 und Berliner Thor- und Fußball-Club Union 1892, arbeitete sich Blau-Weiß 90 mit finanzieller Hilfe des Werbekaufmanns Konrad Kropatschek ab 1983 hoch und packte am Ende der Saison 1985/86 den Aufstieg in die erste Bundesliga. In der folgenden Saison spielten Hertha BSC und TeBe in der drittklassigen Oberliga Berlin und Blau-Weiß 90 in der erste Bundesliga! Welch ein verrückter Machtwechsel im damaligen Westberlin. Allerdings ging es nach nur einem Jahr wieder runter, und mit dem Fall der Mauer fielen langsam auch die Vorhänge bei Blau-Weiß 90.
Nach dem Konkurs am 28. Juni 1992 – der damalige Schuldenstand erscheint aus heutiger Sicht vergleichsweise banal, und man munkelt, dass Jack White mit TeBe auf das falsche Pferd gesetzt hatte und besser bei Blau-Weiß 90 hätte einsteigen sollen – hieß es bei den Mariendorfern: Auferstanden aus Ruinen! Direkt nach dem Konkurs wurde der SV Blau-Weiß Berlin ins Leben gerufen, der im Juni 2015 wieder Sportliche Vereinigung Blau-Weiß 1890 wurde. Von 2018 bis 2023 spielte Blau-Weiß 90 in der NOFV-Oberliga Nord endlich wieder überregional, zog sich dann aber freiwillig in die Berlin-Liga zurück. Wieder wurde es unruhig an der »Rathausritze«. Viel Kritik gab es an der Kooperation mit Tasmania Berlin, sportlich ging es runter in die Landesliga. Der Absturz ist jedoch beendet. In der Staffel zwei ist Blau-Weiß 90 bislang noch ungeschlagen. 14mal wurde gewonnen, zweimal gab es ein Unentschieden. So auch am vergangenen Sonnabend beim Heimspiel gegen den FSV Hansa 07, der von circa zehn Fans begleitet wurde.
Nach der langen Winterpause muss sich erst einmal wieder eingespielt werden. Nachdem Julius Mattmüller die Kreuzberger in Führung bringen konnte, sorgte Maurice Froelian in der 45. Minute für den 1:1-Ausgleich. Mehr Treffer gab es an diesem Nachmittag nicht zu sehen, doch gab es im Anschluss der Partie einen ordentlichen Nachschlag im Casino. Der Autor Andreas Thome stellte bei Bratwurst und Getränken sein neues Buch »Heja Blau-Weiß!« vor, das vor allem die Geschichte von 1890 bis 1992 behandelt. Der Höhepunkt sind ganz klar die Geschichten und Fananekdoten aus der Aufstiegssaison 1985/86 und der legendären Bundesligasaison 1986/87. Buspanne in den Kasseler Bergen, Rambazamba bei St. Pauli, die Transitfahrten durch die DDR und der Westberliner Alltag – das blau-weiße Werk darf als sehr gelungen bezeichnet werden.
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vom 04.03.2025