Dein roter Faden in wirren Zeiten
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Aus: Ausgabe vom 12.03.2025, Seite 16 / Sport

Die Nächte von Rio sind lang

Von André Dahlmeyer
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Der brasilianische Trainer Dorival Júnior (r.) begrüßt seinen Schützling Luiz Henrique (Brasília, 15.10.2024)

Einen wunderschönen guten Morgen! Der brasilianische Nationaltrainer Dorival Júnior hat den Kader für die WM-Qualifikationsspiele gegen Kolumbien (Brasilia, 20.3.) und in Buenos Aires gegen den amtierenden Weltmeister Argentinien (25.3.) bekanntgegeben. Der fünfmalige Weltmeister Brasilien liegt aktuell nur auf dem fünften Platz der »Eliminatorias« genannten Südamerikaqualifikation, bereits sieben Punkte hinter dem einsamen Spitzenreiter Argentinien und hat bislang ein Drittel seiner Spiele (vier von zwölf) verloren – das gab es noch nie. An Dorival Júnior lag es nicht, der trat seinen Job erst Anfang 2024 an, nach der historischen Heimschlappe Brasiliens gegen Argentinien Mitte November 2023. Bis dahin hatte Brasilien zu Hause noch nie ein WM-Qualifikationsspiel verloren – gegen niemanden! Dorival Júniors Bilanz ist okay: drei Siege, eine Niederlage (in Paraguay, historisch), die letzten beiden Spiele gegen Venezuela und Uruguay gingen nur Remis aus. Erstmals qualifizieren sich sechs Teams aus Südamerika direkt für eine WM, das Siebte kickt Playoffs. Vom Siebten Bolivien trennen die Brasucas fünf Punkte. Gegen die starken Kolumbianer könnte man durchaus Punkte liegenlassen, und in Buenos Aires scheint zumindest ein Dreier Utopie. Die Seleçao erwarten zwei Schicksalsspiele.

Einen Lichtblick gibt es, respektive dreieinhalb. Erstmals stehen dem Trainer Raphinha (Barça) sowie Rodrygo und Vinicius Jr. (Merengues) zur Verfügung. Mit 13 Treffern und sieben Assists gehört Raphinha zu den Überfliegern von La Liga. Poliert hatte dieses Juwel bei Leeds United kein Geringerer als Fußballgott Marcelo Bielsa, heute Nationaltrainer von Uruguay. Raphinhas starke Leistungen brachten ihm einen Vertrag beim FC Barcelona ein. Der halbe Lichtblick ist der 33jährige Neymar Jr. vom FC Santos, der wurde nach etwa 500 Tagen Abwesenheit ebenfalls einberufen. »Ney« spielte zuletzt im Oktober 2023 für Brasilien, wo er sich beim 0:2 in Montevideo gegen die »Charrúas« von Uruguay eine komplexe Knieverletzung zuzog. Er fand nie wieder zu seiner früheren Form zurück. Neymars Berücksichtigung erfolgte 35 Tage nach seiner Rückkehr zum FC Santos, für den er bereits drei Tore erzielte, darunter eine direkt verwandelte Ecke, sowie drei Assists. Dorival Júnior war 2010 Trainer des FC Santos, als man mit extrem offensivem Fußball (Neymar–Paulo Henrique Ganso–Robinho) das Campeonato Paulista gewann. Noch im selben Jahr wurde er nach einer Auseinandersetzung mit Neymar entlassen.

Kaum da, gibt es Streit. Der FC Santos wurde am Sonntag im Paulista-Regionalturnier mit 1:2 vom ewigen Lokalrivalen Corinthians im Halbfinale eliminiert. Ney saß »verletzt« nur auf der Bank, wollte nicht rein, als es notwendig wurde. Nächte zuvor war er noch freudetrunken als Stargast im Sambódromo von Rio aktiv, außerdem gab er eine Fiesta in seiner Villa. So verbraucht man seinen Kredit bei den Fans. Bei denen hält sich der Mythos, dass Neymar nie um den 11. März herum spielt, da hat seine jüngere Schwester Geburtstag. Da ist der Mann »verletzt«. Der Brasileirão beginnt mit Série A-Aufsteiger Santos am 30. März. Helau, Alaaf!

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