Hopp oder top.
Von René Hamann
Der deutsche Meister von 1941 steckt in Schwierigkeiten. Erst gab es den Vorfall nach dem letzten gewonnenen Derby gegen die Austria am 25. Februar 2024, als nicht nur Fans, sondern Spieler und Funktionäre von Rapid Wien homophober Fangesänge überführt wurden. Einer der homophoben Sänger, Guido Burgstaller – man kennt ihn noch von seiner Zeit beim FC St. Pauli, bei Schalke und Nürnberg –, wurde dann eines Nachts in der Wiener Innenstadt in ein Handgemenge verwickelt und trug einen Schädelbasisbruch davon (allerdings war er wohl eher schuldlos), was ihn und den Verein mindestens eine Saison kostete.
Am vergangenen Wochenende war es wieder an den Fans, für Schlagzeilen zu sorgen. Beim Auswärtstrip nach Hartberg in der Steiermark gab es im Zuge von Ausschreitungen im Stadion Verletzte und Festnahmen; Polizisten wurden, ich zitiere, »mit Bengalen, Absperrgittern, Türen, Waschbecken, Paletten und Glasflaschen« beworfen. Wie schon beim Vorfall während des Derbys in der Saison 2023/24 fiel im Nachgang Rapid-Geschäftsführer Steffen Hofmann mit einer Perspektive auf, die nicht nur Einsicht und Schuldbekenntnis beinhaltete. »Es gehören immer zwei dazu«, meinte er mit Blick auf die Polizei, und: »Das ist kein Rapid-Problem. Das passiert überall in Europa.«
Nun gilt Rapid eigentlich als »guter« Klub. Gut im Sinne von Arbeiterklasse und als solcher eher links. Rechte Tendenzen gab es bei den Fans der Grün-Weißen aber auch schon immer, und die Fans, die einerseits für die Stimmung und einzigartige Atmosphäre im heimischen Weststadion gefeiert werden, sind andererseits besonders bei der Gegnerschaft gefürchtet. Es nimmt auch nicht Wunder, dass gerade kleine, provinzielle Klubs wie Hartberg unter den eigensinnigen und übermütigen Supportern, Stichwort Hauptstadtklub, leiden müssen.
Aber auch sportlich bewegt sich Rapid unter dem deutschen Trainer Robert Klauß auf des Messers Schneide. Die vorsichtigen Hoffnungen auf die erste Meisterschaft seit 2008 sind inzwischen Befürchtungen gewichen, überhaupt die Meisterrunde zu erreichen. Am Wochenende ist Showdown Teil eins für Rapid: Gegen den Neuling Grazer AK ist ein Sieg im Heimspiel Pflicht; ansonsten droht BW Linz, die Wiener noch zu überholen. Dann würde die Abstiegsrunde bittere Realität. Und das, während Erzrivale Austria diesmal tatsächlich um die Meisterschaft spielt: Platz zwei, punktgleich mit Titelverteidiger Sturm Graz.
Danach wartet noch das Rückspiel im Achtelfinale der Europa League gegen Borac Banja Luka. Hopp oder top, auf Rapid Wien wartet eine entscheidende Woche.
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