Dein roter Faden in wirren Zeiten
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Aus: Ausgabe vom 19.03.2025, Seite 9 / Kapital & Arbeit
Chinesische Wirtschaft

Beijing setzt Konsumimpulse

Maßnahmen sollen privaten Konsum in der Volksrepublik China stärken. Wohnungspreise fallen
Von Jörg Kronauer
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Ein höherer Mindestlohn soll Privathaushalten mehr Ausgaben ermöglichen (Sanya, 11.2.2025)

China ergreift neue Maßnahmen, um den Konsum im Land anzufachen. Wie die Nachrichtenagentur Xinhua berichtet, sollen der Mindestlohn angehoben und Einkommen allgemein aufgebessert werden. Zudem ist ein Unterstützungssystem für die Kinderbetreuung geplant. Die Ankündigung kommt nur wenige Tage nach der Jahrestagung des Nationalen Volkskongresses, auf der gleichfalls Schritte beschlossen wurden, um die Bevölkerung zu großzügigeren Ausgaben anzuregen, darunter ein 300 Milliarden Renminbi Yuan (38,2 Milliarden Euro) schweres Programm, aus dem Rabatte für den Kauf von Geräten und Fahrzeugen finanziert werden, wenn man dabei alte ausrangiert.

Hintergrund der Maßnahmen ist einerseits, dass die Kaufbereitschaft der Bevölkerung sich seit dem Ende der Covid-19-Pandemie nur schleppend entwickelt hat. Das lässt die Preise sinken, was wiederum zu einer deflationären Spirale zu führen droht. Ist schon dies eine ökonomisch unwillkommene Entwicklung, so kommt hinzu, dass die Zölle, die die Trump-Administration verhängt hat, die Exporte beeinträchtigen, auf denen bisher das chinesische Wachstum maßgeblich beruht; es muss also ein anderer Wachstumstreiber gefunden werden. Das verstärkt den Druck, die Kaufbereitschaft der Bevölkerung zu fördern, um auf diese Weise die Wirtschaft anzukurbeln und letztlich den Anstieg der Wirtschaftsleistung um rund fünf Prozent zu erreichen, den die Regierung offiziell anstrebt.

RLP Rolf Becker 2025

Günstig wirkt sich aus, dass der Konsum schon im Januar und im Februar dieses Jahres stärker als erwartet zugenommen hat. Die Werte für Januar und für Februar werden von der Statistikbehörde gewöhnlich zusammengerechnet, um Vergleichbarkeit herzustellen: Das chinesische Neujahr, das meist mit hohen Ausgaben verbunden ist, fällt in diese Zeit; das genaue Datum schwankt allerdings zwischen den beiden Monaten, was einen Vergleich mit den Vorjahresmonaten unter Umständen wenig aussagekräftig machen würde. In den beiden Monaten nahm der Einzelhandelsumsatz um rund vier Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum zu – ein in dieser Höhe unerwarteter Anstieg gegenüber den 3,7 Prozent, die bereits im Dezember erzielt wurden.

Ungünstig wirkt sich aus, dass die Wohnungspreise trotz aller Bemühungen der Regierung, die Immobilienbranche endlich zu stabilisieren, erneut gefallen sind. Im Februar gingen die Preise für neue Wohnungen um 0,1 Prozent gegenüber Januar zurück und lagen damit um 4,8 Prozent unter dem Vorjahresmonat. Für die zahlreichen Chinesen, die Wohnungen erworben haben, wirkt dies als Anreiz, vielleicht doch noch ein wenig mehr Geld auf die hohe Kante zu legen für den Fall, dass sich ihr Wohneigentum weiter entwertet. Die Regierung setzt deshalb ihre Bemühungen, die Immobilienbranche zu stabilisieren, mit erneuten Maßnahmen fort. Zwar rechnen Branchenexperten mehrheitlich damit, dass sich der Wohnungsmarkt im Laufe des Jahres endlich stabilisieren wird. Das werde jedoch, so vermuten viele, eher langsam geschehen. Bis die Immobilienkrise überwunden ist, wird noch Zeit vergehen.

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  • Leserbrief von Onlineabonnent/in Marian R. (20. März 2025 um 09:45 Uhr)
    Geht es hier um Grundbedürfnisse? Oder um Konsumimpulse zur Verschwendung von Ressourcen für unsinnige Produkte, die den Menschen auch in China weder Glück noch Seelenfrieden bringen werden? So ein »Sozialismus« ist kein Vorbild für die Zukunft – Verschwendung bleibt Verschwendung, egal unter welchem Vorzeichen.

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