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Aus: Ausgabe vom 19.03.2025, Seite 9 / Kapital & Arbeit
Automobilindustrie

Jobtod bei Audi

Konzernbosse und Gesamtbetriebsrat vereinbaren Streichliste. Weiterer Gewinneinbruch beim Autobauer
Von Oliver Rast
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Läuft nicht bei der VW-Tochter: weder der Geschäftsbetrieb, noch der Beschäftigungsmotor (Ingolstadt, 18.3.2025)

Das Männerquartett wirkt zufrieden, lächelt in das Kameraobjektiv. Ein Gruppenfoto mit Handschlag auf der Homepage von Audi am Montag abend. CEO Gernot Döllner und dessen Personalvorstand Xavier Ros sowie der Chef des Gesamtbetriebsrats (GBR), Jörg Schlagbauer, und Vize Rainer Schirmer inszenieren sich als Macher. Im oberbayerischen Ingolstadt, dem größten Standort der VW-Tochter.

Der Anlass des Aufzugs der vier krawattenlosen Sakkoträger steht über der Ablichtung: »Unternehmensleitung und Betriebsrat schließen Zukunftsvereinbarung«. Ein Synonym für Abbau, Umbau, Rückbau – oder wie das Handelsblatt am Dienstag schlagzeilte: »Audi streicht 7.500 Stellen.« Demnach haben sich bereits am vergangenen Wochenende Autobosse und Belegschaftsvertreter auf die Vernichtung besagter Jobs geeinigt. Bis zum Jahr 2029. Auf betriebsbedingte Kündigungen will die Vorstandsetage indes verzichten. Die Beschäftigungssicherung für die verbleibenden Kollegen in den deutschen Werken Ingolstadt und Neckarsulm soll bis Ende 2033 verlängert werden. Heißt es jetzt jedenfalls.

Die Übereinkunft für ein »zukunfts- und krisenfestes« Automobilunternehmen Audi haben Döllner und Schlagbauer am Montag mittag den rund 55.000 Beschäftigten in der BRD schmackhaft gemacht. Döllner: »Audi muss schneller, agiler und effizienter werden.« Und klar, ohne Personalanpassungen ginge das nicht. Typische Aufsagesätze aus einem Managerhandbuch.

Die ersten 6.000 Stellen sollen bis 1927 gestrichen werden, weitere 1.500 bis Ende 2029. Offen ist bislang, an welcher Fertigungsstätte wie viele Arbeitsplätze demontiert werden. Der »Stellenabbau« soll laut Audi im »indirekten Bereich« stattfinden, also nicht in der Produktion. Damit ginge ferner ein »Abbau der Bürokratie« einher. Insgesamt wolle der Autobauer mittelfristig mehr als eine Milliarde Euro »einsparen«, verlautbarten Döllner und Ros. Jährlich, wohlgemerkt. Gleichzeitig seien Investitionen in Höhe von acht Milliarden Euro in die Heimatstandorte vorgesehen. Für die »Transition zur Elektromobilität«, aber auch zur Entwicklung eines Verbrennermodells und »die Elektronikarchitektur der Verbrennerfahrzeuge«.

Was steht noch auf der Kürzungsliste? Etwa die Ergebnisbeteiligung für die Mehrwertproduzenten. Die wird »strukturell neu geregelt« und für mehrere Jahre geringer ausfallen. Hierdurch würde die Audi-Belegschaft »einen großen Beitrag leisten«, wurde GBR-Chef Schlagbauer am Montag abend in einer Mitteilung zitiert. Mehr noch, viele, viele Millionen Euro investierten Audianer perspektivisch in den Erhalt von Job und Werk. Auch sonst, Schlagbauer klingt happy. Zumal das tarifliche Monatssalär gesichert sei. »Es wird keine Absenkung des Tarifentgelts und keinen Wegfall interner Zulagen und Zuschläge geben.« Und die aktuellen Tariferhöhungen würden nicht verschoben. Sie kämen – wie vorgesehen – zum 1. April 2025 und zum 1. April 2026. Zentrale Forderungen aus der Belegschaft, klare Aufträge von Kollegen an den GBR seien erfüllt.

Wie positioniert sich die IG Metall (IGM), speziell der Bezirk Bayern? Ein Erfolg sei es, dass am Verhandlungstisch die ursprüngliche Unternehmensforderung von 12.000 Stellenstreichungen bis 2027 »erheblich reduziert werden konnte«, meinte deren Leiter Horst Ott am Montag abend in einem Statement. GBR, IGM und Konzernspitze hätten zudem einen jährlichen Bonus für Gewerkschaftsmitglieder vereinbart. Damit würde die Solidarität der Beschäftigten belohnt, »die sich füreinander einsetzen«. Unterm Strich also passable Verhandlungsergebnisse.

Apropos unterm Strich. Die Bilanz ist mies. Der Gewinn nach Steuern für das Geschäftsjahr 2024 sei eingebrochen, teilte die Ingolstädter Firmenzentrale am Dienstag mit. Um ein Drittel im Vorjahresvergleich auf 4,2 Milliarden Euro. Dazu passt, dass die Ratingagentur Moody’s die Kreditwürdigkeit der Audi-Mutter VW am Montag herabgestuft hat. Nach jüngstem Rückgang der Gewinnmarge und des Barmittelzuflusses. Indizien, die eine neue »Zukunftsvereinbarung« befürchten lassen – samt Fotoshooting: Bosse und Betriebsräte Hand in Hand.

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