Dein roter Faden in wirren Zeiten
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Aus: Ausgabe vom 19.03.2025, Seite 16 / Sport
Baseball

Aber gut gepflegt

Beim Baseballteam New York Yankees sind jetzt Haare im Gesicht erlaubt
Von Bernhard Krebs
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Endlich: Austin Wells mit Pornobalken

Die New York Yankees schneiden alte Zöpfe ab und erlauben Bärte – aber nur, wenn sie »well groomed«, also gut gepflegt sind. Seit 1976 waren nach einer vom damaligen Klubbesitzer George Steinbrenner (1930–2010) erlassenen Regel keine Bärte, Backenbärte oder lange Haare erlaubt. Spieler des mit aktuell 27 Titeln erfolgreichsten Baseballteams im nordamerikanischen Profibaseball Major League Baseball (MLB) mussten bis zur vergangenen Saison glattrasiert und mit kurz geschnittener Frisur die »Pinstripes«, die emblematische Nadelstreifenuniform der Yankees, tragen. Kassiert wurde die Regel nun von George Steinbrenners Sohn, Hal, der seit 2010 Haupteigner der Yankees ist. Hal beschlichen zuletzt Sorgen, die »hair policy« könne Spieler davon abhalten, bei den Yankees zu unterschreiben, weil der Bart Teil ihrer Persönlichkeit sei.

Vater George, der in den 1950er Jahren in der US Air Force diente, wollte 1976 ein diszipliniert aussehendes Team, die langhaarige Gegenkultur war seine Sache nicht. Erstes Opfer der »hair policy« wurde Oscar Gamble. Der Outfielder nannte damals eine beeindruckende Afrofrisur sein eigen. Selbst in einer Folge der »Simpsons« (1992) war die »hair policy« Thema, als die kurzzeitige Suspendierung von First-Baseman Don Mattingly parodiert wurde, weil der sich geweigert hatte, sein Haar kürzer zu schneiden.

Haarig wurde die »Bartpolitik« für die Yankees dann im zurückliegenden Winter, als sie einen der besten Closing-Pitcher der Liga, Devon Williams, aus Milwaukee in die Bronx lotsten. Nur widerwillig rasierte sich Williams seinen Vollbart ab. Statt glattrasiert, wie vorgegeben, erschien er mit Stoppeln zum Mannschaftsfoto. Beim Trainingsauftakt war er dann glattrasiert. Der 30jährige wollte sich mit seinem bartlosen Selbst freilich nicht abfinden, suchte das Gespräch mit Steinbrenner und General Manager Brian Cashman. Williams machte deutlich, dass die »Bartpolitik«, sollten die Yankees ihn am Ende der Saison längerfristig binden wollen, bei den Verhandlungen eine Rolle spielen werde. Wenig später war die »hair policy« Geschichte.

Hat Williams die Regelung zu Fall gebracht? So weit wollte Steinbrenner nicht gehen. Die »Bartpolitik« sei aus der Zeit gefallen, verriet er The Athletic und verwies auf Bartträger seiner Klasse, etwa auf den Vizepräsidenten J. D. Vance.

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