Nickelbergbau breitet sich aus
Von Thomas Berger
Indonesien ist einer der größten Nickelförderer der Welt. Allein auf Sulawesi und den benachbarten Molukken befinden sich etwa 50 Prozent der globalen Nickelreserven. Das sei der Grund, warum immer mehr Bergbauunternehmen neu in diese Weltregion expandieren oder bereits bestehende Förderstätten ausweiten wollen, erklärte Muhammad Al Amin von der Umweltorganisation Walhi. Gemeinsam mit den Organisationen »Rettet den Regenwald« und »Yes To Life No To Mining« hatte Walhi zu einer Onlineveranstaltung geladen. »Die Ausweitung des Nickelbergbaus bedroht nicht nur die Natur, sondern auch viele lokale Gemeinschaften«, betonte Al Amin.
Ältester Förderer auf Sulawesi mit den größten Konzessionen sei das brasilianische Bergbauunternehmen Vale, aber auch andere Konzerne wie Nickel Asia von den Philippinen, Norilsk Nickel aus Russland und das an den Börsen von Australien, London und Johannesburg gelistete South32 sowie diverse japanische Firmen mischten mit. Etwa 300 Firmen seien auf Sulawesi aktiv, die Abbauflächen variierten zwischen 200 und 17.000 Hektar, so die Informationen von Walhi. Die neue Regierung unter dem konservativen Präsidenten Prabowo Subianto hat den Nickelbergbau als »nationalstrategisches Projekt« eingestuft, notfalls vom Militär zu schützen. Die größten Gewinner dieses Projektes sitzen allerdings im Ausland.
300 bis 400 Nickelkonzessionen seien bereits ausgestellt, die meisten davon seit 2016. Durch den Abbau werde nicht nur wertvoller Regenwald gerodet, sondern auch die Trinkwasserquellen der dortigen Bevölkerung würden verschmutzt. Zwar habe die Regierung unter Expräsident Joko Widodo seinerzeit den Export von Rohnickel verboten. Die in der Folge angesiedelten Nickelschmelzen belasten aber vor allem die fördernahen Küstenregionen.
Mama Kila alias Ibu Hasilan aus dem Dorf Torobulu berichtete in der Veranstaltung von Repressionen. Wie andere lokale Aktivisten saß sie zwischenzeitlich schon in Haft. Viele Menschen seien eingeschüchtert, andere schwärzten ihre Nachbarn bei der Polizei an, erzählt sie. Von etwa 2.000 Einwohnern in ihrem Dorf wagten nur 23, offen gegen die Konzerne aufzubegehren. Der Nickelabbau befeuere so soziale Konflikte, ein Teil ihrer Familie habe sich von ihr abgewandt.
Indonesien hat bereits eine unrühmliche Geschichte von Umweltzerstörungen durch den Bergbau. Die Energiewende habe den Raubbau nicht gestoppt, »nur die Farbe hat sich vom schwarzen (Kohle) zum braunen Mining (Nickel, Bauxit) verschoben«, beschreibt Al Amin. Weder die Bedrohung für Natur und Artenvielfalt noch die Angriffe auf die Lebensgrundlagen der zumeist indigenen Bevölkerung hätten aber abgenommen. Nach Kohle und Rohmaterial exportiere Indonesien nun eben Nickelhalbprodukte nach China, Japan und Europa.
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