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Aus: Ausgabe vom 21.03.2025, Seite 3 / Schwerpunkt
Argentinien

Journalisten gezielt angegriffen

Gewalt gegen Berichterstatter: Fotograf kämpft nach Polizeiattacke bei Protesten um sein Leben
Von Frederic Schnatterer
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Argentiniens Rentner lassen sich trotz Repressionen den Protest auch gegen die Unterdrückung der Pressefreiheit nicht verbieten (Buenos Aires, 19.3.2025)

Pablo Grillo kämpft weiter um sein Leben. Der freie Fotograf, der am Mittwoch der vergangenen Woche bei Protesten in Argentiniens Hauptstadt Buenos Aires von einer Tränengaskartusche am Kopf getroffen wurde, befinde sich mittlerweile in einem »stabilen« Zustand, erklärte sein Vater Fabián Grillo am Montag gegenüber der Presse. »Die Ärzte sagen, hoffnungsvoll stimme vor allem, dass er jung ist.« Man müsse jedoch abwarten, wie sich sein Zustand weiter entwickle, »um zu sehen, welche langfristigen Schäden er davontragen wird«. Zuvor war Pablo zweimal operiert worden, er liegt im Hospital Ramos Mejía.

Am Montag veröffentlichte das Netzwerk Mapa de la Policía in den sozialen Medien eine minutiöse Untersuchung der Attacke auf den 35jährigen Fotografen, der bei der Demonstration von Rentnern lebensgefährlich verletzt worden war. Anhand von Fotos und Videos der schweren Auseinandersetzungen zwischen Protestierenden und Einsatzkräften identifizierten sie den Polizisten, der die Tränengaskartusche abgefeuert hatte als Obergefreiten der Gendarmerie Guerrero. Zudem konnte Mapa de la Policía nachweisen, dass Guerrero das Projektil entgegen der gesetzlichen Vorgaben in Kopfhöhe senkrecht abfeuerte – und damit schwerste Verletzungen in Kauf nahm. Teil des Netzwerks sind unter anderem die Menschenrechtsorganisation CELS und das Antirepressionsnetzwerk Correpi, unterstützt wurde die Untersuchung von renommierten Sachverständigen.

Auf einer Pressekonferenz zur Vorstellung eines Gesetzes zur Strafverfolgung im Zusammenhang mit Fußballfans (Ley Antibarras) wies »Sicherheitsministerin« Patricia Bullrich jegliche Vorwürfe zurück. Bereits zuvor, nur wenige Tage nach der Demonstration, hatte sie Grillo als »Aktivisten« markiert, der nur vorgebe, Journalist zu sein. ARGRA, der Verband der argentinischen Fotojournalisten, forderte am Montag den sofortigen Rücktritt der Politikerin, die sie für den Angriff auf Grillo und die Repression gegen Journalisten verantwortlich machen. Die Gewerkschaft der Presseschaffenden von Buenos Aires (Sipreba) berichtete von mindestens 15 Journalisten, die während der Demonstration am 12. März attackiert worden waren. Einige von ihnen trugen Verletzungen davon, so durch den Einsatz von Gummikugeln, Schlagstöcken und Tränengas.

Auch die Organisation Reporter ohne Grenzen verurteilte den Angriff »aufs schärfste«. In einer Mitteilung wies sie darauf hin, dass er »eine alarmierende Eskalation der unverhältnismäßigen Gewaltanwendung gegen Journalisten darstellt und die Ausübung des Berufs in Argentinien zu einer immer gefährlicheren Aufgabe macht«. Das erste Jahr der Präsidentschaft von Javier Milei, der sein Amt am 10. Dezember 2023 antrat, sei von »zahllosen Beleidigungen und täglichen Angriffen auf Journalisten und Medien« geprägt gewesen. Mindestens zwölf Presseschaffende seien 2024 körperlich angegriffen worden, auch von staatlichen Einsatzkräften. Anfang März prangerte zudem der Verband der Auslandskorrespondenten in Argentinien neue Einschränkungen für die Berichterstattung bei Demonstrationen und offiziellen Veranstaltungen an.

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