Dein roter Faden in wirren Zeiten
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Aus: Ausgabe vom 25.03.2025, Seite 8 / Ansichten

Verzerrter des Tages: Donald Trump

Von Felix Bartels
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Mehr kann man für 10.000 nicht erwarten

Vielleicht darf Trump etwas Trost darin finden, Leidensgenosse von Winston Churchill zu sein. Der war 1954 vom britischen Maler Graham Sutherland porträtiert worden. Das Ergebnis gefiel ihm nicht, er wirke dort schwachsinnig. Churchills Angehörige haben das Gemälde nach seinem Tod verbrannt. Gelebte Kunstkritik.

Welche Pläne Donald Trump hat, ist nicht ganz raus. Ungehalten aber zeigte er sich schon mal. Anlass bot ein Porträt im Parlamentsgebäude des Bundesstaats Colorado. Trump sieht sich darauf »absichtlich verzerrt«. Schriebs auf seiner Plattform Truth Social, wo gewöhnlich nicht Gesichter verzerrt werden, sondern Sachverhalte. Seit 2019 hängt das Bild, finanziert wurde es durch Crowdfunding, initiiert von einem republikanischen Politiker. Etwa 10.000 US-Dollar waren zusammengekommen, die Malerin Sarah A. ­Boardman, die zuvor Obama porträtiert hatte, erhielt den Auftrag. Man mag es nicht zugeben, doch Trumps Ärger im Angesicht seines Angesichts ist verständlich. Die ikonischen Lefzen hängen nicht mehr, sie sind zu Pausbacken aufgeformt. Der Boxer wurde zum Hamster. Von einem Autodafé allerdings sieht der Erzürnte einstweilen ab. Er wolle mit Colorados Gouverneur Jared Polis über eine Entfernung des Bildes sprechen.

Was Sutherlands Gemälde indessen von Boardmans unterscheidet: Es ist (oder vielmehr: war) ein echtes Kunstwerk. Malerei nämlich muss verzerren und nicht lediglich abbilden. Boardman hat Trump lediglich abgebildet, bloß auf wenig schmeichelhafte Weise. Sieht man von den Hamsterbacken ab, gleicht das Bildnis mehr einer Fotografie denn einem Gemälde, und während Samuel van Hoogstraten Jahrhunderte vor der Erfindung des Lichtbilds noch eine gewisse Berechtigung hatte, scheint Boardman eher ein schlechtes Revival des Trompe-l’œil gegeben zu haben. Oder sagen wir besser: des Trump-l’œil.

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  • Leserbrief von Onlineabonnent/in Heinrich H. aus Stadum (25. März 2025 um 00:42 Uhr)
    Bilder lügen mehr, als tausend Worte sagen können. Dieser Fall bestätigt den Spruch exemplarisch: Wenn man Trump so fotografieren würde, täte es die Platte zerreißen, heutzutage den Sensor. Soviel künstliche Intelligenz gibt es im ganzen Kosmos nicht, eine Fotografie in ein so schönes Trump-Portrait zu verwandeln.

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