Aus Leserbriefen an die Redaktion

Print bleibt
Zu jW vom 22./23.3.: »Deutschland im Frühling«
Hat irgendwer bei den »fallenden Blättern« daran gedacht, dass es Menschen gibt, die wegen hohem Alter und/oder Behinderung nicht selbständig mit dem Internet umgehen können? Und was ist, wenn diese – ebenfalls der Propaganda in TV und Radio überdrüssig – auf eine gedruckte Tageszeitung angewiesen sind? Danke, junge Welt, dass ihr auch an diese Menschen denkt!
Stefanie Zimmermann, Berlin
Spitzenmoral statt Topdiplomatie
Zu jW vom 20.3.: »Spitzenkandidatin des Tages: Annalena Baerbock«
Annalena Baerbock, immer noch unsere erste Luftwaffe im Außenministerium, will den Job wechseln, natürlich selbstbestimmt. Als nächste Station in ihrem On-the-Job-Training hat sich Baerbock das Präsidentinnenamt der UN-Generalversammlung auserkoren. Dazu nutzte sie die Dunkelheit nach dem Aus der Ampel. In einem Mondscheinmanöver mit Olaf von Doppelwumms und Friedrich dem Täuscher sorgte Baerbock für Rückendeckung. Danach brauchte es nur noch eine Depesche aus ihrem Amt mit der Mitteilung, dass Helga Schmid, die vom Bundeskabinett im Juli 2024 als Anwärterin nominiert wurde, »ersetzt« werde. Dabei versteht Schmid etwas von ihrem Fach. Schmid war Generalsekretärin der OSZE, ist international gut vernetzt und kann, im Unterschied zu Baerbock, auch mit Vertretern von Russland und China diplomatische Gespräche führen. So also geht feministische Außenpolitik, wenn Spitzenmoral Topdiplomatie aussticht.
Joachim Fröhlich, Kirchseeon
Der erste Gedanke
Zu jW vom 22./23.3.: »Das Ende vom Lied«
Sehr geehrter Herr Popp,
bei der Lektüre Ihres lesenswerten Kommentars »Das Ende vom Lied« verspürte ich Abscheu gegen eine Partei, die sich meines Erachtens seit Jahren fälschlicherweise als »Die Linke« dekoriert – und dies nunmehr maßgeblich untermauert durch für mich keineswegs überraschendes, aber deshalb nicht minder verwerfliches, ja devotes, politisches Verhalten bei der Abstimmung im Bundesrat. Es kam mir dabei das »O sancta simplicitas!« des Jan Hus in den Sinn (…). Ich hoffe, dass die Analogie, vom Adjektivattribut »sancta« abgesehen, zumindest ein wenig greift, trotz der Jahrhunderte, die dazwischenliegen.
Zeljko Taras, Köln
Le Grand Canon
Zu jW vom 22./23.3.: »Frankreichs neue Kriegsanleihen«
La Grande Nation hat ebenfalls nichts aus der Geschichte gelernt; weder von 1812 (Russland) noch von 1815 (Waterloo) und nicht einmal von 1954 (Dien Bien Phu, Indochina).
Reinhard Hopp, Berlin
Der Gesamtzusammenhang
Zu jW vom 24.3.: »Schauprozess gegen Greenpeace«
Wenn es gegen die Indianer, die Ureinwohner Nordamerikas, und ihre Unterstützer geht, ist bis heute in den USA alles erlaubt. Dies ist der Kolonialismus, der von einem unglaublich aggressiven Rassismus angetrieben und forciert wird. Diesen Rassismus trifft man heute vor allem auch in der Justiz, die massenhaft Indigene, Afroamerikaner, Latinos der Gefängnisindustrie zuführt, wo sie unter sklavenähnlichen Umständen arbeiten müssen. Viele dunkelhäutige Menschen werden zu Unrecht verurteilt, nicht erst seit heute. Auch Leonard Peltier ist ein Opfer dieses Rassismus, nicht zuletzt aber auch unser Genosse Mumia Abu-Jamal. Kolonialismus und Rassismus müssen gesamtheitlich gesehen und bekämpft werden. Der Zusammenhang zwischen Kolonialismus und Rassismus ist von großer Bedeutung. Wenn wir gegen den Pipelinebau durch ein Reservat der Indianer kämpfen, kämpfen wir auch gleichzeitig für die Freiheit des Genossen Mumia und umgekehrt. Die DDR war auch in dieser Hinsicht sehr weit vorn. Sie stellte die Ureinwohner Nordamerikas ganz klar als Opfer der Eroberer und Rassisten, später auch der Sklavenhändler, heraus.
Steffen Weise, Berlin
»Purzelbaum vom Marxismus zum Idealismus«
Zu jW vom 20.3.: »Kategorisch unfrei«
Der Artikel enthält eine sehr informative Kritik der diversen feministischen Theorien. Doch die präsentierte Lösung gleicht einem Purzelbaum vom Marxismus zum Idealismus; da »(…) muss die Kategorie Frau in die Kategorie Mensch aufgehoben werden«. Aus historisch-materialistischer Sicht kam das Patriarchat mit der Familie in die Welt. In der frühen Stammesgeschichte der Menschheit bestand der Stamm aus den Müttern und ihren Kindern. Als Regeln gegen Inzucht entstanden, durften Geschlechtspartner nicht mehr aus dem eigenen Stamm kommen – die Väter blieben in ihrer Gens. Mit der Entwicklung der Produktivkräfte entstanden auch kleine Produktionseinheiten – die monogamen Familien, die sich in der Stammesorganisation und in Konkurrenz zu ihr entwickelten. »Da die Triebfeder, welche die Monogamie hervortrieb, die Mehrung von Eigentum war und das Verlangen, es auf die Kinder zu übertragen – auf die legitimen Erben, die tatsächliche Nachkommenschaft des verheirateten Paares –, trat (…) der neue Brauch auf: Abschließung der Frauen« (Karl Marx: Die ethnologischen Exzerpthefte, hg. v. Lawrence Krader, Frankfurt am Main 1976, S. 162). Da die Familie als soziale Organisationsform sich über die Jahrtausende erhalten hat, haben wir es auch heute mit den patriarchalischen Strukturen zu tun (und sicher auch im zukünftigen Sozialismus). Ihre Überwindung benötigt neben der rechtlichen Gleichstellung vor allem die Beseitigung der materiellen Abhängigkeit der Frauen von den Männern durch gleiche »Verdienst«-Möglichkeiten, auskömmliche Renten und gute Kinderbetreuung.
Ulrich Memmler, per E-Mail
La Grande Nation hat ebenfalls nichts aus der Geschichte gelernt; weder von 1812 (Russland) noch von 1815 (Waterloo) und nicht einmal von 1954 (Dien Bien Phu, Indochina).
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