Politraser des Tages: Armin Laschet
Von Nico Popp
Armin Laschet ist auf der Überholspur unterwegs. Trotz beinharter Konkurrenz in der CDU, in der es von legitimen Anwärtern auf das Baerbocksche Erbe nur so wimmelt – Kiesewetter! Wadephul! Röttgen! –, scheint der gescheiterte Kanzlerkandidat von 2021 gute Chancen auf den Sessel des Außenministers in der nächsten Regierung zu haben.
Und auch sonst macht der Aachener Tempo – buchstäblich. Irgendwer hat ausgerechnet jetzt durchgestochen, dass Laschet an einem Juliabend im vergangenen Jahr mit beinahe 100 Sachen auf einer Straße in seiner Heimatstadt unterwegs war, auf der nur Tempo 50 erlaubt ist. Er bretterte prompt in eine Radarfalle. Das muss ihm gleich aufgefallen sein, denn den Berichten zufolge meldete er sich am Folgetag, lange bevor der Bußgeldbescheid über 428,50 Euro ins Haus flatterte, bei der Polizei.
Dort wollte Laschet die Sache mit einer interessanten, von Bild kolportierten Geschichte aus der Welt schaffen. »Unbekannte Männer« hätten ihn beim Einsteigen ins Auto beobachtet und seien ihm anschließend »dicht« gefolgt; er habe sich bedroht gefühlt und an einer Ampel »Vollgas gegeben«. Über seinen Anwalt ließ er dem Blatt mitteilen: »Das war eine aufwühlende Begebenheit, die mich sehr bewegt hat.« Etwas nüchterner betrachtete die Sache die Polizei, die keine Spur von den angeblichen Verfolgern fand. Es gab nicht einmal ein Ermittlungsverfahren – was gewiss eingeleitet worden wäre, hätte es irgendeinen Anhaltspunkt für die Story gegeben. Laschet hat seinen trotzigen Einspruch gegen den Bußgeldbescheid inzwischen zurückgezogen.
Dass der Vorgang zu einem richtigen Unfall für Laschet wird, ist kaum anzunehmen. Baerbock hat das Sich-verfolgt-fühlen geradezu zum politmoralischen Hebel ihrer außenpolitischen Kunst gemacht. Laschet freilich muss den Nachweis dieser Meisterschaft erst noch erbringen: Er hat hier ganz einfach versäumt, eine Spur nach Moskau zu legen.
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Leserbrief von Andreas Kubenka aus Berlin (31. März 2025 um 18:21 Uhr)Alle Extremraser unter den »Verkehrssündern« werden es schade finden, dass Laschet seinen Einspruch gegen den Bußgeldbescheid kampflos zurückgezogen hat. Wäre er damit vor Gericht durchgekommen, hätten alle eine unschlagbare Ausrede für Geschwindigkeitsübertretungen gehabt und die Polizei hätte sich alle Überwachungsmaßnahmen sparen können!
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