Rot und Schwarz
Von René Hamann
Früher – gar nicht so lange her – wurde in Österreich nahezu alles in Rot und Schwarz aufgeteilt. Nicht, weil man fleißig Stendhal gelesen hätte, sondern es politisch so haben wollte: Zwei Volksparteien teilten sich die Welt untereinander auf, bis hinein ins Kleinste. Etwa beim Sport: Da gibt es noch heute Vereine, die zum »ASKÖ« gehören, zur »Arbeitsgemeinschaft für Sport und Körperkultur in Österreich«, gewissermaßen das Reich des Arbeitersports. Das sind die Roten. Und es gibt die Schwarzen, die meist als »Union« firmieren. Insofern ganz gut, dass es Union Solingen nicht mehr gibt.
Nun weiß ich nicht genau, ob es daran liegt, dass sich Sportverbände in Österreich als besonders eigensinnig, filzorientiert oder sonstwie beschlagen gerieren oder eher an der Perspektive, zum Beispiel an meiner, die eines vernunftorientierten Deutschen (räusper). Die jüngsten Beispiele komischer Verfehlungen auf Funktionärsebene – man sollte ja meinen, Funktionär kommt von funktionieren – betreffen Tischtennis und Fußball.
Im Tischtennis wurde die Verbandsspitze, meint Präsident und Sportdirektor, seitens einiger Spielerinnen und Spieler mit schweren Vorwürfen konfrontiert, mindestens von »psychischer Gewalt« ist da die Rede. Auch eine unabhängige Kommission meinte, da sei etwas dran. Ein Grund zurückzutreten, aber nein: Präsident und Sportdirektor stellten sich lieber zur Wiederwahl. Die ging wie aus? Der Sportdirektor wurde abgewählt, der Präsident bestätigt. Ein salomonischer Schildbürgerstreich.
Beim Fußball schießt man von oben nach unten. Ein Landessportchef sagte über Bundestrainer Ralf Rangnick: »Seine Spielweise ist ausrechenbar.« Auch der Oberboss, ÖFB-Chef Bartosch, sägte mit am Stuhl des Deutschen. Man könnte meinen, dass ein Trainer entlassen wird, wenn der Chef meckert. Ist aber nicht so. Der amtierende Teamkapitän Alaba weiß: »Wenn jemand sagt, wir sollen uns hinten reinstellen und unsere Spielweise ändern, dann hat er keine Ahnung von Fußball.«
Am 9. April steht übrigens auch hier eine Wahl an, die des ÖFB-Präsidenten. Der alte scheidet aus.
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