Hilfe für Erntehelfer
Von Carmela Negrete
Die Erdbeeren aus Huelva füllen wieder die Regale der Supermärkte – und zahlreiche Medien mit Berichten über die Ausbeutung der Menschen, die sie ernten. Vom Feld geholt werden sie von migrantischen Saisonarbeitern, die sich oft ohne gültige Papiere und Unterkunft für wenig Geld abrackern. Das kommt mittlerweile auch bei der spanischen Zentralregierung an, die im März angekündigt hat, die Situation Tausender Tagelöhner zu verbessern. Ab Mai werde ein neues Ausländerrecht gelten, das bei der Vergabe von Visa Ausnahmen für Saisonarbeiter in der Landwirtschaft mache, die sich nur wenige Monate in Spanien aufhalten. Mit der sozialistischen Gewerkschaft CCOO prüfe das Arbeitsministerium, wer genau dafür in Frage komme.
Begonnen werde in Huelva, wo aktuell rund 2.000 Migranten mit der Erdbeerernte beschäftigt sind, berichtet die Tageszeitung Publico. Eine Ausdehnung des Programms sei geplant, insbesondere auf Almería, wo sich die meisten Plantagen Spaniens befänden. Insgesamt beschäftigt der Sektor in den Erntemonaten bis zu 100.000 Menschen. In Andalusien macht er stattliche acht Prozent des Bruttoinlandsprodukts aus.
Doch mit gültigen Papieren allein ist das Problem nicht gelöst. Auf vielen Plantagen mangelt es an Wohnraum. Selbst Menschen, die einen Arbeitsvertrag haben, müssen pendeln oder in provisorischen Hütten unterkommen. Dort wohne es sich stellenweise schlechter als in Flüchtlingslagern in Kriegsgebieten, hatte der ehemalige UN-Sonderberichterstatter für extreme Armut, Philip Alston, die Zustände in Huelva nach einem Besuch im Jahr 2020 kritisiert.
Die zwei größten Kapitalverbände dieses Sektors in der Region hätten sich laut Publico verpflichtet, mit den Saisonarbeitern Verträge zu schließen und würdigere Verhältnisse zu schaffen. Die Ankündigungen versprechen Besserung, sind aber mit Vorsicht zu genießen. Diverse NGOs berichten, dass mehrere Hüttensiedlungen in den vergangenen Jahren abgerissen wurden. Die Probleme seien weniger sichtbar, Betroffene aber obdachlos und nicht sicherer, kommentierte die Organisation »La Carpa« gegenüber jW. Noch immer fehlten Ersatzunterkünfte.
Wo immer Staat und Kapital Migranten zu Hungerlöhnen rumscheuchen, sind auch in Spanien Rassisten zur Stelle, die die Saisonarbeiter zusätzlich attackieren. Bedrohungen oder die Zerstörung der ohnehin prekären Behausungen und Brandanschläge sind keine Seltenheit. Zuletzt landeten im Dezember 100 Menschen in Lucena del Puerto auf der Straße, nachdem ein Feuer ihre Unterkunft zerstört hatte. Vier Menschen sind in den vergangenen Jahren lokalen Medien zufolge ums Leben gekommen.
Auch die andalusische Lokalregierung hat den Handlungsbedarf erkannt und bereits vor einer Weile den »Strategischen Plan für die Beseitigung informeller Behausungen und die soziale Integration migrantischer Menschen in den landwirtschaftlichen Regionen Andalusiens« beschlossen. Doch die Umsetzung verläuft schleppend. Allein in Huelva zählten NGOs, die die Saisonarbeiter mit Wasser und anderen lebensnotwendigen Gütern versorgen, rund vierzig Hüttensiedlungen.
links & bündig gegen rechte Bünde
Jetzt den kostenlosen jW-Newsletter abonnieren – täglich das Beste aus der Tageszeitung junge Welt, direkt in Ihr Postfach. Ihre E-Mail-Adresse wird natürlich niemals an Dritte weitergegeben.
Regio:
Mehr aus: Kapital & Arbeit
-
Rumpffirma Continental
vom 09.04.2025 -
Benko bleibt hinter Gittern
vom 09.04.2025