Benko bleibt hinter Gittern
Von Gudrun Giese
Der einstige Immobilienspekulant, Gründer des Signa-Konzerns und spätere Pleitier René Benko bleibt in Untersuchungshaft. Das entschied am Montag eine Richterin am Landesgericht für Strafsachen Wien bei einer Haftprüfungsverhandlung. Es bestehe weiterhin dringender Tatverdacht und Tatbegehungsgefahr im Zusammenhang mit beiseitegeschafften Vermögenswerten aus dem insolventen Signa-Imperium, berichtete die österreichische Zeitung Standard. Die Richterin verlängerte die seit Ende Januar bestehende Untersuchungshaft um zwei Monate.
Hauptermittlungsbehörde in Österreich gegen Benko ist die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA), die dem einstigen Immobilienspekulanten unter anderem vorwirft, er habe bei einer Kapitalerhöhung der Signa-Holding 2023 Investorenkapital als eigenes ausgegeben und die Geldgeber betrogen. Außerdem habe er an der Insolvenzmasse vorbei Vermögenswerte in verschiedene Privatstiftungen geleitet. Der 47jährige Delinquent bestreitet alle Vorwürfe. Ende Februar wie auch beim jüngsten Prüfungstermin begründete das Gericht die Fortsetzung der U-Haft mit dem dringenden Tatverdacht sowie der Gefahr, dass der Beschuldigte erneut eine Straftat begehe oder fortsetze, so wie es Benko bis zur Inhaftierung durch seine Vermögensverschiebungen getan hätte.
Gleichzeitig gehen Juristen in Österreich von einer bald bevorstehenden Anklageerhebung durch die WKStA aus. Die Ermittlungen im Zusammenhang mit der Kapitalerhöhung bei der Signa Holding im Juni 2023 sollen laut Standard weit vorangekommen sein. Der Vorwurf laute, dass die »Familie Benko Privatstiftung« für diese Erhöhung von anderen Signa-Investoren stammendes Kapital verwendet hätte. Dabei soll es sich um 35,35 Millionen Euro gehandelt haben, die vom Verwaltungsratschef des Schweizer Schokoladenherstellers Lindt & Sprüngli, Ernst Tanner, sowie von der Eugster/Frismag AG des Schweizer Industriellen Arthur Eugster stammen. Benko sei im Mai 2023 an die Investoren mit der Bitte herangetreten, die Kapitaleinlagen zu erhöhen, damit die Signa Holding gegenüber den Banken und der Öffentlichkeit gut dastehe. Eugster erklärte bei einer Zeugenvernehmung, sein Unternehmen hätte sich aus »Solidaritätsgründen« an der Aufstockung beteiligt. Längst nicht alle Anteilseigner hätten mitgemacht, sagte ein anderer Zeuge von Eugster/Frismag. Nachdem die 35,35 Millionen Euro geflossen waren, soll Benko abgetaucht sein. Die Kapitalgeber erhielten nicht einmal eine Quittung, und auf die Forderung nach Rückzahlung des Geldes reagierte niemand. Offensichtlich dauerte es, bis man bei Eugster/Frismag und anderen Investoren begriff, dass das Kapital bei der Privatstiftung der Familie Benko gelandet und man selbst Opfer eines »Geldkarussells« geworden war. Wenn das stimme, so soll ein Manager des Schweizer Unternehmens nach der Konfrontation mit den Rechercheergebnissen der Ermittler gesagt haben, dann hätte Benko »uns einfach beschissen«.
Ermittelt wird gegen Benko auch in Italien, Liechtenstein und Deutschland, wo er mit mehreren Insolvenzen der Warenhauskette Galeria Karstadt-Kaufhof und dem Aus für Immobilienprojekte wie etwa den »Elbtower« in Hamburg enormen wirtschaftlichen und sozialen Schaden anrichtete.
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