Dein roter Faden in wirren Zeiten
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Aus: Ausgabe vom 12.04.2025, Seite 14 / Leserbriefe

Aus Leserbriefen an die Redaktion

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»Überlebenskonzept des Faschismus«

Zu jW vom 9.4.: »Mörderisches Ende«

Diese Morde wie auch die Massaker in den KZ, den Gefängnissen und auf den Todesmärschen entsprachen dem Nachkriegs- und Überlebenskonzept des deutschen Faschismus. Gestapo-Chef Heinrich Müller erklärte der Frau von Graf Moltke: »Wir werden nicht den gleichen Fehler machen, der 1918 begangen wurde. Wir werden unsere innerdeutschen Feinde nicht am Leben lassen.« Nazigauleiter August Eigruber begründete einen Befehl, Häftlinge im KZ Mauthausen zu ermorden, mit den Worten: Die Alliierten dürften »keine aufbauwilligen Kräfte« vorfinden. Zugleich ging es darum, Zeugen der Naziverbrechen zu beseitigen. Am 24. Januar 1945 lautete ein Telegramm der obersten Gestapo-Leitung an die Dienststellen im Rheinland und Westfalen: »Die gegenwärtige Gesamtlage wird Elemente unter den ausländischen Arbeitern und auch ehemalige deutsche Kommunisten veranlassen, sich umstürzlerisch zu betätigen. (…) Es ist in allen sich zeigenden Fällen sofort und brutal zuzuschlagen. Die Betreffenden sind zu vernichten.« Der Dortmunder Polizeihistoriker Alexander Primavesi schrieb später über solche Befehle (in den Ruhr-Nachrichten vom 31. März 1994): »Es war der wahnwitzige Vorsatz, niemanden aus den Reihen der politischen Gegner am Leben zu lassen, damit sie nach dem Zusammenbruch nicht führende Positionen besetzen konnten.«

Ulrich Sander, Dortmund

Die DDR hätte sie verhaftet

Zu jW vom 8.4.: »›Sie beugt sich lieber der Staatsräson‹«

Während Zionisten mit der Apartheidflagge Israels das Andenken von Buchenwald schänden dürfen, wird jeglicher Hinweis auf den stattfindenden Genozid auch mit deutschen Waffen und deutscher Rückendeckung repressiert. Es ist traurig und empörend, besonders ob der Geschichte des KZ, in dem Dutzende Nationen sich gegen Mord, Unterdrückung und Faschismus organisiert haben. Besonders wütend macht mich, dass der Passus in der Hausordnung, mit dem jetzt das Tragen der Kufija angegriffen wird, seinen Ursprung in der Auseinandersetzung mit dem NSU hat. Dessen Neofaschisten wollten in SS-ähnlichen Uniformen den nach dem Zweiten Weltkrieg in Buchenwald internierten Faschisten und Kollaborateuren gedenken und wurden zu Recht vor die Tür gesetzt. In der DDR wären sie dafür verhaftet worden, in der BRD wurden sie gedeckt und verharmlost. Es ist ein Wahnsinn, jetzt die Palästina-Solidarität mit der Hausordnung anzugreifen, und sollte allen Antifaschisten längst zum gemeinsamen Aufschrei gegen den Zionismus und seine Helfer in Deutschland reichen.

Alexander Simmen, Erfurt

Kopfüber

Zu jW vom 9.4.: »Universitäten unter Druck«

Es gibt Leute, die bergauf bremsen. Zu denen gehören Trump und Musk nicht, aber zu denen, die bergab beschleunigen. Dabei kann eine Stein- oder Schneelawine entstehen. Die andere Analogie, gemäß derer ein Ertrinkender seinen Retter ertränken kann, ist nicht ganz so offensichtlich. Ich kann nur hoffen, dass keiner versucht, den Retter für sie zu spielen. Allerdings ist es auch nicht leicht, sich aus der Gefahrenzone fernzuhalten.

Heinrich Hopfmüller, Stadum

»Er steht im eigenen Land«

Zu jW vom 22./23.3.: »Das Ende vom Lied«

Wie konnte die Linke in Mecklenburg-Vorpommern und in Bremen nach ihrem fulminanten Erfolg bei der Bundestagswahl ihre Zustimmung – zwar halbherzig – zu der ungeheuren Aufrüstung der Bundesrepublik geben, angesichts der hoffnungslosen wirtschaftlichen Lage in Deutschland? Auch der bundesweite Aufruf zur Demonstration in Wiesbaden am 29. März 2025 brachte nicht den großen, erwarteten Erfolg.

Die unerwartete Zustimmung zur Kriegsvorbereitung war gut vorbereitet worden. Um die Massen von deutscher Kriegstüchtigkeit zu überzeugen, musste seit Jahren Russophobie aufgebaut werden, die Angst, Putin wolle demnächst eroberungslustig durchs Brandenburger Tor marschieren! Immer wieder wird wider besseres Wissen von Putins »erstem Angriffskrieg in Europa« gesprochen. Hat man die Zerstückelung Jugoslawiens 1999, von Deutschland initiiert und geführt, schon vergessen? Im Mai steht der 80.≈Jahrestag der Befreiung vom Faschismus durch die Rote Armee bevor. Soll demnächst wieder »zurückgeschossen« werden? Ist der »Fall Gleiwitz« schon vergessen? Der Feind steht nicht vor den Toren. Er steht im eigenen Land! Aufklärung und Widerstand gegen die Kriegstreiber tun not!

Eva Ruppert, Bad Homburg

Mehrarbeit

Zu jW vom 8.4.: »Dämme gebrochen«

Endlich brauchen wir keinen Radikalenerlass mehr, nachdem die Regelanfrage beim Verfassungsschutz jetzt tariflich festgelegt wurde! Was hat denn eine solche Bestimmung in einem Tarifvertrag zu suchen? Auf die Begründung wäre ich mal gespannt. Weiterhin ist der Einstieg in die Arbeitszeitverlängerung zu kritisieren. Meines Erachtens ist eine »Garantie« wie »Niemand kann gedrängt werden, mehr zu arbeiten« das Papier nicht wert, auf dem sie niedergelegt ist. Sollten die 42-Stunden-Fälle zunehmen, und sollte ein Betriebsrat sich um Verletzungen des Arbeitszeitgesetzes kümmern wollen, spätestens dann ist schnell mit den Betroffenen die Freiwilligkeit des Einsatzes besprochen … ging halt nicht anders, wir schaffen es sonst nicht! Die Schutzwirkung der 40-Stunden-Grenze wird also noch mehr durchlöchert, als sie es sowieso schon ist. Darüber hinaus wird die unterschiedliche Ausgestaltung der Vollzeitarbeit das ihrige zur Spaltung der Belegschaften tun – was, Kollege, du willst nicht solidarisch die Mehrarbeit mittragen? Die Erhöhung der Schichtzulagen war fällig und ist in Ordnung. Dies soll also keine vernichtende Kritik sein, aber sicherlich ein Aufruf, uns jetzt nicht alle begeistert auf die Schultern zu klopfen, sondern in kommenden Runden höher zu zielen, insbesondere in der entscheidenden Frage der Arbeitszeitverkürzung.

Beate Zeidler, Nürnberg

Endlich brauchen wir keinen Radikalenerlass mehr, nachdem die Regelanfrage beim Verfassungsschutz jetzt tariflich festgelegt wurde!

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