Auch Knochen können lügen
Von Felix Bartels
Arnie, natürlich, wusste es genau: What killed the dinosaurs? The ice age! In der Forschungswelt sind diese Erkenntnisse aus dem Batman-Universum noch nicht angekommen. Hier streitet man weiterhin über Asteroideneinschläge. Die Frage, die die Forscher entzweit: Hat allein der folgenreiche Einschlag vor 66 Millionen Jahren diesen ganzen Zweig der Artenbildung aussterben lassen, oder gab er nur den letzten Stoß gegen eine ohnehin im Aussterben begriffene Art? Bislang sprach einiges für letztere These, vor allem das vergleichsweise geringe Vorkommen von Dinosaurierfossilien zum Ende ihrer Ära.
Eine Forschungsgruppe um Chris Dean vom University College London zweifelt diese These nun an. Die Wissenschaftler publizierten ihre Analyse im Fachjournal Current Biology. »Die Hälfte der Fossilien aus dieser Zeit wurde in Nordamerika gefunden«, erläutern die Autoren. »Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass die Dinosaurier – zumindest in dieser Region – vor dem Einschlag wohl besser dastanden als bislang angenommen.« Das Team nutzte Daten von etwa 8.000 Fossilien aus der Zeit vor 84 bis 66 Millionen Jahren. Man untersuchte vier Gruppen von Dinosauriern: gepanzerte Ankylosauridae, dreihörnige Ceratopsidae, Hadrosauridae, selbdritt Pflanzenfresser, und die Raubsaurier Tyrannosauridae.
Die Forscher bemühten »Occupancy Modelling«. Mit dieser Methode können Ökologen die Wahrscheinlichkeit berechnen, dass eine bestimmte Art an einem bestimmten Ort gelebt hat, ohne auf direkte Hinweise wie Fossilien zurückgreifen zu müssen. Das Team teilte die Populationszeit in vier Abschnitte ein und untersuchte den Zustand von Landschaft, Klima und Geologie innerhalb der 18 Millionen Jahre vor dem Einschlag des Asteroiden. Die Analyse ergab, dass die Region in den Zeiträumen einen stabilen Lebensraum mit geringem Aussterberisiko darbot.
In einem zweiten Teil widmete man sich dem Problem der vergleichsweise wenigen Fossilienfunde. Genauer: der Wahrscheinlichkeit, in den einzelnen Gebieten Fossilien zu entdecken. Die Forscher berücksichtigten zum Beispiel Faktoren wie Zugänglichkeit des Geländes aufgrund von Bewuchs. Die Wahrscheinlichkeit der Entdeckung, so ihr Ergebnis, sank im Verlauf der vier Zeiträume. Im Kern also geht es darum, Erkenntnisse nicht allein aus dem Fund von Fossilien abzuleiten.
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vom 15.04.2025