Feuer frei im Roten Meer
Von Ina Sembdner
Während medial genüsslich die nächste Sicherheitspanne im US-Verteidigungsministerium ausgeschlachtet wird, führen die USA ihren Krieg gegen die jemenitischen Ansarollah unvermindert weiter. So wurden am Sonntag abend bei US-Luftangriffen auf einen Marktplatz in Jemens Hauptstadt Sanaa nach Angaben des Gesundheitsministeriums mindestens zwölf Menschen getötet und weitere 30 Zivilisten verletzt. Luftangriffe wurden auch aus der ölreichen Provinz Marib, aus der Hafenstadt Hodeida und Saada im Westen des Landes gemeldet. Der Sender Al-Masirah berichtete auf seiner englischsprachigen Webseite darüber hinaus von einer Serie von Angriffen auf Ziele auf der Insel Kamaran im Roten Meer sowie von drei weiteren in einem Gebiet östlich von Sanaa. Zuletzt hatten die US-Streitkräfte am Donnerstag den Ölhafen Ras Isa angegriffen und erklärt, diesen zerstört zu haben. Dabei hatte es Dutzende Tote und Verletzte gegeben.
US-Verteidigungsminister Pete Hegseth gerät derweil erneut unter Druck, weil er in einem weiteren Gruppenchat auf dem Messenger Signal Militärpläne zum Jemen geteilt haben soll. Hegseths Bruder und sein persönlicher Anwalt sollen auch Mitglieder der Chatgruppe gewesen sein – beide haben laut entsprechenden Medienberichten Jobs im Pentagon. Der Fall folgt auf die Affäre um einen geheimen Gruppenchat hochrangiger Regierungsmitglieder zu einem bevorstehenden Angriff auf Jemen. Ende März hatte das US-Magazin The Atlantic die Inhalte des Chats öffentlich gemacht, nachdem dessen Chefredakteur »versehentlich« vom Nationalen Sicherheitsberater Mike Waltz in die Signal-Gruppe eingeladen worden war. Dazu läuft eine Untersuchung durch die interne Aufsicht des US-Verteidigungsministeriums.
Laut New York Times soll es bei dem nun bekanntgewordenen Chatverlauf ebenfalls um Militärpläne in diesem Kontext gegangen sein. Hegseth soll den zweiten Chat mit rund einem Dutzend Mitgliedern aus seinem persönlichen und beruflichen Umfeld selbst erstellt und von seinem privaten Telefon aus genutzt haben. Die Medien verbreiteten »Lügen« und »anonyme Verleumdungen«, behauptete Hegseth jedoch am Montag bei einer Veranstaltung im Weißen Haus. US-Präsident Donald Trump sprach dem Pentagonchef sein Vertrauen aus. Der Minderheitenführer der Demokraten im Kongress, Chuck Schumer, schrieb auf X: »Wir erfahren immer wieder, wie Pete Hegseth Leben in Gefahr gebracht hat. Aber Trump ist immer noch zu schwach, ihn zu entlassen. Pete Hegseth muss gefeuert werden.«
Ungeachtet der Sicherheitspannen in Washington meldeten die Ansarollah am Montag, dass sie zur Unterstützung der Palästinenser im Gazastreifen neue Angriffe auf Ziele in Israel und im Roten Meer durchgeführt hätten. Man habe als Teil der Konfrontation mit der amerikanischen Aggression den Flugzeugträger USS Harry S. Truman und die ihn begleitenden Kriegsschiffe im nördlichen Roten Meer mit zwei Marschflugkörpern und zwei Drohnen ins Visier genommen, sagte Militärsprecher Jahja Sarea bei Al-Masirah. »Wir haben auch den Flugzeugträger (USS Carl) Vinson und die ihn begleitenden Kriegsschiffe im Arabischen Meer mit drei Marschflugkörpern und vier Drohnen angegriffen.« Und während die international gestützte Regierung in Aden Morgenluft wittert und Pläne für eine Bodenoffensive gegen die Ansarollah vorbereitet, bekräftigte Sarea, dass die Gruppe ihre Angriffe gegen Israel und die US-Marinekräfte in der Region fortsetzen wird.
Siehe auch
links & bündig gegen rechte Bünde
Jetzt den kostenlosen jW-Newsletter abonnieren – täglich das Beste aus der Tageszeitung junge Welt, direkt in Ihr Postfach. Ihre E-Mail-Adresse wird natürlich niemals an Dritte weitergegeben.
Ähnliche:
- U.S. Central Command/Handout via REUTERS05.02.2024
Biden lässt bomben
- Osamah Yahya/ZUMA Wire/imago10.01.2024
US-Hegemonie geschwächt: Jemens Ansarollah bringen Welthandel des Westens in Bedrängnis
- Public Domain/U.S. Navy/Bill Mesta/Handout via REUTERS28.11.2023
Schiffskaperung beendet