Aus Leserbriefen an die Redaktion

Entscheidender Beitrag
Zu jW vom 19.–21.4.: »Die nationale Dimension«
Die »Handreichungen« des Auswärtigen Amtes zum Ausschluss von diplomatischen Vertretern von Russland und Belarus sind ein weiterer moralischer Tiefpunkt der deutschen Außenpolitik. Stehen doch allein den 27 Millionen Kriegstoten der Sowjetunion nicht einmal eine Million Kriegstote der USA, Großbritanniens und Frankreichs gegenüber. Allein schon daran lässt sich ermessen, welch entscheidenden Beitrag die Sowjetunion bei der Niederringung des Naziregimes erbracht hat. »Selbst in den Monaten nach der Invasion in der Normandie waren die deutschen Verluste in Russland konstant viermal so hoch wie im Westen«, bestätigt der britische Historiker Max Hastings. Und sein Kollege Richard Overy kommt in seinem Buch »Die Wurzeln des Sieges« nicht umhin festzustellen: »Das größte Paradoxon des Zweiten Weltkrieges liegt darin, dass die Demokratie mit Hilfe des Kommunismus gerettet wurde.«
Christian Helms, Dresden
In aller Munde
Zu jW vom 12.4.: »Pistorius prescht vor«
Kriegstüchtigkeit und Kriegswirtschaft sind in aller Munde in dieser unserer Zeit – und darum braucht es die Wehrpflicht. So ist das Gedankenspiel von unseren politischen Strategen wie auch von Boris Pistorius aus der SPD, dem alten und neuen Verteidigungs- bzw. Kriegsminister! Er redet von freiwilliger Basis bei der Wehrpflicht, aber ist es freiwillig, wenn Menschen diesbezüglich ein Formular ausfüllen sollen und dann entschieden wird, ob Kriegsdienst oder nicht eine Option ist? Hier wird uns wohl nur etwas schmackhaft gemacht, was nicht schmackhaft ist: Kriegsdienst sollte niemals schmackhaft sein, denn es ist mit Sicherheit kein Spiel auf der Playstation, sondern kann schnell zu einem bitteren Ernst werden, bis hin zum bitteren Ende. Aber: Dieses Ende ist nicht wie auf der Konsole mit einer Resettaste umkehrbar!
René Osselmann, Magdeburg
Revanche, Erzählung, Stillstand
Zu jW vom 22.4.: »Wenn Generäle plaudern«
An dieser neuen Art von Dolchstoßlegende arbeiten deutsche Politiker, Massenmedien und von ihnen bestellte »Experten« schon seit längerem. »Die Ukraine im Felde unbesiegt«, aber leider durch Bedenkenträger und falsche Rücksichtnahmen des Westens am Siegen gehindert. Das wird das »Narrativ« sein, das nach Waffenstillstand und Abschluss eines Friedensvertrages immer wieder durch die deutschen Massenmedien wabern wird. Revanchismus inbegriffen.
Marc Pilz, Cottbus
»Verlierer sind wir alle«
Zu jW vom 16.4.: »Planet im Hitzestress«
Der größte Klimakiller in Europa ist der Krieg in der Ukraine. Vielleicht sagt das mal jemand unseren kriegslüsternen und sich immer so umweltbewusst gebenden Grünen. Egal, wer in der Ukraine zum »Sieger« ausgerufen wird – der Verlierer sind wir alle.
Eckart Sackmann, Leipzig
Goldener Petersdom
Zu jW vom 24.4.: »Volksnaher Pontifex maximus«
Papst Franziskus mag den Kapitalismus kritisiert haben, aber im Alltagsgeschäft des Kapitalismus war und ist die Vatikanbank mit allen Geldströmen verflochten. Unter der Leitung von Kardinal Marx wurde diese Bank reformiert. Schwarze Kassen aufgelöst, eine schlampige Buchführung eingedämmt. In diesem Prozess wurde bekannt, dass die Kirche Luxusimmobilien in London besitzt.
Rolf Uhrmacher, per E-Mail
Für bare Münze nehmen
In den Medien wurde die Auferstehung Jesu von der Christenwelt gefeiert. Julia Klöckner von der CDU hat verlauten lassen, die Kirchen sollten sich weniger den politischen Aufgaben widmen. Warum eigentlich? Hat die Kirche das denn nie getan und dem Staat auch heute wieder Stabilität gegeben? Hat sie nicht die Mauer zum Einsturz gebracht, die DDR hinweggefegt? War das nicht im politischen Sinne von Klöckner und Co.? Da irritiert mich schon als Ungläubiger, was christliche Politiker so von sich geben. Ist es christlichen Politikern heute etwa lästig und nicht gewollt, wenn von Kirchenleuten wieder Krieg, Rüstung und Kriegstüchtigkeit gesegnet werden? Sollten Klöckner und Co. allerdings meinen, die Christenwelt und Kirchen sollten sich den christlichen Werten zuwenden, wie könnte ich das ablehnen? Aber meinen sie in ihrer westlichen »Wertewelt« tatsächlich diese Werte, die ein Jesus verkündete, wofür er gekreuzigt wurde und die heute nicht weniger die Sehnsucht der Menschenwelt ist? Warum geben unsere christlichen Politiker nicht jedes Jahr eine Aktuelle Stunde zur Osterzeit, um die Auferstehung der Werte Jesus und seines Geistes anzusprechen? Genau, das wäre ihnen wahrlich ein Grauen. Menschenrechte, Demokratie, Freiheit mal richtig ernst nehmen, nichts Schlimmeres können sich unsere Politiker vorstellen.
Roland Winkler, Aue
Aufopferungsvoller Befreiung
Zu jW vom 23.4.: »Epochaler Sieg«
Als junger Mensch in der DDR hatten mich die Bilder von den Bombardements, von den Massakern der US-Aggressoren am vietnamesischen Volk – die man damals fast täglich zu sehen bekam – entsetzt. Zugleich hatte mich damals aber auch der aufopferungsvolle Befreiungskampf des vietnamesischen Volkes beeindruckt. Deshalb habe auch ich mich am 1. Mai 1975, ich war fast 19, über den Sieg des vietnamesischen Volkes und das Ende des Vietnamkrieges gefreut. Mit eurer jW-Beilage »Saigon ist frei« werden bei mir Erinnerungen wach. Dafür danke!
Joachim Becker, Eilenburg
Kriegsdienst ist mit Sicherheit kein Spiel auf der Playstation, sondern kann schnell zu einem bitteren Ernst werden, bis hin zum bitteren Ende. Aber: Dieses Ende ist nicht mit einer Resettaste umkehrbar!
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