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Aus: Ausgabe vom 15.02.2006, Seite 16 / Sport

Winterspieleticker

Sven Fischer, 34, Biathlet aus Oberhof, hat am Dienstag im 10-km-Sprint nach null Fehlern am Schießstand mit 8,2 Sekunden Vorsprung vor Halvard Hanevold (Norwegen) Gold geholt. Nach diesem ersten olympischen Einzel-Triumph hat Fischer insgesamt dreimal Gold, zweimal Silber und einmal Bronze geholt. Von Platz fünf der ewigen Rangliste aller Winterolympioniken aus DDR und BRD hat er damit verdrängt: den Hackl-Schorsch von der CSU. Der hat mal wieder gemosert zum Karriereende, worauf Chefbundestrainer Thomas Schwab am Dienstag meinte: »Ja, der Schorsch. Der muß sich erst mal umstellen vom Athletendasein.« Es ging dem Schorsch wohl um die Ausrüstung der Rodel-Frauen. So schlecht kann die nicht sein. Sylke Otto, Silke Kraushaar und Tatjana Hüfner lagen nach zwei Läufen im Eiskanal von Cesana bei Redaktionsschluß der Printausgabe auf den ersten drei Plätzen. (So blieb es auch nach vier Läufen: Gold und Bronze gehen nach Oberwiesenthal, Silber nach Oberhof - die Online-Red.) 

Katrin Apel, 32, Biathletin aus Frankenhein, stürzte beim Training am Dienstag in ein zwei Meter tiefes Schlammloch und kam mit einer Prellung am linken Oberschenkel davon. Einigermaßen glimpflich gingen auch die anderen Sportunfälle ab: Lindsey Kildow flog von der Ski-Piste, Samantha Retrosi haute es aus der Bob-Kurve, für den womöglich schon bewegendsten Moment der Spiele aber sorgte bereits am Montag abend Zhang Dan, Eiskünstläuferin aus China, die in der Paarlauf-Konkurrenz aufs Eis stürzte, weil sie alles riskieren mußte. Gemeinsam mit ihrem Partner Hao Zhang – wegen des identischen Familiennamens erhob die Deutsche Presse-Agentur beide fälschlicherweise in den Rang von Geschwistern – versuchte sie einen Vierfach-Wurfaxel. Bei Olympia hatte das niemand vorher getan. Sie stürzte schwer, nachdem sie beidbeinig aufgekommen und ein Schlittschuh nach außen weggerissen worden war. Schon beim Zuschauen bekam man Schmerzen und zunächst sah alles nach dem Ende des Auftritts aus. Doch dann nutzte das Paar die erlaubten zwei Minuten Pause aus, die vom Oberreferee nach eigenem Ermessen noch etwas verlängert werden können. Die beiden kamen zurück aufs Eis, liefen weiter – ein extrem schwieriges Programm, nahezu fehlerfrei. Das brachte am Ende Silber hinter dem russischen Doppel-Weltmeister-Paar Tatjana Totmianina/Maxim Marinin.

Der Konkurrenz zu Ehre gereichten auch die letztlich sechstplatzierten Aljona Sawtschenko/ Robin Szolkowy (Chemnitz). Das Gewese um die Stasi-Verstrickung ihres Trainers Ingo Steuer hat vielleicht einen Medaillengewinn verhindert. Wochenlang zog sich die öffentlich geführte Debatte hin, bis mehrere Gerichtsurteile dem einstigen Top-Paarläufer (1997 Weltmeister mit Mandy Wötzel, 1998 Olympia-Bronze in Nagano), die Betreuung vor Ort ermöglichten. Nach der fast fehlerfreien, wunderbaren Kür moche sich Sawtschenko eine Zukunft ohne Steuer nicht vorstellen: »Das ist wie Malen ohne Pinsel.«

Klaus Weise/Jens Walther

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