Winterspieleticker
Sylke Otto (Oberwiesenthal) hat am Dienstag abend vor Silke Kraushaar (Oberhof) und Tatjana Hüfner (Oberwiesenthal) den Rodelwettbewerb gewonnen. Im Schnitt verfolgten nach Angaben des ZDF 8,76 Millionen Deutsche die beiden Entscheidungsläufe (die vielumjubelten »Waldi und Harry« kommen nur auf gut zwei Millionen Zuschauer; dazwischen liegen etwa deutsche Herren-Curling-Niederlagen). Von solchen Zahlen können die Veranstalter in Turin nicht einmal träumen. Die ohnehin begrenzten Kapazitäten für Zuschauer werden bei weiten nicht ausgeschöpft.
Jenny Wolf, Eissprinterin und Literaturstudentin, erklärte vor ihrem 500-m-Start am Dienstag: »Erst war ich noch sehr nervös. Aber als ich in die Halle kam und sah, wie wenig Zuschauer da waren, ging es schon wieder.« Zur erhofften Medaille hat es für sie am Ende nicht gereicht. Da die Anspannung nicht zu hoch gewesen sein kann, war sie vielleicht zu niedrig. »Das ist hier eine absolute Katastrophe«, lästerte der alte Olympia-Hase Rudi Tusch, nordischer Sportwart im Deutschen Skiverband »Es kommt keinerlei Olympiafeeling auf.«
Das galt auch für die Eiskunstlaufkonkurrenz der Herren, die am Dienstag vor nicht mal 4 000 Zuschauern in der nur halb gefüllten Palavela-Halle begann. Der dreimalige Eiskunstlaufweltmeister Jewgeni Pluschenko absolvierte ein faszinierendes Kurzprogramm. Niemand weiß jemanden, der ihn schlagen könnte. Überhaupt nicht in Frage dafür kommt der Erfurter Stefan Lindemann, der bei seinem Olympiadebüt von einem ehemals sehr treuen Freund namens Axel im Stich gelassen wurde. »Ich mußte die Tränen wegdrücken«, bekannte der Sportsoldat nach seinem desaströsen 20. Platz. Der Axel, dreifach gedreht, war über Jahre hinweg ein zuverlässiger Wegbegleiter des Thüringers auf dem Weg in die Weltspitze, bis zum Gewinn von WM-Bronze 2004 und EM-Bronze 2005. Doch im olympischen Winter findet Lindemann zu ihm keinen Draht mehr. Die Männerfreundschaft ist zerbrochen.
Anni Friesinger muß im übrigen ab sofort auf die Unterstützung ihres Freundes Ids Postma verzichten. Der Niederländer reiste am Mittwoch ab, um sich in den nächsten Tagen um die 300 Kühe auf seinem Bauernhof zu kümmern.
Und last but not least fordern Umweltschützer, die olympische Flamme zu löschen. Für einen Tag. Oder zumindest runterzudimmen. Damit soll an den Jahrestag des Inkrafttretens des Kyoto-Protokolls zum Klimaschutz erinnert werden. »Die olympische Flamme verbraucht 1 500 Kubikmeter Gas pro Stunde, was dem Jahresverbrauch eines Dorfes mit 750 Einwohnern entspricht. Es würde auch genügen, wenn man am Donnerstag die Flamme zumindest kleinerdreht«, heißt es in einem Schreiben italienischer Ökoaktivisten, die in der fünf Meter hohen Flamme sei ein »Monument der Verschwendung« sehen.
(sid/jW)
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