Aus: Ausgabe vom 24.02.2006, Seite 13 / Feuilleton
Zum Aufmerken
Das türkische B-Movie »Tal der Wölfe« läuft seit gestern nicht mehr in Kinos der CinemaxX-Kette. Na und? Die mit dem Maxximum-Verleih vereinbarte Aufführungsfrist von 14 Tagen ist abgelaufen. Man habe sich bereits in der vergangenen Woche entschieden, diese Frist nicht zu verlängern, erklärte CinemaxX-Sprecher Arne Schmidt. »Erstens hatten wir Besucherrückgänge, zum anderen haben wir festgestellt, daß der Film sehr stark polarisiert« – und eben keinerlei Neigung verspürt, »zwischen diese Fronten« zu geraten.
Die Entscheidung, den Film nicht länger in acht Städten, darunter Hannover und Kiel, zu zeigen, fiel demnach ausschließlich im Sinne der Profitmaximierung. Wer hätte anderes erwartet von den Betreibern der Kinokette, die 346 Leinwände dieses Landes bespielt? Die bayerische Staatsregierung zum Beispiel. Zumindest hat sie sich den Anschein gegeben. Staatskanzleichef Eberhard Sinner (CSU) erklärte »die Absetzung dieses Haß-Films durch die größte deutsche Kinokette« zu einem »wichtigen Signal der gesellschaftlichen Verantwortung. Das ist eine klare Entscheidung für Integration und gegen Radikalisierung und Gewalt.« Umgehend hat der Unternehmenssprecher Schmidt diese Unterstellung zurückgewiesen. Der Eindruck, es handle sich um eine politische Entscheidung, ist ja gerade als geschäftsschädigend erkannt worden!
Nicht gefreut haben dürfte das Unternehmen die Auswertung einiger türkischer Zeitungen vom Donnerstag. Von einem »ersten Verbot« schrieb Hürriyet, von »Zensur« die Cumhuriyet, die den Bundesvorsitzenden der Türkischen Gemeinde in Deutschland, Kenan Kolat, mit den Worten zitierte, die Absetzung des Films sei »ein großer Fehler«. Daß es »bei den jungen Türken in Deutschland kocht«, sei klar. Durch ein Verbot aber würden viele erst recht dazu gebracht, sich mit dem Film zu identifizieren (und CinemaxX-Kinos künftig zu meiden). So läuft es, wenn Filmverleihpolitik ausnahmsweise mal als politisch betrachtet wird, und nicht, wie Schmidt noch kleinlaut meinte, als ein »ganz normaler Vorgang« nach dem anderen. (AP/ddp/jW)
Die Entscheidung, den Film nicht länger in acht Städten, darunter Hannover und Kiel, zu zeigen, fiel demnach ausschließlich im Sinne der Profitmaximierung. Wer hätte anderes erwartet von den Betreibern der Kinokette, die 346 Leinwände dieses Landes bespielt? Die bayerische Staatsregierung zum Beispiel. Zumindest hat sie sich den Anschein gegeben. Staatskanzleichef Eberhard Sinner (CSU) erklärte »die Absetzung dieses Haß-Films durch die größte deutsche Kinokette« zu einem »wichtigen Signal der gesellschaftlichen Verantwortung. Das ist eine klare Entscheidung für Integration und gegen Radikalisierung und Gewalt.« Umgehend hat der Unternehmenssprecher Schmidt diese Unterstellung zurückgewiesen. Der Eindruck, es handle sich um eine politische Entscheidung, ist ja gerade als geschäftsschädigend erkannt worden!
Nicht gefreut haben dürfte das Unternehmen die Auswertung einiger türkischer Zeitungen vom Donnerstag. Von einem »ersten Verbot« schrieb Hürriyet, von »Zensur« die Cumhuriyet, die den Bundesvorsitzenden der Türkischen Gemeinde in Deutschland, Kenan Kolat, mit den Worten zitierte, die Absetzung des Films sei »ein großer Fehler«. Daß es »bei den jungen Türken in Deutschland kocht«, sei klar. Durch ein Verbot aber würden viele erst recht dazu gebracht, sich mit dem Film zu identifizieren (und CinemaxX-Kinos künftig zu meiden). So läuft es, wenn Filmverleihpolitik ausnahmsweise mal als politisch betrachtet wird, und nicht, wie Schmidt noch kleinlaut meinte, als ein »ganz normaler Vorgang« nach dem anderen. (AP/ddp/jW)
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