Rosa-Luxemburg-Konferenz am 11.01.2025
Gegründet 1947 Sa. / So., 21. / 22. Dezember 2024, Nr. 298
Die junge Welt wird von 3005 GenossInnen herausgegeben
Rosa-Luxemburg-Konferenz am 11.01.2025 Rosa-Luxemburg-Konferenz am 11.01.2025
Rosa-Luxemburg-Konferenz am 11.01.2025
Aus: Ausgabe vom 26.04.2006, Seite 3 / Ausland

Chronik. Stationen der Tschernobyl-Katastrophe

25. April 1986: Am späten Abend beginnen die Mitarbeiter von Block 4 des Atomkraftwerks Tschernobyl mit einem Experiment. Sie wollen testen, wie lange die Turbine nach der Abschaltung des Reaktors noch weiterläuft. Die Sicherheitssysteme werden abgeschaltet.

26. April 1986, 1.23 Uhr: Nach dem plötzlichen Ausfall des Kühlwassersystems wird im Kontrollraum Alarm ausgelöst. Der Reaktor gerät außer Kontrolle.

26. April 1986, 1.24 Uhr: Zwei schwere Explosionen zerstören den Reaktor und den Maschinenraum. Acht Tonnen plutoniumhaltigen radioaktiven Treibstoffs sowie Bruchteile zerstörter Graphitstäbe werden in die Luft geschleudert.

26. April 1986, 1.28 Uhr: Die Werksfeuerwehr erreicht den 4. Reaktorblock. Keiner der Feuerwehrmänner überlebt die Reaktorkatastrophe um mehr als einige Wochen.

26. April 1986, 6.35 Uhr: Das nach der Explosion ausgebrochene Feuer im Reaktor, das zeitweise auf den 3. Reaktorblock überzugreifen drohte, ist gelöscht.

26. April 1986, vormittags: In der nur wenige Kilometer vom Kernkraftwerk gelegenen 50000-Einwohner-Stadt Pripjat sehen die Einwohner von ihren Balkonen aus den offenen, glühenden Reaktor. Die am stärksten verstrahlten Mitarbeiter des Kraftwerks werden nach Moskau ausgeflogen. Eine Regierungskommission zur Bewältigung der Katastrophenfolgen wird eingerichtet, die Mitglieder reisen sofort in die Krisenzone.


27. April 1986: In der Parteizeitung Prawda wird die Katastrophe in Tschernobyl mit keinem Wort erwähnt. Militärhubschrauber beginnen mit dem Abwurf großer Mengen Blei und Sand auf den Reaktor. Im Laufe des Tages wird die Bevölkerung der Stadt Pripjat vollständig evakuiert, es bildet sich eine 15 Kilometer lange Buskolonne.

28. April 1986: In Skandinavien wird erhöhte radioaktive Strahlung gemessen. Im Westen tauchen Gerüchte über einen Super-GAU in der UdSSR auf. Abends sendet die sowjetische Nachrichtenagentur TASS erstmals eine Kurzmeldung über einen Unglücksfall im Atomkraftwerk Tschernobyl.

30. April 1986: Sowjetische Diplomaten bitten um westliche Hilfe bei der Bewältigung der Atomkatastrophe.

1. Mai 1986: Landesweit wird in der Sowjetunion der 1. Mai begangen. Auch in der ukrainischen Hauptstadt Kiew, keine 100 Kilometer vom Unglücksreaktor entfernt, finden die traditionellen Massenaufmärsche statt.

4. Mai 1986: Sämtliche Einwohner einer 30-Kilometer-Zone rund um das Atomkraftwerk werden evakuiert. 76 Ortschaften im ukrainischen Verwaltungsgebiet Kiew und im belorussischen Verwaltungsgebiet Gomel werden aufgegeben.

15. November 1986: Die Schutzhülle aus Beton um den zerstörten Reaktor, der sogenannte Sarkophag, ist fertiggestellt.

Juli 1987: Kraftwerksdirektor Viktor Brjuchanow und drei weitere leitende Angestellte werden zu langjährigen Haftstrafen verurteilt.

Dezember 2000: Das AKW Tschernobyl wird nach langwierigen Verhandlungen zwischen der Ukraine und dem Westen endgültig geschlossen. Der brüchige Sarkophag des Reaktors 4 soll bis 2008 mit einer zweiten Betonhülle ummantelt werden.

Mehr aus: Ausland