DEFA forever
Die bemerkenswertesten deutschen Spiel-
und Dokumentarfilme nach dem Krieg kamen überwiegend aus der
DDR, produziert von der DEFA (Deutsche Film AG). Völlig anders
als vom Klassenfeind behauptet, ging es den großen
Spielfilmregisseuren (Konrad Wolf, Kurt Maetzig, Frank Beyer, Hermann
Zschoche, Heiner Carow) und Dokumentaristen (Karl Gass, Jürgen
Böttcher, Volker Koepp, Winfried Junge) nicht um gewaltsame
Homogenisierung, sondern um filigrane Milieustudien. Viele DEFA-Filme
zeichnete eine eigentümliche Mischung aus proletarischen Stolz,
technischer Ernsthaftigkeit und politischer Philosophie aus. Die DEFA
wurde heute vor 60 Jahren in Potsdam gegründet. Der Auftrag war
klar: Die Vermittlung von sozialistischen und antifaschistischen
Ideen. Weil das mitunter nicht so einfach ist, gibt es eine sehr
interessante Geschichte der verbotenen, teilweise verbotenen oder
doch nicht verbotenen Filme wie »Das Beil von Wandsbek«,
»Berlin – Ecke Schönhauser«, »Sonnensucher«
oder »Das Kanichen bin ich«. Der Witz dabei ist
allerdings, daß aus heutiger Perspektive die DDR ein Paradies
für Intellektuelle darstellte, weil nach 1989 die Arbeit am
Begriff niemand mehr bezahlen wollte. Der 95jährige Kurt Maetzig
hat dies kürzlich so zusammengefaßt: »Das Wunderbare
war, daß die DDR die Filmkunst gleichberechtigt mit der
Volksbildung in die Kulturpolitik einordnete und die gesamte
Filmproduktion finanzierte. So konnten 2 000 bis 2 400 Filmleute
in Potsdam-Babelsberg über vier Jahrzehnte lang auf sicheren
Arbeitsplätzen an ihren Filmen arbeiten. Das Wunderbare bestand
für mich auch in der Utopie, diese Anstrengung könnte einer
besseren Zukunft dienen. Schrecklich war die Enttäuschung, als
sich herausstellte, daß es nur eine Illusion war ...«
(jW)
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