Eingebettet
Der Deutsche Journalistenverband (DJV)
hatte am Dienstag in Berlin zu einer Podiumsdiskussion eingeladen.
Über die Frage »Der BND und die Journalisten – wie
weiter nach dem Skandal?« sollten Andreas Förster
(Berliner
Zeitung),
DJV-Vorsitzender Michael Konken, Hans Leyendecker (Süddeutsche
Zeitung),
Hans-Christian Ströbele (Bundestagsabgeordneter, Bündnis
90/Die Grünen) unter Leitung von Petra Lidschreiber
(Chefredakteurin Fernsehen beim rbb) diskutieren. Das fiel schwer,
denn es herrschte Einverständnis. Unausgesprochen: Man lebt
eingebettet im nettesten aller Staaten, in dem höchste
journalistische Standards gelten – Ausnahme, wenn z. B.
Leyendecker oder Förster über »Stasi-Killer«
schreiben. Ausgesprochen: »Die Eigensicherung des BND ist
legitim« (Leyendecker), »Das ist Ritual: Bedrohung der
Pressefreiheit durch den Staat« (Leyendecker), »Hier wird
weit weniger abgehört, als man annimmt« (Leyendecker). Wo
soviel Licht, da auch viel Schatten: Es gibt Igitt-Journalisten und
ein Pressegewerbe, das alle Moral von Lichtgestalten-Journalisten
untergräbt. Mehr Konkurrenz, mehr Beißhemmung. Ansonsten:
Leyendecker teufelte durchgängig auf Focus
ein und beklagte den Niedergang des Spiegel.
Auf die Frage einer bulgarischen Journalistin, welche Konsequenz der
Skandal habe, antwortete Ströbele, es werde mindestens eine
Personalie geben: »Es wird ein Mann sein.« Förster
lenkte die Aufmerksamkeit darauf, daß es Inlandsgeheimdienste
gibt, die sich mit Journalisten beschäftigen und manche schnell
in die Kategorie »Linksextremismus« stecken. An diesem
Punkt war Schluß.
(asc)
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