Aus: Ausgabe vom 11.08.2006, Seite 15 / Feminismus
Verunsicherung, Aufbruch, Neuorientierung
Die Phänomene sind nicht neu und in allen westlich geprägten Gesellschaften präsent: Männer leben ungesünder, sterben früher, Jungen werden häufiger verhaltensauffällig als Mädchen. In den letzten 50 Jahren hat sich das, was die Identität von Männern ausmacht, grundlegend gewandelt. Das hat mit dem Vordringen der Frauen in die meisten Bereiche der Arbeitswelt und mit dem Wandel der Produktion selbst zu tun. Insofern ist es durchaus verdienstvoll, daß das österreichische Bundesministerium für soziale Gerechtigkeit, Generationen und Konsumentenschutz in diesem Jahr das erste Mal einen »Männerbericht« publiziert hat. Auf mehr als 300 Seiten wird die Situation von Jungen, männlichen Jugendlichen und Männern in verschiedenen Lebenssituationen dargestellt. Männergesundheit, Väterrollen und Scheidungsfolgen sind ebenso Thema wie Familienmodelle. In Zukunft soll der Bericht alle fünf Jahre erscheinen.
Im Gleichbehandlungsausschuß des östereichischen Parlaments wurde das Dokument, in dem auch die Ergebnisse verschiedener früherer Studien zusammengefaßt sind, indes ausgesprochen kontrovers diskutiert. Die Grünen-Abgeordnete Brigid Weinzinger kritisierte, daß noch immer kein Frauenbericht vorgelegt wurde. Sie zeigte sich jedoch erleichtert, daß in dem veröffentlichten Text zumindest die »gröbsten sexistischen Vereinfachungen« weggelassen worden seien. So sei in einer früheren Fassung etwa von einem »genetisch-hormonellen Trieb zur Dominanz« oder einem »angeborenen Impuls der Frauen«, sich um die Kinder zu kümmern und die Familienangehörigen zu pflegen, die Rede gewesen. Weinzinger monierte auch das Fehlen eines Kapitels zum Problembereich »Männer und Gewalt«. Andere Abgeordnete nannten den Bericht »unnütz« und »unbrauchbar«.
Elisabeth Scheucher-Pichler von der ÖVP kündigte unterdessen an, daß ein Frauenbericht ebenfalls in Kürze erscheinen soll. Familienministerin Ursula Haubner wies darauf hin, daß Österreich mit der Vorlage des Berichts Vorreiter in Europa sei. Da man auf keine Vorbilder zurückgreifen konnte, sei natürlich manches verbesserungswürdig.
(jW)
Bericht zum Bestellen oder Herunterladen unter www.bmsg.gv.at, Menüpunkt »Männer–Forschung«
Im Gleichbehandlungsausschuß des östereichischen Parlaments wurde das Dokument, in dem auch die Ergebnisse verschiedener früherer Studien zusammengefaßt sind, indes ausgesprochen kontrovers diskutiert. Die Grünen-Abgeordnete Brigid Weinzinger kritisierte, daß noch immer kein Frauenbericht vorgelegt wurde. Sie zeigte sich jedoch erleichtert, daß in dem veröffentlichten Text zumindest die »gröbsten sexistischen Vereinfachungen« weggelassen worden seien. So sei in einer früheren Fassung etwa von einem »genetisch-hormonellen Trieb zur Dominanz« oder einem »angeborenen Impuls der Frauen«, sich um die Kinder zu kümmern und die Familienangehörigen zu pflegen, die Rede gewesen. Weinzinger monierte auch das Fehlen eines Kapitels zum Problembereich »Männer und Gewalt«. Andere Abgeordnete nannten den Bericht »unnütz« und »unbrauchbar«.
Elisabeth Scheucher-Pichler von der ÖVP kündigte unterdessen an, daß ein Frauenbericht ebenfalls in Kürze erscheinen soll. Familienministerin Ursula Haubner wies darauf hin, daß Österreich mit der Vorlage des Berichts Vorreiter in Europa sei. Da man auf keine Vorbilder zurückgreifen konnte, sei natürlich manches verbesserungswürdig.
(jW)
Bericht zum Bestellen oder Herunterladen unter www.bmsg.gv.at, Menüpunkt »Männer–Forschung«
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vom 11.08.2006