Aus: Ausgabe vom 21.09.2006, Seite 9 / Kapital & Arbeit
Ein Kontinent als Mülleimer der Welt
Giftige Abfälle in Côte d'Ivoire , radioaktive Fässer in Somalia – Giftmüll aus der ganzen Welt wird gern nach Afrika verschifft, denn diese Art der Entsorgung ist billig. Möglich ist das aufgrund der Gemengelage aus Armut, Korruption und schwacher oder nicht existierender Demokratie. »Uns wird von Globalisierung erzählt und vom globalen Dorf. Aber wir in Afrika haben den Eindruck, daß wir nur die Klärgrube dieses Dorfs sind«, sagt der bekannte Umweltaktivist Haidar el Ali aus dem Senegal.
Das jüngste Beispiel: Die Millionenstadt Abidjan in Côte d'Ivoire. Eine niederländische Entsorgungsfirma, ein griechisches Schiff, ein ivorisches Unternehmen – zusammen sorgten sie dafür, daß rund 400 Tonnen hochgiftige Raffinierieabfälle auf mehreren Müllkippen der Stadt entsorgt wurden. Die Bilanz: sieben Tote, 24 Menschen in stationärer Behandlung und 37000 Arztbesuche in den Gesundheitszentren von Abidjan.
Im Dezember 2004 beschädigten die Flutwellen des Tsunami im Indischen Ozean Behälter mit hochgiftigen Produkten an der somalischen Küste. Nach Angaben des Umweltprogramms der Vereinten Nationen erkrankten im Umkreis zahlreiche Menschen durch das Austreten chemischer und radioaktiver Substanzen. Schon Ende der achtziger Jahre entsorgten europäische Unternehmen Müll, der Uran, Blei, Quecksilber und andere Industrieabfälle enthielt.
1996 forderte das Europäische Parlament die Regierungen Großbritanniens, Italiens und Spaniens auf, Giftmüll zurückzunehmen, den das multinationale Unternehmen Thor Chemicals Ltd. nach Südafrika exportiert hatte. Es erinnerte daran, daß »die mehreren hundert Tonnen giftiger Quecksilberabfälle die Gesundheit der lokalen Bevölkerung schwer geschädigt und starke Umweltschäden hervorgerufen haben«. In Kamerum wurden im Jahr 2005 in einem Vorort der Wirtschaftsmetropole Douala rund 5600 Liter Chlor zurückgelassen. Beim Versuch der Behörden, das Chlor im Meer aufzulösen, ereignete sich eine schwere Explosion. Ein Soldat wurde getötet, etwa zehn weitere wurden verletzt.
Nach Angaben der französischen Umweltschutzorganisation Robin Wood kostet die Verarbeitung eines Kubikmeters Giftmüll in Europa zwischen 300 und 500 Euro, in Afrika fünf bis sechs Mal weniger. Dort werden die Abfälle meist weder sachgemäß verarbeitet noch gelagert.
In Sachen Müllverklappung in Abidjan hat die niederländische Regierung offenbar das Parlament belogen. Wie die Zeitung De Volkskrant am Dienstag unter Berufung auf Ermittlungen der Staatsanwaltschaft berichtete, hat der Staatsekretär im Umweltministerium, Pieter van Geel, gegenüber dem Parlament versichert, der Abfall auf dem vom niederländischen Trafigura-Konzern gecharterten Schiff sei ungefährlich, eine Ausfuhrgenehmigung deshalb nicht erforderlich. Es sei jedoch bekannt gewesen, daß es sich um Giftmüll handelte. Am Montag waren zwei Führungskräfte des multinationalen Konzerns mit Sitz in der Nähe von Amsterdam in Côte d'Ivoire festgenommen worden.
(AFP/jW)
Das jüngste Beispiel: Die Millionenstadt Abidjan in Côte d'Ivoire. Eine niederländische Entsorgungsfirma, ein griechisches Schiff, ein ivorisches Unternehmen – zusammen sorgten sie dafür, daß rund 400 Tonnen hochgiftige Raffinierieabfälle auf mehreren Müllkippen der Stadt entsorgt wurden. Die Bilanz: sieben Tote, 24 Menschen in stationärer Behandlung und 37000 Arztbesuche in den Gesundheitszentren von Abidjan.
Im Dezember 2004 beschädigten die Flutwellen des Tsunami im Indischen Ozean Behälter mit hochgiftigen Produkten an der somalischen Küste. Nach Angaben des Umweltprogramms der Vereinten Nationen erkrankten im Umkreis zahlreiche Menschen durch das Austreten chemischer und radioaktiver Substanzen. Schon Ende der achtziger Jahre entsorgten europäische Unternehmen Müll, der Uran, Blei, Quecksilber und andere Industrieabfälle enthielt.
1996 forderte das Europäische Parlament die Regierungen Großbritanniens, Italiens und Spaniens auf, Giftmüll zurückzunehmen, den das multinationale Unternehmen Thor Chemicals Ltd. nach Südafrika exportiert hatte. Es erinnerte daran, daß »die mehreren hundert Tonnen giftiger Quecksilberabfälle die Gesundheit der lokalen Bevölkerung schwer geschädigt und starke Umweltschäden hervorgerufen haben«. In Kamerum wurden im Jahr 2005 in einem Vorort der Wirtschaftsmetropole Douala rund 5600 Liter Chlor zurückgelassen. Beim Versuch der Behörden, das Chlor im Meer aufzulösen, ereignete sich eine schwere Explosion. Ein Soldat wurde getötet, etwa zehn weitere wurden verletzt.
Nach Angaben der französischen Umweltschutzorganisation Robin Wood kostet die Verarbeitung eines Kubikmeters Giftmüll in Europa zwischen 300 und 500 Euro, in Afrika fünf bis sechs Mal weniger. Dort werden die Abfälle meist weder sachgemäß verarbeitet noch gelagert.
In Sachen Müllverklappung in Abidjan hat die niederländische Regierung offenbar das Parlament belogen. Wie die Zeitung De Volkskrant am Dienstag unter Berufung auf Ermittlungen der Staatsanwaltschaft berichtete, hat der Staatsekretär im Umweltministerium, Pieter van Geel, gegenüber dem Parlament versichert, der Abfall auf dem vom niederländischen Trafigura-Konzern gecharterten Schiff sei ungefährlich, eine Ausfuhrgenehmigung deshalb nicht erforderlich. Es sei jedoch bekannt gewesen, daß es sich um Giftmüll handelte. Am Montag waren zwei Führungskräfte des multinationalen Konzerns mit Sitz in der Nähe von Amsterdam in Côte d'Ivoire festgenommen worden.
(AFP/jW)
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vom 21.09.2006