Rosa-Luxemburg-Konferenz am 11.01.2025
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Aus: Ausgabe vom 14.10.2006, Seite 16 / Aktion

Umsteiger/in der Woche

Thomas Coenen aus Kitzingen: »Erhaltet euch die Analysefähigkeit«
Interview: Katja Zöllig

An dieser Stelle wollen wir Ihnen Menschen vorstellen, die umgestiegen sind: Vom Test­abo auf das Voll­abo, vom Sozial- auf das Normalabo, vom Normal- auf das Soliabo, vom Internet- auf das Print­abo. Melden Sie sich auch, falls Sie selbst gerade erst umgestiegen sind. Hinweise bitte per E-Mail an abo@jungewelt.de oder telefonisch unter 030/526255-80.

Wie haben Sie die junge Welt kennengelernt?

Das war rein zufällig. Ich hatte am Bahnhof Würzburg Wartezeit zu überbrücken und blätterte in der dortigen Buchhandlung in den internationalen Publikationen. Dann fiel mir auch die junge Welt in die Hand. Ich las den Aufmacher und fand ihn sehr klar und logisch, die politische Stellungnahme überzeugend. Ich kaufte mir die Zeitung und stellte beim Lesen der Artikel fest, daß ich – leider erst jetzt – eine Zeitung entdeckt hatte, mit der ich im selben Lager stehe.

Worin unterscheidet sich die junge Welt Ihrer Meinung nach von anderen Medienprodukten?

Sie ist etwas ganz anderes. Ich habe mich vollkommen abgewendet von den sogenannten Mainstreammedien, die ja mehrheitlich der totalen Manipulation der öffentlichen Meinung dienen. Den allgegenwärtigen Ökonomismus empfinde ich als lästig und schlimm. Die perverse Absicht dahinter ist meiner Meinung nach ganz klar zu erkennen. Es geht um die Absicherung von Herrschaftsansprüchen, und hierbei spielt der Medienbereich eine herausragende Rolle. Die dort betriebene Nivellierung des Bewußtseins läuft mehr und mehr auf die Zerstörung des Bewußtseins hinaus.

Ich bin sehr interessiert an politischen Prozessen und als quasi Laie sehr dankbar für die Arbeit der jungen Welt. Besonders gefallen mir die Beiträge zur Wirtschaft (Seite 9, »Kapital und Arbeit«).

Was wünschen Sie sich von, was für die Macher der jungen Welt?

Ich wünschte mir eine stärkere Beleuchtung philosophischer Aspekte der gegenwärtigen Entwicklungen, um an die Wurzel des heutigen Übels zu gelangen. Eine politische Zeitung wie die junge Welt, die die Herrschaftsverhältnisse analysiert und kritisiert, muß auch ein philosophisches Weltbild haben. Die gegenwärtige Gesellschaft ist auf dem Weg aus der Vernunft in die Unvernunft. Die herrschende Marketingphilosophie erzeugt immer mehr Wünsche, immer mehr Gier. Und die steht der Moral entgegen. Meine grundsätzlichen Lebensmaximen sind Wahrhaftigkeit und Gerechtigkeit. Beide sind in diesem kranken und korrupten System nicht zu finden. Meiner Meinung nach ist der moralische Aspekt der einzige Hebel, um Menschen zu bewegen, sich aus ihrer Denkfaulheit zu befreien.

Ich wünsche Euch, den Machern der jungen Welt, daß Ihr nicht an eigener Dogmatik zugrunde geht. Das Bewußtsein muß offen bleiben für neue Entwicklungen. Schöpft aus allen Kulturbereichen, erhaltet Euch die Analysefähigkeit. Schaut nach hinten und nach vorn. Interview: Katja Zöllig

Thomas Coenen aus Kitzingen hat im Anschluß an sein Probeabo ein Normalabo bestellt.

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Das Verwaltungsgericht Berlin hat entschieden und die Klage des Verlags 8. Mai abgewiesen. Die Bundesregierung darf die Tageszeitung junge Welt in ihren jährlichen Verfassungsschutzberichten erwähnen und beobachten. Nun muss eine höhere Instanz entscheiden.

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