75 Ausgaben junge Welt für 75 €
Gegründet 1947 Freitag, 22. November 2024, Nr. 273
Die junge Welt wird von 2993 GenossInnen herausgegeben
75 Ausgaben junge Welt für 75 € 75 Ausgaben junge Welt für 75 €
75 Ausgaben junge Welt für 75 €
Aus: Ausgabe vom 04.12.2006, Seite 1 / Inland

Investivlohn als patriotische Aufgabe

Koalition strebt Regelung zur Mitarbeiterbeteiligung an. Unternehmer: Beschäftigte müssen »ins Risiko gehen«
Der hessische Ministerpräsident Roland Koch hat die Einführung sogenannter Investivlöhne als patriotische Aufgabe entdeckt: »Wir müssen deutsche Firmen mit heimischem Eigenkapital versorgen, da das Geld sonst aus dem Ausland kommt.« Derzeit gebe es »zu wenig Geld, das loyal zu unserem Land steht und sich auch an Fragen wie der Sicherung von Arbeitsplätzen orientiert. Das ist ein großer strategischer Nachteil Deutschlands«, sagte Koch der Berliner Zeitung.

CDU-Generalsekretär Ronald Pofalla sagte der ARD, die Koalition habe Anfang kommenden Jahres »alle Zeit«, um über die Einzelheiten des Vorhabens zu sprechen. »Dann könnte der Investivlohn für 2008 kommen.« Auch der SPD-Vorsitzende Kurt Beck glaubt an die Einführung des Investivlohns noch in dieser Legislaturperiode. Das für die Mitarbeiter vorgesehene Kapital müsse aber gegen Insolvenzen abgesichert werden, sagte Beck der Bild am Sonntag. Nach einem Bericht der Welt am Sonntag hat die SPD-Bundestagsfraktion bereits eine Arbeitsgruppe »Investivlohn« gegründet, die bis zum Frühjahr Vorschläge erarbeiten soll.

Generelle Zustimmung zum Investivlohn kam auch von CSU-Generalsekretär Markus Söder. Der Bild am Sonntag sagte er: »Nicht nur die Manager dürfen profitieren, wenn der Betrieb brummt.«


Worum es den Unternehmern geht, machte der Chef des Autozulieferers Continental, Manfred Wennemer, gegenüber der Frankfurter Rundschau deutlich: Der Investivlohn »kann nicht obendrauf kommen«, vielmehr müßten die Beschäftigten »mit einem Teil ihres Einkommens ins Risiko gehen«. Alles andere wäre zu einseitig, so der Spitzenmanager.

Skeptisch äußerte sich Bundesarbeitsminister Franz Müntefering (SPD) in der Bild-Zeitung. So stelle sich die Frage, was passiere, wenn ein Unternehmen rote Zahlen schreibe oder sogar pleite gehe. Offen sei nämlich, ob die Arbeitnehmer dann auch am Verlust beteiligt würden.

(AP/jW)

Mehr aus: Inland