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Aus: Ausgabe vom 09.07.1997 / Ausland

In neuer NATO wird es nicht nur Sprachprobleme geben

USA setzten sich durch: Ungarn, Tschechien und Polen dürfen rein

Die NATO wird im Zuge ihrer Ost-Erweiterung zunächst nur Polen, Tschechien und Ungarn aufnehmen. Darauf einigten sich nach Angaben eines westlichen Diplomaten am Dienstag die Staats- und Regierungschefs der 16 Mitgliedstaaten bei ihrem Gipfel in Madrid. Damit konnten die USA ihre Position durchsetzen. Eine Gruppe europäischer Länder, angeführt von Frankreich und Italien, hatte dagegen auch für die Aufnahme Rumäniens und Sloweniens plädiert.

Zudem einigten sich die NATO-Außenminister in Madrid auf eine Erklärung zur »Offenen Tür« für die Beitrittskandidaten aus Osteuropa, die nicht in der ersten Phase dabei sein sollen. Die Erklärung sollte den Kompromiß mit Frankreich bilden, das sich für die schnelle Aufnahme u. a. von Rumänien eingesetzt hatte, damit aber auf den Widerstand der USA gestoßen war.

Schon die »kleine Lösung« mit zunächst drei neuen Mitgliedern im Osten würde den Militärapparat der Allianz erheblich wachsen lassen. Denn die früheren Warschauer- Pakt-Staaten verfügen noch immer über ein erhebliches Streitkräftepotential, auch wenn Waffen und Maschinen meist veraltet sind. Bei den Beitrittsverhandlungen, für die in Madrid der Startschuß gegeben wird, sollen die Kandidaten angeben, welche Streitkräfteteile sie der NATO unterstellen wollen und welche Hauptquartiere sie auf ihrem Territorium installiert zu sehen wünschen.

Für den Fall, daß Polen, Tschechien und Ungarn ihre gesamten Truppen unter das NATO-Kommando stellen wollen, würden die Streitkräfte der Allianz um insgesamt rund 360 000 Soldaten anschwellen. Die polnische Armee allein hat 242 000 Mann, 1 729 Panzer, 1 442 gepanzerte Fahrzeuge, 94 Hubschrauber und 69 Schiffe. Die Schwächen der polnischen Streitkräfte liegen vor allem in der veralteten Ausrüstung von Luftwaffe und Kommunikationstechnik.

Die tschechische Armee hat 65 000 Soldaten, 952 Panzer, 1 367 gepanzerte Fahrzeuge, 36 Hubschrauer und 143 Kampfflugzeuge. Auch wenn die Modernisierung schon recht fortgeschritten ist, gibt es immer noch einen Überhang von Offizieren der älteren Generation (zwischen 45 und 55 Jahren), die noch durch die Militärschule des Sozialismus gegangen sind und eher unwillig die Seiten wechseln.

In Ungarn umfaßt die Armee knapp 50 000 Soldaten, 900 Panzer, 1 300 gepanzerte Fahrzeuge, 59 Hubschrauber und 141 Kampfflugzeuge. Die Ausrüstung stammt zu einem großen Teil aus sowjetischer Produktion und ist veraltet. Die Regierung will bald 30 neue Kampfflugzeuge kaufen.

Die Aufnahme Rumäniens und Sloweniens würde die Streitkräfte der NATO im Maximalfall um weitere rund 238 000 Soldaten wachsen lassen. Die rumänische Armee verfügt über 228 400 Soldaten, 1 255 Panzer, 368 Kampfflugzeuge und sieben Kriegsschiffe. Sloweniens Armee umfaßt 9 500 Soldaten und 109 Kampfpanzer.

Neben der Modernisierung von Strukturen und Ausrüstung wird die Integration osteuropäischer Staaten in die nordatlantische Allianz im übrigen auch ein Sprachproblem aufwerfen: Die NATO-Verkehrssprache Englisch ist unter den Militärs in Osteuropa bislang wenig verbreitet.

AFP/jW

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