Aus: Ausgabe vom 06.07.2007, Seite 3 / Schwerpunkt
Dokumentiert: »In der Sackgasse«
* Lutz Brangsch und Michael Brie vom Vorstand der Rosa-Luxemburg-Stiftung forderten am 4. Juni im Standpunktepapier »In der Sackgasse –oder: Mittel beherrschen Ziele« eine Distanzierung vom »schwarzen Block«:
(...) Am 2. Juni dieses Jahres haben in Rostock die auf Gewalt setzenden Gruppen den anderen Gruppen und der großen Mehrheit der Demonstrantinnen und Demonstranten ihre Logik aufgezwungen und erreicht, daß nicht mehr die Globalisierungskritik, sondern die von wenigen ausgeübte Gewalt das Bild der Gegenaktivitäten prägte. (...)Die globalisierungskritische Bewegung für Gerechtigkeit und Demokratie ist nun mit zwei Problemen konfrontiert: erstens damit, daß das Anliegen des Protestes hinter die Gewalt zurücktritt oder mit ihr gleichgesetzt wird, zweitens damit, daß ein Teil der Bewegung den anderen ungehemmt instrumentalisieren konnte. Die Toleranz wurde zu einem Nebeneinander, das dazu ausgenutzt wurde, Strategien durchzusetzen, die durch keinen Konsens gedeckt waren. Die in der frühen Phase unausgesprochene Vereinbarung gegenseitiger Achtung der Verschiedenheit erwies sich als Schein, als Illusion. (...)
In Rostock hat eine kleine Minderheit von Gewalt ausübenden Gruppen das Anliegen der großen Mehrheit bewußt bekämpft. Hauptgegner dieser Minderheit war nicht die Staatsgewalt, deren Mauerbau, deren buchstäbliche Schnüffelei sie im Nachhinein legitimiert haben. Der schwarze Block hat in Rostock vor allem ein Anliegen erfolgreich bekämpft – den legitimen und wirkungsvollen Demonstrationszug der Gewaltlosen. Die falsche Toleranz im Vorfeld und die fehlende offensive Vorbereitung auf diese Gewalt durch die Organisatoren der Demonstration hat diesen Sieg der Unvernunft und Inhumanität möglich gemacht. (...) Offensichtlich ist Zeit für einen Bruch. Let’s make it real.
* Vollständiger Wortlaut: rosalux.de
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