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Aus: Ausgabe vom 26.10.2007, Seite 11 / Feuilleton

Dave Gahan ohne Depeche Mode

Hourglass« ist das zweite Soloalbum des Depeche-Mode-Sängers Dave Gahan. War »Paper Monsters« 2003 mit seinen bluesigen Gitarren eine kleine Abkehr vom Depeche-Mode-Sound, könnte »Hour­glass« als Depeche-Mode-Album durchgehen. Und genau das ist das Problem. So wenig, wie sich die Rezensenten der neuen Platte Gahans von Depeche Mode lösen können, so wenig gelingt es Gahan, sich aus diesem übermächtigen musikalischen Kontext zu befreien. So muß er sich zwangsläufig als Songschreiber an Martin Gore messen lassen und, wenn ihm ein Song gelingt, sich dem Vorwurf aussetzen, er würde dessen Akkordfolgen kopieren.

Was ist dran an »Hourglass«? Da wäre »Saw Something«, eine von vier Balladen des Albums, der John Frusciante (Red Hot Chili Peppers) am Ende ein gut gemeintes Gitarrensolo hinzufügt. Lied zwei, »Kingdom«, hat alle Qualitäten und Mängel, die eine gute Single ausmachen, inklusive Bombast. Überhaupt fällt auf, daß das Album mit viel Hall und Effekten produziert wurde. Da läuft Gahan neben dem Trend, denn die elektronische Musik tendiert heute zu einem trockenen, klaren Sound. Der Musikexpress legte Gahans Platte unter »Synthiepop« ab. Das ist sie nicht. Gahan, der das Album mit DM-Tourdrummer Christian Eigner und Programmierer Andrew Phillpott quasi in Eigenregie produziert hat, will die große Emotion und greift zu Arrangements, die an Toni Visconti (Morissey, Bowie) oder Daniel Lanois (U2) erinnern. Sei es das im Beat an DMs »Personal Jesus« angelehnte »Use You« oder »A Little Lie«.

Und doch ist es kein schlechtes Album und der letzte Song »Down« sogar ein großartiges Stück Musik. Man möchte auch weiterhin Gahan dabei zuhören, wie er, der bis zum klinischen Tod alle Rockstarallüren mitgemacht hat, sich selbst zu finden versucht. Michael Sommer
Dave Gahan, »Hourglass«, Mute Records/EMI

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