Aus: Ausgabe vom 12.12.2007, Seite 12 / Feuilleton
Reality-Remix
Die berühmte Freiheit des Wortes: Aufrufe sind meistens Aufrufe zum Einschlafen. Gab es zu anderen Zeiten viel öfter. Damals waren die Fahrensleute des Sozi-Establishments immer vorneweg (Freimut Duve, Ralph Giordano, Adrienne Göhler etc). Nun hat ein verhinderter Spätpoptheoretiker aus dem Rhein-Main-Gebiet namens Wolfgang Sterneck einen »Internationale Aufruf von MusikerInnen für gesellschaftliches Engagement« namens »Rhythms of Change« in die untergehende Musikindustrie geschleudert. Unterschrieben haben knapp 40 Künstler, darunter früher einmal hochinteressante Personen wie John Sinclair (Propagandaminister der MC 5), Martin Paul (Keyboarder von Ton Steine Scherben), Z’ev und diverse Mitglieder von Crass, Dead Kennedys, Asian Dub Foundation, Underground Resistance, Chumbawamba oder The Ex. Und was steht drin? Das Zeug, auf das man sich sowieso einigen kann, formuliert am Rande der Belanglosigkeit: »Fernab der weichgespülten TV-Shows sind noch immer schräge Rhythmen und Breaks zu hören, die sich nicht übertönen lassen. (...) Beständig geht es um Freiräume, in denen zumindest ansatzweise ein anderes Leben möglich ist. Freiräume, die geprägt sind von selbstbestimmter Kreativität und solidarischer Verantwortung. (...) Letztlich geht es darum, die gesellschaftlichen Verhältnisse zum Tanzen zu bringen. Ihre wirkliche Stärke eröffnen die Energien durchtanzter Nächte erst dann, wenn sie sich im Reality-Remix des Alltags als Engagement für eine konsequente Veränderung entfalten.« (jW)
www. sterneck.net/manifest
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