Aus: Ausgabe vom 12.01.2008, Seite 16 / Aktion
Lust auf Veränderung:
uns verbindet so einiges: Unsere Unzufriedenheit mit sozialer Ungerechtigkeit im Lande und weltweit. Unsere Wut darüber, daß zunehmend Krieg und Repression, Folter und Gefängnisse auch in angeblich zivilisierten Ländern als Weg zur Lösung von Problemen verkauft werden. Aber auch die Gewißheit, daß bestehende Verhältnisse nicht den Schlußpunkt der Geschichte darstellen, daß Veränderung nicht nur nötig, sondern auch möglich ist.
Auch über die wesentlichen Grundzüge einer solchen Veränderung sind wir uns einig; nicht zufällig orientieren wir uns in diesen Fragen an Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht. Der ehemalige BDI-Chef Hans Olaf Henkel beschreibt das in seinem aktuellen Buch (Der Kampf um die Mitte, Droemer 2007) so: »Leitet man den Begriff ›Demokratie‹ nämlich vom griechischen Wort ›demos‹, also Volk, ab, so kann diese Staatsform auch ›Volksherrschaft‹ bedeuten, was jeden Pluralismus ausschließt: Das Volk herrscht, basta. Von dort ist es, Lenin läßt grüßen, zur ›Diktatur des Proletariats‹ nicht mehr weit. Kein Linker nimmt diese Phrase mehr öffentlich in den Mund, aber das heißt nicht, daß die Neomarxisten nicht doch davon träumen, wenn sie alljährlich auf Rosa Luxemburgs Grab ihre Nelken ablegen und die Fäuste ballen. Als gute ›Demokraten‹, versteht sich.«
Das Volk herrscht: Eine grauenhafte Vorstellung – für Herrn Henkel und jene, die er vertritt. Einerseits völlig verständlich, denn er ist ja mit den bestehenden Verhältnissen grundsätzlich sehr einverstanden. Ihm entgeht auch nicht, daß die sozialen Verwerfungen im Lande zunehmen und der Wunsch nach Alternativen wächst. Herr Henkel befürchtet zu Recht, daß die Welt als veränderbar erkannt werden könnte. Und daß es nicht beim Wunsch zur Veränderung bleibt, sondern daß sich die Menschen organisieren könnten, um diesen Wunsch umzusetzen.
Damit es erst gar nicht soweit kommt, gibt es Parteien, Kultur und Medien, die die Verhältnisse verschleiern und schönreden. Und deshalb brauchen wir unsere eigene Politik, unsere eigene Kultur, unsere eigenen Organisationen – und unsere eigenen Medien. Wir möchten Ihnen die junge Welt anbieten: Wenn Sie schon diese Zeitung lesen, abonnieren Sie diese. Wenn Sie bereits abonniert haben, werben Sie einen neuen Abonnenten. Denn eine Gegenkultur kann nur dann wirken, wenn sie zur Kenntnis genommen wird. Auch eine Zeitung, die nicht den Konzernen und Parteien ausgeliefert ist, kann sich nur entwickeln, wenn sie über genügend Finanzen verfügt. Weil sie aber diese nicht von Banken, Anzeigenkunden oder Unternehmen bekommt, ist sie auf zahlende Leserinnen und Leser, also Abonnements angewiesen.
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