Bildung trotz(t) Zersplitterung
Von MASCH e. V.![6.jpg](/img/450/195484.jpg)
Der Marxistischen Abendschule – MASCH e.V. aus Hamburg ist es in den vergangenen rund 17 Jahren gelungen – trotz der Zersplitterung der Linken in ein kaum überschaubares Zirkelwesen – erfolgreich eine kontinuierliche Bildungsarbeit zu etablieren. Dabei wurde es sich von Beginn an vor allem zur Aufgabe gemacht, Grundlagenkenntnisse des Marxismus insbesondere unter Betriebskolleginnen und -kollegen sowie Jugendlichen zu verbreiten. Das Angebot stößt im Hamburger Raum und darüber hinaus seit Jahren auf reges Interesse, das sich in jüngster Zeit sogar verstärkt hat.
Historisches Erbe beleben
Marxistische Arbeiterschulen haben in Deutschland eine lange, wenngleich häufig vergessene Tradition. Erste Ansätze der Arbeiterbildung finden sich bereits im 19. Jahrhundert in Form von selbstverwalteten Arbeiterbildungsvereinen. 1926 gründete sich in Berlin nach einem Parteibeschluss der KPD die Berliner Marxistische Arbeiterschule. Mit ihrem Ziel, die marxistischen Grundlagen unter den Arbeiterinnen und Arbeitern zu verbreiten und theoretische Debatten zu führen, wurde die Berliner MASCH zu einem Vorbild für weitere Marxistische Arbeiterschulen im gesamten Reichsgebiet. Bis zur Machtübertragung an die Faschisten und der darauffolgenden Zerschlagung aller revolutionären Institutionen gab es in 26 Städten Marxistische Arbeiterschulen.
Die 2007 gegründete Marxistische Abendschule – MASCH e.V. aus Hamburg sieht sich in dieser historischen Tradition und möchte das Erbe kreativ wiederbeleben. Das Bildungsangebot der MASCH ist vielfältig. Neben regelmäßigen Veranstaltungen zu aktuellen Themen, zu denen ausgewählte Referentinnen und Referenten eingeladen werden, bietet die MASCH mindestens einmal im Jahr den Grundkurs Marxismus an. In dem Grundkurs sollen Teilnehmerinnen und Teilnehmer an vier Tagen die Grundlagen des Marxismus kennenlernen können.
Theorie für die Praxis
Ergänzt werden diese Bildungsangebote durch die Reihe »Aktuelles im Brennglas des Marxismus«. Hier werden aktuelle politische, strategische und wissenschaftliche Themen behandelt, wie z. B. die Inflation, die aktuelle Kriegsgefahr, die Klimakatastrophe, der Kampf um Einflusssphären, die Frauenbefreiung, das Streikrecht, Arbeitszeitverkürzung oder auch aktuell bedeutsame geschichtliche Themen, wie der Faschismus und der Kolonialismus. Mit den im Grundkurs und den Kapitallesekreisen kennengelernten und erweiterten Instrumentarien des historischen und dialektischen Materialismus werden diese Themen beleuchtet und eingeordnet.
Im Mittelpunkt dieser Themenabende steht also nicht die Tagespolitik selbst oder einzelne Losungen oder Lösungen, sondern die materialistischen Grundlagen und klassenmäßigen Interessenlagen des jeweiligen Problems. Mit diesen Veranstaltungen will die MASCH noch näher an den Slogan der Grundkurse heranzukommen: »Theorie für die Praxis«. Für diejenigen, die noch tiefer in die marxistischen Grundlagen einsteigen möchten, werden Kapitallesekreise online angeboten, die regelmäßig im Januar beginnen.
Um Überforderung zu vermeiden, sind die Leseabende vierzehntägig und eine Vorbereitung wird nicht vorausgesetzt. Die Abende bestehen aus moderiertem gemeinsamem Lesen und Erarbeiten – sie sind also buchstäblich selbstverwaltete Bildungsarbeit. Dabei legt die MASCH großen Wert auf ihren überparteilichen Charakter. Ihre Mitglieder kommen aus unterschiedlichen Gruppen und Zirkeln oder sind parteipolitisch ungebunden. Dieser überparteiliche Anspruch – so meinen die Organisatorinnen und Organisatoren – erleichtert den Zugang zu ihren Bildungsangeboten. Die wachsende Zahl an Teilnehmerinnen und Teilnehmern der Grundkurse – im letzten Durchlauf 70 fast ausschließlich junge Leute aus verschiedensten Zusammenhängen – scheint das zu bestätigen.
Grenzen der Selbstverwaltung
Der überparteiliche Charakter offenbart aber auch eine wichtige Grenze selbstverwalteter Bildungsarbeit: Die kontinuierliche Arbeit der MASCH funktioniert, weil sich das Projekt nicht als politische Organisation versteht. Obwohl in den Veranstaltungen der Abendschule auch aktuelle Themen zur Sprache kommen und die Teilnehmenden leidenschaftlich über politische Fragen diskutieren können, folgt daraus keine unmittelbare politische Praxis. Das bedeutet für die organisatorische Arbeit innerhalb der MASCH, dass die Teilnehmenden Widersprüche im Organisationsanspruch und der politischen Praxis aushalten müssen. Gleichzeitig wird aber ein Raum für Auseinandersetzungen über diese Widersprüche geboten. Innerhalb dieser Dialektik bewegt sich die selbstverwaltete Bildungsarbeit.
Grundkurs Marxismus
Unter dem Motto »Theorie für die Praxis – vier Tage, die es in sich haben« bietet die MASCH regelmäßig den Grundkurs Marxismus an. An insgesamt vier Terminen setzen sich die vornehmlich jüngeren Teilnehmerinnen und Teilnehmer mit den wichtigsten Grundlagen des Marxismus auseinander: der politischen Ökonomie, dem Imperialismus, dem dialektischen und historischen Materialismus sowie dem Sozialismus. In einem Mix aus Lehrgesprächen, Gruppenarbeit, Diskussionen und Snackpausen werden die marxistischen Grundlagenthemen an praktischen Beispielen diskutiert und erläutert.
Die Lehrinhalte setzen sich unter anderem aus Klassikertexten von Marx, Engels und Lenin, aus Beispielen gewerkschaftlicher Kämpfe und kleinen Filmbeiträgen zusammen. Die Referenten arbeiten eng mit den Teamern, die meist aus vorhergegangenen Durchläufen kommen, zusammen. Diese moderieren die Arbeit der Kleingruppen. Alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer erhalten einen Reader für den Grundkurs zur Vor- und Nachbereitung. Dieser Grundlagenkurs wird nicht nur in Hamburg angeboten: Wenn sich genügend Interessierte finden, kommen MASCH-Referenten gerne auch in andere Städte.
Weitere Informationen und Materialien finden sich auf der Internetseite marxistische-abendschule.de
Fragen und/oder Anregungen sind zu richten an: info@marxistische-abendschule.de
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